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Zugverkehr Beschwerden von Bahnreisenden erreichen neuen Rekord

Verspätungen, Zugausfälle, schlechter Service: Die Zahl der Beschwerden von Bahnreisenden ist laut einem Zeitungsbericht auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Hauptgründe sind heftige Unwetter und eine deutliche Verbesserung der Kundenrechte.
Verkehrsbehinderungen nach Orkan: Viele Beschwerden durch Unwetter

Verkehrsbehinderungen nach Orkan: Viele Beschwerden durch Unwetter

Foto: Maja Hitij/ picture alliance / dpa

Berlin - Immer mehr Kunden beklagen sich über die Deutsche Bahn und andere Zugbetreiber. Bei der zuständigen Schlichtungsstelle sind nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung"  ("SZ") noch nie so viele Beschwerden eingegangen wie im laufenden Jahr. Bis 20. Dezember seien es bereits 3257 Anträge gewesen, gut 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Überwiegend gehe es um die Deutsche Bahn AG, die den mit Abstand größten Marktanteil habe, sagte der Geschäftsführer der Schlichtungsstelle, Heinz Klewe, der Zeitung.

In knapp der Hälfte der Fälle hätten Kunden sich über Verspätungen und Zugausfälle geärgert. In rund jedem dritten Beschwerdefall habe es Probleme mit dem Ticket gegeben. Jede vierte Beschwerde betraf den Service, etwa weil der Erste-Klasse-Wagen fehlte oder weil es an Hilfe für Menschen mit Gehbehinderung mangelte. Viele Beschwerden beinhalteten mehrere Kritikpunkte gleichzeitig.

"Weit mehr als 80 Prozent unserer Schlichtungsvorschläge wurden sowohl von den Reisenden als auch von den Verkehrsunternehmen akzeptiert", sagte Klewe.

Die Schlichtungsstelle  ist seit 2009 tätig. Seit damals bekommen Bahnnutzer beispielsweise bei Verspätungen von einer Stunde ein Viertel des Fahrpreises zurück, bei zwei Stunden die Hälfte. Reisende können sich immer dann an sie wenden, wenn sie sich zuvor erfolglos bei ihrem Verkehrsunternehmen beschwert haben.

Die Bahn teilte mit, man sei im vergangenen Jahr häufig gar nicht schuld an den Problemen der Fahrgäste gewesen. "2013 war geprägt von vielen heftigen Unwettern, von hochwasserbedingten Streckensperrungen über fünf Monate, von unpassierbaren Strecken im Ruhrgebiet aufgrund nicht gesicherter alter Bergwerksstollen und durch die notorischen kriminellen Eingriffe in den Bahnverkehr, wie etwa Kabelklau", sagte Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg der "SZ". "All dies ging zu Lasten der Pünktlichkeit, der Zuverlässigkeit und der Qualität unseres Angebots."

Die Beschwerden von Bahn-Kunden dürften noch aus einem anderen Grund ein neues Rekordhoch erreicht haben: Im September hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass die Bahn selbst dann zahlen muss, wenn die Verspätung durch höhere Gewalt verursacht wurde, also auch bei Hochwasser, Unwetter oder Streik. Bahn-Chef Rüdiger Grube kritisiert dies als Verzerrung des Wettbewerbs.


Service: Anträge bei der Schlichtungsstelle können Sie hier  stellen.

ssu/dpa-AFX