Zum Inhalt springen

Gerard Piqué als Unternehmer Nebenberuf Fußballstar

Er spielt beim FC Barcelona, hat angeblich einen IQ von 170 und ist mit einem Popstar verheiratet. Doch Gerard Piqué hat noch mehr vor: Er will einen Drittligisten in die Champions-League führen und die Tenniswelt revolutionieren.
Geschäftsmann Gerard Piqué (hier mal auf dem Platz)

Geschäftsmann Gerard Piqué (hier mal auf dem Platz)

Foto: LLUIS GENE/AFP

Voriges Wochenende gab sich der Eigentümer mal selbst die Ehre. Natürlich war Gerard Piqué der Star bei der Pokalniederlage seines FC Andorra gegen El Prat. Kommt ja nicht oft vor, sein Besuch. Piqué hat schließlich noch allerhand anderes zu tun.

Selber kicken zum Beispiel: Am Sonntagabend spielt er mit dem FC Barcelona gegen Betis Sevilla, es wird seine 500. Partie für Barça sein. Da kann er leider nicht am Sonntagmittag bei der zweiten Mannschaft des Nachbarklubs Espanyol vorbeischauen, wo Andorra in die Drittligasaison startet. Dem Publikum entgeht dadurch eine dieser typischen Piqué-Geschichten - just bei Espanyol Barcelona empfinden sie besonders tiefe Abneigung gegenüber einem, der niemanden kalt lässt.

Piqué ist der Spieler, der wichtige Beiträge zu WM- und EM-Titel leistete, aber bei spanischen Länderspielen trotzdem jahrelang vom eigenen Anhang ausgepfiffen wurde. Dem auf der anderen Seite gerade ein katalanischer Rapper ein Lied widmete, weil er "die Jugend repräsentiert: immer mit offenem Visier, auch wenn nicht alle wie er denken".

Wie Piqué die halbe Tenniswelt gegen sich aufbrachte

Er ist der Mann, der die Popsängerin Shakira geheiratet hat, die deshalb bei Stadtderbys vom Espanyol-Publikum immer sehr geschmacklos verunglimpft wird, wofür Piqué sich wiederum mit auch nicht immer allzu subtilem Spott revanchiert. "Ich habe mehr Privatvermögen als Espanyol Saisonetat", prahlte er kürzlich in einer Comedy-Show.

Seine zahlreichen Konflikte ficht der 32-Jährige aber nicht nur im Fußball aus. Auch die halbe Tenniswelt hat er gegen sich aufgebracht, indem er mit seiner Holding Kosmos den Davis Cup auf den Kopf stellte. Der zuletzt darbende Traditionswettbewerb wird dieses Jahr erstmals als kompaktes Turnier mit 18 Nationen ausgetragen, die Finalwoche soll im November in Madrid stattfinden. Viele der Stars, die den Davis Cup zuvor schon schwänzten, wollen jetzt erst recht nicht kommen.

Spiel, Satz und Sieg: Piqué als Zuschauer bei den Madrid Open im Jahr 2017

Spiel, Satz und Sieg: Piqué als Zuschauer bei den Madrid Open im Jahr 2017

Foto: Clive Rose/ Getty Images

Für Piqué steht viel Geld auf dem Spiel. Drei Milliarden Dollar über 25 Jahre hat Kosmos dem Tennis-Weltverband für die Lizenz versprochen.

Geschäftsstart mit Immobilien

Die Holding-Gesellschaft mischt außerdem noch bei Videospielen und Filmproduktionen mit, einige so polemisch wie "La Decisión" - der Streifen, in dem Antoine Griezmann vorigen Sommer sein - vorübergehendes - Non für den FC Barcelona inszenierte.

Schon 2006 hatte Piqué mit Immobilien seine Geschäftskarriere gestartet. Zu seinem wichtigsten Partner und Co-Investor entwickelte sich seither der japanische Internetunternehmer Hiroshi Mikitani mit seiner Firma Rakuten. Dass diese auch als Barças Hauptsponsor auftritt, ist eine Folge von Piqués Freundschaft mit Mikitani. Nicht umgekehrt.

Wer je glaubte, Fußballprofi sei ein Fulltime-Job, dem hatte Piqué also bereits das Gegenteil bewiesen, als er sich im Januar den damaligen Fünftligisten Andorra zulegte. Er besorgte ein knappes Dutzend neuer Spieler sowie die ehemaligen Barça-Profis Gabri García und Albert Jonquera als Trainer - so schaffte man es aus dem Tabellenmittelfeld noch zum Aufstieg.

Und als der spanische Verband im Juni den Drittligaplatz der zwangsabgestiegenen Mannschaft aus Reus zum Verkauf ausschrieb, kam aus Andorra das erste Gebot. Der Verein aus dem Fürstentum, seit jeher in den spanischen Spielbetrieb eingegliedert, wurde damit zum ersten Verein, der in einem Jahr zwei Ligen nach oben sprang.

Wo wird P iqué zuerst Präsident?

Wo Piqué dabei ist, passiert eben was. "Eines Tages wird die Champions-League-Hymne in Andorra ertönen", versprach er im April bei der Vorstellung eines Sponsors. Noch spielt der Verein zwar in einem Stadion für 500 Leute, im kleinen Ort Encamp, aber er will ein neues für rund 15.000 Menschen bauen lassen. Zuletzt kaufte er auch den Klub Gimnàstic aus Manresa, das zwischen Barcelona und Andorra liegt, für seine gute Jugendarbeit bekannt ist und Talente zuliefern soll.

Schon laufen in Barcelona informelle Wetten, bei welchem Champions-League-Verein er als erstes Präsident wird: Andorra oder Barça. In Barcelona gilt er seit Jahren als kommender Klubchef, es wäre die logische Krönung seiner Biografie.

Familienglück und Pokale: Piqué und Ehefrau Shakira im Jahr 2015

Familienglück und Pokale: Piqué und Ehefrau Shakira im Jahr 2015

Foto: David Ramos/ Getty Images

Piqué besuchte die beste Schule der Stadt, seine Mutter ist eine renommierte Gehirnmedizinerin, sein Großvater mütterlicherseits war Vizepräsident bei Barça und baute eine Firma für Baumaterialien auf, die inzwischen Piqués Vater leitet, der bisweilen auch noch Krimis schreibt. Gerard habe einen IQ von 170, erklärte der Vater mal in einem Interview, und wem das noch nicht reicht, der kann zu seinen Privilegien noch das gute Aussehen zählen.

Privilegien haben viele, aber nicht alle machen so viel daraus. Nur seine Auswahlkarriere in Spaniens Nationalelf hat er voriges Jahr beendet, denn das wäre ja nun wirklich nicht auch noch zu schaffen. Wobei, warum eigentlich nicht? "In Projekte involviert zu sein, macht mich glücklich", sagte Piqué selbst, nachdem er gerade mal wieder für seine Tennis-Revolution um die Welt gejettet war.

Spätestens seit diesem Engagement warten die vielen Kritiker darauf, dass sich die Hyperaktivität negativ auf seinen Barça-Job auswirkt. Bislang warten sie vergebens: Gut verteidigen, das macht er quasi nebenher.