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Nach #MeToo-Krise Institut zur Zukunft der Arbeit installiert divers besetztes Beratungsgremium

Im Herbst stürzte das Bonner IZA in eine tiefe Krise, Grund war der Umgang mit #MeToo-Vorwürfen. Nun zieht das Institut Konsequenzen.
aus DER SPIEGEL 4/2024
Ökonomin Osikominu

Ökonomin Osikominu

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Carmen Moosmann / Universität Hohenheim

Das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) zieht Konsequenzen aus der tiefen Krise, die die angekündigte Ernennung von Armin Falk zum Institutschef im vergangenen Herbst ausgelöst hatte. Der Verhaltensökonom war zwar in einer Untersuchung von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gegenüber einer Kollegin völlig entlastet worden – jedoch hatte der rüde Umgang mit der betroffenen Forscherin für Entrüstung im globalen Forschungsnetzwerk des Instituts gesorgt.

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Dieses Netzwerk ist sehr bedeutend für das IZA. Es ist das größte Ökonomennetzwerk eines deutschen Instituts, ihm gehören mehr als 2000 Forschende aus der Arbeits- und der Verhaltensökonomie an, darunter mehrere Nobelpreisträger. Fast 700 Mitglieder drohten in einem offenen Brief mit Austritt, Falk zog zurück.

Nun überarbeitet das Forschungsinstitut in der Aufarbeitung der #MeToo-Krise seine Strukturen. Künftig soll nach SPIEGEL-Informationen ein neues, betont divers besetztes Beratungsgremium die Netzwerkarbeit des IZA koordinieren. Es sind vier Frauen und zwei Männer unterschiedlicher Generationen und Forschungsschwerpunkte.

Dazu zählt etwa die Hohenheimer Bildungs- und Arbeitsökonomin Aderonke Osikominu, die bereits der für den Ethikkodex zuständigen Arbeitsgruppe des Vereins für Socialpolitik angehört und damit Expertise für Verhaltensregeln im Arbeitsumfeld aufweist. Zudem hat das IZA mit der Kopenhagener Ungleichheitsforscherin Daphné Skandalis eine Unterzeichnerin des offenen Briefs ins neue Gremium geholt. Die Mitglieder des Netzwerks werden an diesem Freitag über das Gremium und seine Besetzung informiert.

Beim IZA legt man großen Wert darauf, dass die Koordinatorinnen und Koordinatoren zuvorderst aufgrund ihrer fachlichen Expertise ausgewählt wurden. »Das neue Gremium steht für wissenschaftliche Exzellenz und repräsentiert zugleich die vielfältigen Facetten und Perspektiven unseres globalen Netzwerks«, sagte ein IZA-Sprecher.

Die Italienerin Oriana Bandiera von der London School of Economics erhielt für ihre Forschung zu Arbeitsmärkten in Entwicklungsländern den als europäischen Nobelpreis angesehenen Yrjö-Jahnsson-Award und berät die britische Regierung. Skandalis ist Beraterin der französischen Regierung. Der Yale-Forscher Joseph Altonji zählt zu den bekanntesten US-Arbeitsökonomen; der britische Glücksforscher Andrew Oswald wird Vorsitzender des Gremiums.

fdi
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