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Wegen Drohungen und Gewalt US-Kette Target entfernt LGBTQ-Produkte aus dem Sortiment

Produkte in Regenbogenfarben hatte der US-Einzelhändler Target in die Regale gestellt. Anlass: der »Pride Month« zur Würdigung queerer Menschen. Dann bedrohten Rechte die Mitarbeiter – und die Handelskette beugt sich.
Produkte bei Target zum »Pride Month«: »Alle LGBTQ-Befürworter und die Mitarbeiter, die sie unterstützen, finden und bloßstellen«

Produkte bei Target zum »Pride Month«: »Alle LGBTQ-Befürworter und die Mitarbeiter, die sie unterstützen, finden und bloßstellen«

Foto: George Walker IV / AP

Die US-Einzelhandelskette Target hat einige Produkte zur Unterstützung von queeren Menschen aus dem Sortiment genommen, nachdem Beschäftigte nach Angaben der Firma  bedroht worden waren. Seit der Einführung der neuen Kollektion zum diesjährigen »Pride Month« zur Würdigung von schwulen, lesbischen, trans und anderen queeren Menschen habe es Drohungen und andere Vorkommnisse gegeben, »die die Sicherheit und das Wohlbefinden unseres Teams auf der Arbeit gefährden«, erklärte der Konzern.

Angesichts dieser »unberechenbaren Umstände« sehe sich das Unternehmen gezwungen, Anpassungen vorzunehmen und einige Produkte aus den Regalen zu nehmen, hieß es weiter. Target werde aber weiter an der Seite der Szene stehen und sie unterstützen. Die Szene wird traditionell im Monat Juni mit Veranstaltungen gewürdigt.

Target hatte zuletzt eine Reihe neuer Artikel ins Sortiment aufgenommen, unter anderem für trans Menschen geeignete Bademode, eine Tasse mit dem Aufdruck »Gender Fluid«, was eine flexible Geschlechtsidentität umschreibt, und bedruckte T-Shirts, die mit den Ausdrücken proud (stolz) und pride (Stolz) auf den »Pride Month« anspielen. Viele Produkte sind in Regenbogenfarben gehalten – Regenbogen werden gemeinhin als Symbol für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt genutzt.

Videos zeigen offenbar auch Gewalt

Konservative Hardliner hatten sich dann in den Geschäften gefilmt und sich über die Regenbogenprodukte lustig gemacht. Ein Video, das in diesem Kontext in sozialen Medien viel geteilt wird, zeigt, wie ein Mann einen Regenbogen-Aufsteller in einem Geschäft herunterreißt und darauf herumtrampelt. Auf die Beschwerde einer Frau sagt er, es handele sich bei dem Aufsteller um »Teufelsanbetung«. Die britische Firma, die die Produkte für Target herstellt, wurde in rechten Medien als »satanistisch« beschimpft.

Ein bekannter Rechtsextremer drohte in einem Video außerdem damit, »jeden einzelnen Manager« und »alle LGBTQ-Befürworter und die Mitarbeiter, die sie unterstützen, zu finden und bloßzustellen«. In seiner Freizeit gehe er »gerne LGBTQ-Unterstützer jagen«. Wer die Szene unterstütze, sei »nicht sicher« vor ihm.

Ein anderes Video , das von demselben Mann aufgenommen wurde, zeigt, wie er in einem Target-Geschäft ein »Pride«-T-Shirt auf einem Bügel in der Hand hält und Menschen fragt, was sie von dem »Satanismus« halten würden. Eine Frau, die sich als Angestellte des Ladens zu erkennen gibt, solidarisiert sich daraufhin vor seiner Kamera mit der LGBTQIA-Szene. Auf die Frage des Filmenden, ob sie den Teufel unterstütze, sagt sie ironisch: »Ja, den Teufel und Pride«. Zusammen mit einem anderen Mann, der sagt, er sei ein verdeckter Sicherheitsmitarbeiter, geleitet die Frau den Rechtsextremen aus dem Laden, der dabei immer wieder versucht, Kundinnen und Kunden anzusprechen.

Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom beklagte  eine »systematische Attacke auf die Homosexuellenszene im ganzen Land« und kritisierte den Schritt von Target. Damit liefere die Kette die LGBTQIA-Szene »den Extremisten aus«. Eine Twitter-Userin schrieb , kein Kind würde die Aufsteller bei Target sehen und »beschließen, homosexuell zu werden«.

Es ist nicht der erste Fall in jüngster Vergangenheit, in der ein US-Unternehmen seine Unterstützung für queere Menschen ausdrückt und dann rechten Hass abbekommt. Anfang des Monats war der Absatz der Biermarke Bud Light um 25 Prozent eingebrochen. Grund war offenbar, dass konservative und rechte Kreise in den USA zu einem Boykott aufgerufen hatten – denn Bud Light hatte in sozialen Medien mit einer trans Influencerin zusammengearbeitet, die ein Werbevideo für die Marke veröffentlicht hatte.

kko/AFP