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Bankenbeteiligung Wen die Griechen-Rettung reich macht

Finanzkonzerne und Regierung feiern ihre Grundsatzeinigung zur Griechen-Hilfe als Wohltat für arme Südeuropäer. Doch bei genauem Hinsehen ist der zugesagte Betrag verschwindend gering. Einen großen Teil der Last trägt der Steuerzahler, Grund zum Jubel haben nur die Banken.
Deutsche-Bank-Chef Ackermann (l.), Finanzminister Schäuble: Nur einer kann sich freuen

Deutsche-Bank-Chef Ackermann (l.), Finanzminister Schäuble: Nur einer kann sich freuen

Foto: Maurizio Gambarini/ dpa

Hamburg - Zu viel Lob ist verdächtig, vor allem wenn es aus den eigenen Reihen kommt. Kaum hatte sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit deutschen Bankenvertretern auf eine Beteiligung der Finanzwirtschaft am nächsten Griechenland-Hilfspaket geeinigt, beeilten sich seine Parteifreunde, den Pakt zu preisen: Ein "wichtiger, verantwortungsvoller Schritt" seien die 3,2 Milliarden Euro, welche die deutsche Finanzwirtschaft beisteuern will, sagte der CDU-Abgeordnete Hans Michelbach. Und der stellvertretende Fraktionschef Michael Meister sprach von einer "substantiellen Beteiligung", ein Begriff, den sein Minister Schäuble vor Wochen im ersten Rettereifer gebraucht hatte - und der ihm heute eher peinlich sein dürfte.

Private Geldgeber müssten substantiell, quantifizierbar und verlässlich bei der Griechenland-Rettung mitmachen, hatte Schäuble damals gefordert. Viel geblieben ist davon nicht, zumindest nicht in Deutschland. Was hiesige Banken und Versicherer tatsächlich versprochen haben, ist eher eine symbolische als eine substantielle Beteiligung.

Die Privaten zahlen höchstens die Hälfte

Da ist zunächst einmal die schöngerechnete Summe von 3,2 Milliarden Euro. Von wirklich privaten Gläubigern, die man eigentlich rannehmen wollte, kommt davon höchstens die Hälfte. Den Rest steuert der Staat bei.

  • 1,2 Milliarden Euro sollen die sogenannten Bad Banks tragen, also Abwicklungsanstalten der WestLB und Hypo Real Estate (HRE)  . Beide Institute gehören ohnehin dem Staat, und für die Verluste ihrer Bad Banks kommt der Steuerzahler auf.
  • Die restlichen zwei Milliarden Euro teilen sich die deutschen Geschäftsbanken und die Versicherer. Doch auch hier kommt längst nicht alles Geld aus privaten Kassen. Bei den Banken etwa gehören die staatliche Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die immer noch teilverstaatlichte Commerzbank   zu den größten Zahlern.
  • Wirklich private Beiträge in relevanter Höhe dürften nur die Deutsche Bank  , die DZ Bank sowie die Versicherungskonzerne Allianz   und Munich Re  leisten.

Einen guten Teil ihrer Griechenland-Anleihen sind die deutschen Banken ohnehin schon losgeworden - zum Beispiel an die Europäische Zentralbank, die zwischen Mai 2010 und März 2011 griechische Staatspapiere im Wert von geschätzt 50 Milliarden Euro am Markt aufgekauft hat.

Griechenlands größte Gläubiger

Null Risiko, hohe Gewinnchancen

Mittlerweile halten die deutschen Geschäftsbanken noch Anleihen im Ursprungswert von rund zehn Milliarden Euro. Hinzu kommen geschätzte sechs bis sieben Milliarden Euro bei der staatlich getragenen Abwicklungsanstalt der HRE sowie rund zwei Milliarden Euro bei den Versicherern. Ein Großteil der Papiere hat jedoch noch sehr lange Laufzeiten und soll deshalb vorerst nicht umgetauscht werden. Die 3,2 Milliarden Euro, die die Finanzwirtschaft nun beisteuern will, speisen sich alleine aus Anleihen, deren Laufzeit bis 2014 endet.

Wenn die betroffenen Staatspapiere auslaufen, wollen die Banken und Versicherer freiwillig neue kaufen, mit sehr langer Laufzeit von bis zu 30 Jahren. So soll Griechenland Zeit bekommen, sein Schuldenproblem zu lösen. Details des Umtauschplans sollen bis zum Sonntag verhandelt werden.

Schon jetzt lässt sich aber sagen: Ein wirkliches Opfer werden die Finanzkonzerne nicht bringen müssen. Nach einem französischen Vorschlag, auf dessen Basis auch die deutsche Beteiligung verhandelt wird, sollen die neuen Griechen-Anleihen der Banken und Versicherer über einen Treuhandfonds abgesichert werden. Verluste haben Unternehmen also kaum zu fürchten.

Im Gegenteil: Ihnen winkt sogar eine lohnende Verzinsung von jährlich mindestens 5,5 Prozent, die noch auf acht Prozent steigen kann, wenn die griechische Wirtschaft gut läuft. Null Risiko, aber hohe Gewinnchancen: das klingt nach einem guten Geschäft für die Banken und Versicherer. Deren Aktionäre haben das auch schon begriffen: Die Aktien von Deutscher Bank, Commerzbank, Allianz und Munich Re legten am Donnerstag und Freitag kräftig zu.

Nun muss nur noch die Bundesregierung einsehen, dass ihr Deal mit der Finanzwirtschaft wohl doch kein großer Wurf war.