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Aids-Infektionen in Europa Viele HI-Viren kommen aus Mittelmeerländern

Viren-Tourismus: Forscher haben die Ansteckungswege von Aids in Europa analysiert - und herausgefunden, dass die meisten HI-Viren aus den Mittelmeerländern nach Norden gelangen. Schuld daran sind oft Touristen, die sich während ihres Urlaubs anstecken.

Wenn Viren sich vermehren, schleichen sich häufig Fehler bei den Erbgut-Kopien ein. So entstehen Varianten von Virenstämmen anhand derer Molekularbiologen die Verbreitungswege der Erreger rekonstruieren können. Mit dieser Technik wurde auch die Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 untersucht.

Dimitrios Paraskevis von der Universität von Athen und seine Kollegen haben dasselbe nun für HI-Viren in Europa gemacht. Sie analysierten Viren-Sequenzen von 1337 Personen aus 16 europäischen Ländern und Israel. Dabei konzentrierten sie sich auf den HIV-1 Subtyp B, die Virusvariante, die in Europa am häufigsten auftritt. Anschließend konnten sie eine Karte mit den Ansteckungswegen erstellen.

Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift " Retrovirology " schreiben, zeigten sich dabei deutliche Unterschiede bezüglich der Viren-Ströme. Vor allem aus den Mittelmeerländern wird das HI-Virus in andere Länder Europas importiert, ergab die Analyse.

Die Wissenschaftler machten Griechenland, Spanien, Portugal und Serbien als Hauptquelle vieler eingeschleppter HI-Viren-Infektionen aus. Aus Deutschland, Österreich, Dänemark und Luxemburg wurden dagegen kaum Viren exportiert, ergab die Analyse. In Italien, Norwegen, Israel, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz und Großbritannien gab es hingegen in gleichem Maße einen Einstrom von Viren aus dem Ausland wie eine Virusmigration aus dem Land heraus. Aus Italien wurde das Virus hauptsächlich nach Österreich eingeschleppt und aus Portugal vor allem nach Luxemburg, wo 13 Prozent der Einwohner Portugiesen sind.

Griechenland, Portugal und Spanien sind wohl vor allem deswegen Viren-Hauptexporteure, vermuten die Forscher, weil sie beliebte Urlaubsziele sind und sich viele Touristen während ihres Urlaubs infizierten. Sie betonen, dass sich Gesundheitsprogramme und Aufklärungskampagnen nicht nur an die eigene Bevölkerung richten sollten, sondern auch Urlauber und Migranten mit einbeziehen müssten. Denn diese sind sowohl eine bedeutende Quelle als auch Zielscheibe für die Viren.

lub/ddp