Zum Inhalt springen

Lasten-Rekord Nepalesen schleppen mit Köpfchen

Sie gehen sehr langsam und machen viele Pausen. Doch was die nepalesischen Lastenträger über hunderte Kilometer auf ihrem Kopf schleppen, übersteigt oftmals ihr eigenes Körpergewicht. Belgische Forscher haben jetzt untersucht, wie das möglich ist.

Einen Tag vor dem Basar in Namche, einem nepalesischen Ort nahe des Mount Everest auf etwa 3500 Metern Höhe, spielt sich eine erstaunliche Szene ab: 30 Tonnen Waren wackeln auf den Köpfen von rund 650 Lastenträgern auf Bergpfaden in Richtung Marktplatz. Die meisten der Rai, Sherpa oder Tamang sind über eine Woche lang aus einem Kathmandu-Tal nach Namche unterwegs - insgesamt 8000 Meter bergauf und 3500 Meter bergab. Ein belgisches Forscherteam um Guillaume Bastien von der Université Catholique de Louvain interessierte sich nun dafür, ob die Lastenträger ihre Aufgabe besonders effizient meistern.

Wie die Forscher im Fachjournal "Science" (Bd. 308, S. 1755) schreiben, ist es noch weitgehend unerforscht, wie viel Energie es Menschen kostet, Lasten auf dem Kopf zu tragen. Bislang war nur bekannt, dass afrikanische Frauen auf diese Art Lasten von bis zu 60 Prozent ihres Körpergewichts bei weitem effizienter tragen als europäische Armee-Rekruten, die das gleiche Gewicht in Rucksäcken schleppen. Die nepalesischen Lastenträger jedoch setzen ihre Kräfte noch ökonomischer ein als die Afrikanerinnen - und können so mit der gleichen Anstrengung Lasten von 90 Prozent ihres Körpergewichts tragen.

Den Energieaufwand maßen die Forscher bei acht zufällig ausgewählten Trägern, indem sie verglichen, wie viel Sauerstoff sie ein- und wie viel Kohlendioxid sie ausatmeten. Die Träger und eine Kontrollgruppe von Europäern mussten dabei eine Strecke von etwa 50 Metern unterschiedlich schnell und mit verschiedenen Lasten zurücklegen. Wie sich herausstellte, mussten die Nepalesen für alle Aufgaben weniger Kraft aufwenden.

Die Strategie der Lastenträger: Viele Stunden langsam laufen, oft rasten und dabei eine Last schleppen, die so groß wie eben möglich ist und nicht selten das eigene Körpergewicht übersteigt. Teilweise folgt schon nach 15 Sekunden eine Rast von 45 Sekunden. Einmalig ist auch die Tragetechnik der Nepalesen: Sie legen einen breiten Riemen (Namlu) über den Kopf, an dem ein Lastenkorb (Doko) hängt. Während der Pausen stützen sie die Last auf einen T-förmigen Stock (Tokma).

Welcher körpereigene Mechanismus es ihnen ermöglicht, so große Lasten zu tragen, ist jedoch nicht bekannt. Möglicherweise beanspruchen sie ihre Muskeln weniger als Europäer, vermuten die Autoren.