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Wachstumsringe Das Geheimnis der Fingerabdrücke

Lassen sich Täter mittels ihrer Fingerlinien überführen, obwohl die Abdrücke aus ihrer Jugend stammen? Wissenschaftler haben ermittelt, wie sich die individuellen Linien im Leben verändern - sie sind auf eine erstaunlich einfache Regel gestoßen.
Fingerabdruck (in einem Fingerabdruckscanner): Wachstum in alle Richtungen

Fingerabdruck (in einem Fingerabdruckscanner): Wachstum in alle Richtungen

Foto: Ian Waldie/ Getty Images

Göttingen - Der Abgleich von Fingerabdrücken aus verschiedenen Lebensphasen gelingt künftig präziser als bisher. Wissenschaftler der Universität Göttingen haben gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt (BKA) Gesetzmäßigkeiten des Wachstums von Hand und Haut bestimmt, wie die Hochschule am Montag mitteilte. Die Fingerabdrücke von Jugendlichen wachsen demnach gleichmäßig und proportional zur Körpergröße.

Die Wissenschaftler untersuchten zunächst, ob Fingerabdrücke in alle Richtungen gleichmäßig wachsen. "Das war nicht von vornherein klar, da menschliche Knochen in der Regel verstärkt in die Länge wachsen, also schmaler werden", sagte der Statistiker Thomas Hotz. Ein gleichmäßiges Wachstum habe aber mit speziellen statistischen Verfahren belegt werden können.

Anschließend bestimmten die Forscher den Faktor, um den ein Finger sich vergrößert. Dabei habe sich gezeigt, dass Fingerabdrücke von Jugendlichen im Wesentlichen proportional zur Körpergröße wüchsen. "Wir können ihr Wachstum also nun mithilfe von Wachstumstabellen für Mädchen und Jungen vorhersagen", erklärte der Informatiker Carsten Gottschlich.

Kokain und Sprengstoff nachgewiesen

Nach Angaben der Universität hatte die Software des BKA bisher Probleme, die Fingerabdrücke eines Menschen im Jugend- und Erwachsenenalter als dieselben zu erkennen. Durch die neue Methode ließ sich die Fehlerquote in einem Praxistest deutlich senken.

Fingerabdrücke sind seit langem Gegenstand der Forschung. Zuletzt hatten Wissenschaftler herausgefunden, dass der Abdruck sogar verrät, was Menschen vor der Berührung angefasst haben. In den winzigen Spuren können beispielsweise Reste von Kokain und Sprengstoff nachgewiesen werden.

Eine andere Studie hatte ermittelt, dass die Rillen auf den Fingern keineswegs beim Festhalten von Gegenständen helfen. Experten hegen nun mehrere Ideen, warum es dann die Furchen gibt: Womöglich erhöhen die Rillen die Kontaktfläche zwischen einer rauen Oberfläche und der Haut, weil sie in Vertiefungen der Oberfläche hineinragen. Oder sie erleichtern das Greifen von feuchten Gegenständen, indem sie das Wasser abfließen lassen, ähnlich wie das Profil eines Reifens Aquaplaning verhindert.

boj/dpa