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Klimawandel in den Alpen Schweizer Gebirgspass wird erstmals seit 2000 Jahren wieder eisfrei

Bereits die Römer stapften durch Schnee und Eis über den Zanfleuronpass. Im September könnte er durch die dramatische Gletscherschmelze erstmals eisfrei werden – das hat auch Folgen für den Skibetrieb.
Joggerin läuft am Zanfleuron-Gletscher entlang

Joggerin läuft am Zanfleuron-Gletscher entlang

Foto: Anthony Anex / KEYSTONE / picture alliance

Ein mindestens seit der Römerzeit vollständig mit Eis bedeckter Pass in den Schweizer Alpen wird nach und nach wieder freigelegt. Der Zanfleuronpass im Skigebiet Glacier 3000 in Les Diablerets dürfte bis Ende September vollständig eisfrei sein, teilten die Verantwortlichen des Skigebiets am Donnerstag mit.

Bereits jetzt ist der Pass in 2800 Meter Höhe – nach über 2000 Jahren unter ewigem Eis – teilweise freigelegt. Das auf 3000 Metern gelegene Gletschergebiet Glacier 3000 lässt sich per Seilbahn erreichen. Die Pisten dort zählen zu den höchstgelegenen in der Schweiz. Im Jahr 2012 wurde am Zanfleuronpass noch eine Eisdicke von etwa 15 Metern gemessen.

Wanderer laufen Anfang August am Scex-Rouge-Gletscher im alpinen Resort »Glacier 3000« entlang. Der wurde bereits mit Planen abgedeckt, um die Schmelze einzudämmen.

Wanderer laufen Anfang August am Scex-Rouge-Gletscher im alpinen Resort »Glacier 3000« entlang. Der wurde bereits mit Planen abgedeckt, um die Schmelze einzudämmen.

Foto: Anthony Anex / KEYSTONE / picture alliance

Das derzeitige Schmelzen im Gletschergebiet wird sich auch auf den Skibetrieb auswirken, da der einst vereiste Pass zwischen den Gletschern Scex Rouge und Zanfleuron eine Verbindung für Skifahrer herstellte. Nun trennt ein Streifen Erde die beiden Gletscher. Es würde überlegt, wie die vorhandene Infrastruktur angepasst werden könne, erklärte der Direktor der Seilbahnen von Glacier 3000, Bernhard Tschannen.

In der Schweiz versuchen lokale Behörden seit Längerem die Schmelze mit weißen Planen zumindest etwas einzudämmen. Doch der Scex-Rouge-Gletscher wird wohl trotzdem komplett verschwinden, schätzen Forscher.

In der Schweiz versuchen lokale Behörden seit Längerem die Schmelze mit weißen Planen zumindest etwas einzudämmen. Doch der Scex-Rouge-Gletscher wird wohl trotzdem komplett verschwinden, schätzen Forscher.

Foto: Jean-Christoph Bott / KEYSTONE / picture alliance

Rekord-Eisverlust

An der Stelle des auf einer Höhe von 2971 Metern liegenden Scex-Rouge-Gletschers – wie auch Zanfleuron ebenfalls Teil des Glacier 3000 – wird Forschern zufolge wahrscheinlich in den nächsten zehn bis 15 Jahren ein natürlicher See entstehen. Der könnte dann eine Tiefe von etwa zehn Metern und ein Wasservolumen von 250.000 Kubikmetern haben, schätzen Glaziologen.

Die Gletscher schmelzen aufgrund eines vorangegangenen trockenen Winters und nun heißen Sommers in diesem Jahr in den gesamten Alpen überdurchschnittlich stark. Bereits im Juli brach der Verlust an Gletschermasse die bisher gemessenen Rekorde.

Demnach verliert etwa der Morteratschgletscher im Schweizer Kanton Graubünden täglich fünf Zentimeter und war im vergangenen Monat bereits stärker aufgelöst als am Ende eines durchschnittlichen Sommers.

Auch die fünf deutschen Gletscher schmelzen in Rekordtempo (mehr dazu lesen Sie hier). Aktuelle Bilder zeigen eindrücklich, dass die Eisflächen innerhalb nur eines Jahres deutlich zurückgegangen sind. Dem südlichen Schneeferner auf dem Zugspitzmassiv könnte schon dieser Sommer den Rest geben. Der letzte Gletscher auf deutschem Gebiet wird den Prognosen zufolge in etwa zehn Jahren verschwunden sein.

Anmerkung der Redaktion: Die erste Version dieses Textes enthielt eine falsche Schreibweise des Scex-Rouge-Gletschers, wir haben den Fehler korrigiert.

sug/AFP/dpa