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Kontrollsystem im Gehirn Menschen blinzeln effizient

Eine halbe Sekunde dauert ein Lidschlag, immerhin sechs Sekunden von jeder Minute sind wir quasi blind. Japanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Gehirn kontrolliert, wann wir blinzeln - um möglichst wenig Informationen zu verpassen.

Es hilft nichts, alle paar Sekunden müssen wir blinzeln - anderenfalls würden unsere Augen austrocknen. Für eine halbe Sekunde ist das Auge dabei jedes Mal geschlossen. Was aber, wenn ausgerechnet in diesem wortwörtlichen Augenblick etwas Entscheidendes passiert?

Dafür ist vorgesorgt, haben Forscher um Tamami Nakano von der Universität in Tokio nun gezeigt. Im Gehirn gebe es offenbar einen Kontrollmechanismus, der das Timing des Blinzelns steuert. Die Forscher zeigten, dass beispielsweise unterschiedliche Personen, die einen Film anschauten, überdurchschnittlich häufig zu den gleichen bestimmten Zeiten blinzelten - nämlich dann, wenn nur wenig passierte. Auf diese Weise, so schreiben die Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B", soll offenbar die Gefahr minimiert werden, durch das kurzzeitige Schließen des Auges entscheidende Informationen zu verpassen.

Menschen blinzeln alle paar Sekunden und brauchen für jedes Augenschließen im Durchschnitt knapp 0,5 Sekunden. Auf diese Weise verliert man von jeder Minute etwa sechs Sekunden - also ganze zehn Prozent, rechnen die Wissenschaftler vor. Verschärft wird das Problem noch dadurch, dass nicht nur das rein physische Schließen des Auges die Wahrnehmung von visuellen Reizen verhindert - das Gehirn unterbricht bereits kurz vorher die Informationsaufnahme, um die Dunkelheit während des Blinzelns nicht ins Bewusstsein dringen zu lassen und so das Gefühl eines kontinuierlichen Sehprozesses zu erzeugen.

Um das Geheimnis des Blinzelns im passenden Moment zu ergründen, ließen die Japaner 14 Freiwillige entweder ein Video des britischen Komikers Rowan Atkinson ("Mr. Bean") oder eine Folge von Landschafts- oder Tieraufnahmen ansehen. Zur Kontrolle hörten die Teilnehmer zudem einen Ausschnitt aus einem Harry-Potter-Hörbuch, ohne dabei etwas anzuschauen. Während der Tests zeichneten die Wissenschaftler auf, wann und wie häufig die Probanden blinzelten.

Das Ergebnis: Wenn die Teilnehmer versuchten, der Story in den Mr.-Bean-Videos zu folgen, synchronisierten sie zu einem gewissen Grad ihr Blinzeln. Mit der Folge, dass zu bestimmten Zeiten überdurchschnittlich viele Probanden blinzelten. Zu diesen Zeiten gehörten nicht nur Szenenwechsel, sondern auch die Schlusssequenzen von Szenen, die Abwesenheit von Mr. Bean oder eine Szenenwiederholung. Weder das Tiervideo noch das Hörbuch hatten einen ähnlichen Effekt.

Es gebe also einen Mechanismus, der das Timing des Blinzelns kontrolliert. Er springt dann an, wenn visuelle Informationen unverzichtbar sind, um einen Zusammenhang zu verstehen, so die Wissenschaftler. Dieser Mechanismus funktioniert vermutlich so, dass nach Anzeichen gesucht wird, wann Aufmerksamkeit nötig ist und wann nicht. Beim Lesen gebe es einen ähnlichen Effekt: Hier erfolgt das Blinzeln überdurchschnittlich häufig bei einem Satzzeichen.

lub/ddp

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