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A380: Riesenvogel wird kritisch beäugt

Foto: ? Eric Gaillard / Reuters/ REUTERS

Flugsicherheit Airbus meldet weitere Risse in A380-Flügeln

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit muss Airbus Probleme am A380 eingestehen. Betroffen sind Verbindungsteile im Flügel, die an zwei verschiedenen Stellen feine Risse bekommen können. Das Problem liegt offenbar im Fertigungsprozess. Das Unternehmen hält den Riesenjet weiter für sicher.

Berlin - Genau 846 Quadratmeter ist der Flügel eines A380 groß. Das ist beeindruckend viel, wenn man die schiere Größe des Bauteils betrachtet. Setzt man die Zahl aber in Relation zur Masse des Flugzeugs, dann sind 846 Quadratmeter eher wenig. Stabilisiert werden die Flügel von je 60 Rippen - und mit genau denen hat Airbus offenbar Probleme.

Gut zwei Wochen ist es her, dass der Flugzeugbauer erste Haarrisse an L-förmigen Metallteilen in den Flügeln zugeben musste. Betroffen sind Elemente, die Rippen und Haut des Flügels zusammenhalten. An jeder Rippe gibt es 30 bis 40 von ihnen. Nun muss Airbus eingestehen, dass auch an einer bisher nicht betroffenen Stelle dieser gut 20 Zentimeter langen Bauteile Risse gefunden wurden.

Firmensprecher Stefan Schaffrath bestätigte SPIEGEL ONLINE, es seien bei "einer Handvoll Flugzeuge" Schäden an "nicht kritischen Teilen" bemerkt worden. Welche Fluggesellschaften mit dem Problem zu tun haben, wollte Schaffrath nicht sagen. Lufthansa erklärte auf Anfrage, man habe bislang keine Risse feststellen können.

Die neuen Schäden wurden an dem Verbindungsstück gefunden, das bereits im Blickpunkt der Flugsicherheitsexperten ist. Der A380, das ist Airbus-Manager Schaffrath wichtig, bleibe aber auch nach der neuerlichen Entdeckung ein sicheres Flugzeug. Man arbeite mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (Easa) an der Lösung des Problems.

Im Kölner Easa-Hauptquartier heißt es, man werde in der Angelegenheit eine sogenannte Airworthiness Directive herausgeben. Bis Ende der Woche werde diese veröffentlicht. Welche Inspektionszyklen und Reparaturmaßnahmen den Fluggesellschaften vorgeschrieben werden, stimme man gerade mit Airbus ab. Im Kern wird es darum gehen, die betroffenen Bauteile regelmäßig unter die Lupe zu nehmen. Dazu muss der Tank der Maschinen geleert werden. Werden bei der Durchsicht dann Verbindungselemente mit Rissen entdeckt, können die ausgetauscht werden.

Nach den ersten Berichten über Risse hatte Airbus betont ruhig reagiert: Das Problem solle bei der regulären Vier-Jahres-Überprüfung der Maschinen angegangen werden. Die neuen Easa-Regeln dürften nun zumindest für ältere A380-Maschinen kürzere Inspektionsintervalle festschreiben.

Alles in allem geht es um eine unbequeme Frage: Bedeuten die Risse etwa, dass die Flügel des Riesenfliegers in der Luft stärker belastet werden als bisher vermutet? Das könnte zu Ermüdungserscheinungen führen - und die beobachteten Schäden erklären. Nein, heißt es bei Airbus. Schuld an den Rissen sei nicht erhöhte Last, sondern ein Problem im Fertigungsprozess. Das Fachblatt "Aviation Week" meldet, bei Testflügen habe Airbus keine Hinweise auf verstärkte Belastung der Flügel nachweisen können.

Die A380-Flügel werden im walisischen Werk Broughton gefertigt. Möglicherweise werden die metallischen Verbindungsteile dort beim Zusammenfügen zu großen Belastungen ausgesetzt. Laut "Aviation Week" arbeitet Airbus daran, den Fertigungsprozess anzupassen. Die Bauteile selbst sollten dagegen nicht verändert werden.