Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte

23.06.2017
Gesellschaft, Wohnen

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Benachteiligte Städte brauchen maßgeschneiderte Konzepte, um ihre BewohnerInnen zu halten, neue zu gewinnen und womöglich auch für den Tourismus attraktiv zu sein. Wir haben für Sie eine Auswahl an Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte zusammengestellt.


Zwei Fragen sind die wohl wichtigsten bei der Entwicklung einer benachteiligten Stadt:

1. Warum ist meine Stadt benachteiligt?

2. Wo liegen ihre Stärken und ihr Potenzial?

Auf die Antworten dieser Fragen können Sie ein wirkungsvolles Konzept mit Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte aufbauen.

Im zweiten Schritt können Sie folgende konkrete Maßnahmen umsetzen:

 

1. Partizipation

Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte
Die Beteiligungspyramide: Menschen, die in der Stadt wohnen, müssen zuerst umfassend informiert werden, bevor es zum Prozess der Beteiligung kommt.

Stadtplanung wird oft zur Einbahnstraße, wenn die Menschen, die in dieser Stadt wohnen, nicht eingebunden werden. In welche Entscheidungsprozesse können Sie Ihre BürgerInnen aktiv einbinden?

Was können Sie speziell für die Jugendlichen in Ihrer Stadt tun, damit diese sich ernst und wichtig genommen fühlen?

Gehen Sie nach der Beteiligungspyramide vor und informieren Sie die Bevölkerung zuerst anhand realer Zahlen und Fakten über das anstehende Thema.

 

2. Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte: Treffpunkte schaffen

Öffentliche Plätze sollen Treffpunkte sein – Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um sich miteinander zu unterhalten, konsumieren oder einer Tätigkeit nachgehen. Es sind die Menschen, die den Plätzen das Leben einhauchen. Erst dann folgt der Handel nach.

Volleyball vor dem Rathaus? In Paris ist es möglich.

Konsumfreie Zonen sind zum Entstehen von Kommunikation und Aktivität unverzichtbar. Sie können aber auch ganz einfach Tische aufstellen, Schachbrettfelder anbringen oder Vitrinen mit Büchern gut sichtbar platzieren, die man kostenlos entnehmen und auch selbst befüllen kann. Auch Parkbänke und Spielgeräte für Kinder können schnell und günstig auf öffentlichen Plätzen aufgebaut werden.

In den warmen Monaten ist Public Viewing ein beliebter Weg, mehr Menschen auch am Abend ins Freie zu locken.

Auch eine Verlagerung von Aktivitäten, die üblicherweise in geschlossenen Räumen stattfinden, erregt Aufsehen: So hatte die Stadt Haag ihren ausgestorbenen Hauptplatz kurzerhand zum Freilufttheater umfunktioniert.

Eine kommunikative Idee: Damit Stadtbedienstete „greifbarer“ werden, können Sie bei schönem Wetter Ihr Büro einfach mal nach draußen verlegen. Das erregt Aufsehen, signalisiert Bürgernähe und zaubert gewiss ein Schmunzeln auf die Gesichter der BewohnerInnen.

 

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Welcher Kulturmix passt zu Ihrer Stadt?

 

Beim 3Citywave in Wien wurde die Stadt plötzlich zum Surfparadies. Gesponsert wurde das Event vom Mobilfunker Drei. © Stefan Knittel

In vielen kleinen und größeren Städten haben sich im Sommer Stadtstrände, Badeschiffe und Surfspots als attraktive Belebungsmaßnahme für benachteiligte Städte erwiesen.

Beinahe jede größere europäische Stadt hat bereits ihre sommerlichen Oasen in Wassernähe erschaffen, doch auch immer mehr kleinere Städte ahmen dieses Konzept bereits erfolgreich nach.

In Wien machte man mit einem Mobilfunker gemeinsame Sache und stellte sogar ein eigenes Surfbecken im ersten Bezirk auf. Beim 3Citywave ging man zum Surfen eben nicht an den Strand, sondern ins Zentrum der Stadt.

 

Markt Passail: Urban Gardening ist dort eine Herzensangelegenheit der ganzen Gemeinde.

Immer beliebter wird auch Urban Gardening und City Farming: Dabei bewirtschaften StadtbewohnerInnen öffentliche Flächen mit Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen.

Dadurch entsteht eine sinnvolle Beschäftigung an öffentlichen Plätzen und diese werden durch die üppige Bepflanzung auch noch verhübscht.

Dazu lassen sich eine Reihe weitere Veranstaltungen organisieren, zum Beispiel Workshops zu gesunder Ernährung mit Gemüse oder über die Heilkraft der Pflanzen und wie man sie heute nützen kann.

In Markt Passail im steirischen Almenland ist Urban Gardening eine gelebte Philosophie. Der ganze Ort ist dort am Garteln: So hat jeder Handwerksbetrieb im Ort vor seinem Geschäftslokal ein zur Zunft passendes Arrangement aus Blumen und Gegenständen angebracht. Darüber hinaus sind Schulen, Kindergärten und Gastronomie in das Projekt „Junges Garteln“ eingebunden.

Was Menschen sonst noch brauchen, um wieder in das Stadtzentrum zu kommen, lesen Sie hier.

 

3. Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte: Gastronomie

Die Zukunft der Gastronomie
Kulinarik-Festival eat and meet in der Salzburger Altstadt © wildbild/kirchmaier

Ein wichtiger Faktor zur Belebung öffentlicher Plätze ist auch die Gastronomie. Food-Trucks können eine flexible Lösung sein, um Menschen gezielt und abwechslungsreich mit kulinarischen Angeboten zu verwöhnen. Bei Streetfood Austria können auch Sie den passenden Foodtruck für Ihre Stadt buchen.

Der Dachverband Stadtmarketing Austria hatte am Powerday am 23. März 2017 erfahrene GastronomInnen eingeladen, um über die Trends in der Gastronomie zu sprechen. Die Ergebnisse lesen Sie hier.

 

4.  Moderate Mietpreise für UnternehmerInnen

GastronomInnen, Handels- und andere Gewerbebetriebe brauchen moderate Mietpreise oder im Bedarfsfall Mietzuschüsse von öffentlicher Hand, um ihr Geschäft auch in benachteiligten Städten ausüben zu können.

Denn Wuchermieten locken bestimmt keine Betriebe in den Ortskern. Den Zuwachs von Laufkundschaft unterstützen Sie auch mit Maßnahmen zur Förderung der Kommunikation auf öffentlichen Plätzen wie unter Punkt 2 bereits vorgeschlagen.

Konzepte für ein Leerstandsmanagement helfen auch dabei, Start-Ups den Weg in ihre betriebliche Existenz zu ebnen.

 

5. Moderate Wohnungspreise für junge Menschen und Familien

Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte
Viele Regionen in Vorarlberg kämpfen mit Abwanderung.

Um benachteiligte Städte zu beleben, braucht es attraktive Fördermodelle und Konzepte für leistbares Wohnen – gerade für junge Menschen und Familien.

Derzeit klettern die Immobilienpreise noch ungebrochen nach oben. Das Rekordjahr 2016 soll heuer sogar erneut übertroffen werden.

Für den Zuzug ist das freilich vielerorts keine förderliche Entwicklung. Die Immobilienmakler RE/MAX erwarten für Vorarlberg mit zehn Prozent den größten Preisanstieg für Grundstücke. Und das, wo doch das Land bereits ein massives Problem mit der Abwanderung hat.

Zurückzuführen ist das zu großen Teilen auf die hohen Grundstückspreise aufgrund der geringen Verfügbarkeit am Markt. Kein junger Mensch kann sich in vielen Regionen im Land mehr den Traum vom Eigenheim leisten. Schließlich betragen die Kosten für eine Standardwohnung im Eigentum in Vorarlberg bereits zischen 4.200 und 4.500 Euro pro Quadratmeter.

Dazu kommt der Trend der Migration in die Bevölkerungszentren im Rheintal bis hin zu SaisonarbeiterInnen im Wintertourismus, die ihren Hauptwohnsitz am Arbeitsort anmelden.

 

6. Mobilität

Und so bleibt die Mobilität eine der wichtigsten Voraussetzungen in einer lebenswerten Stadt – gerade in benachteiligten Regionen. Viele Städte sind deshalb benachteiligt, weil ihre Lage nicht optimal ist. Gerade dann ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr bis zur nächsten großen Stadt ein wichtiger Faktor zur Belebung benachteiligter Städte. Ebenso der öffentliche Verkehr innerhalb der Stadt wird zum Gewinner- oder Knock-out-Kriterium.

Ein erster Schritt, der vorerst das kommunale Budget schont, ist die strukturierte Organisation von Fahrgemeinschaften. Richten Sie auf Ihrer Webseite zum Beispiel eine Community ein, in der sich die BewohnerInnen selbst organisieren können. Sehr schnell klappt der Zusammenschluss von Fahrgemeinschaften auch über Facebookgruppen.

 

7. Zukunftsweisende Wohnformen

In der legendären „Sargfabrik“ in Wien gibt es neben Wohnungen und Gemeinschaftsräumen auch einen Veranstaltungssaal und Büros. © Wolfgang Zeiner

Die Bedürfnisse der Menschen gehen schließlich auch in die Richtung, mehr Komfort und Freiraum zu genießen und unabhängiger zu sein. Zum Teil ist dies aber auch ein wirtschaftlicher Trend: So steigt die Zahl der Ein-Personen-Unternehmer kontinuierlich an. Durch die Digitalisierung wird die räumliche Anwesenheit auch in festen Arbeitsverhältnissen – zwar langsam, aber doch – nicht mehr so entscheidend.

Arbeiten im Homeoffice ist auch in vielen Unternehmen schon etabliert. Darum sind auch neue Konzepte für Wohnen und Arbeiten gefragt: Am besten solche, die beides miteinander verbinden, sodass Wege möglichst kurz sind und sowohl der Wohn- als auch der Arbeitsplatz schnell erreicht werden können.

Da alte Familienstrukturen sich auflösen und Menschen immer älter werden, ist auch Generationen übergreifendes Wohnen ein Wohnmodell der Zukunft. Es kann auch dazu beitragen, das Problem der Kinderbetreuung teilweise zu lösen, wenn sich die Älteren wieder um die Kleinen kümmern.

 

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Fazit Belebungsmaßnahmen für benachteiligte Städte:

Benachteiligte Städte stehen also großen Herausforderungen gegenüber. Doch jede kleine Maßnahme zur Belebung ist ein erster Schritt. So gibt es gerade im Bereich der Kommunikation an öffentlichen Plätzen Möglichkeiten, wie diese schell und kostengünstig verbessert werden kann.

Zu den wichtigsten Belebungsmaßnahmen zählen aber auch die Verbesserung der Mobilität und des öffentlichen Verkehrs, attraktive Mietpreiskonzepte für Private und UnternehmerInnen sowie leistbare Preise für Grundstücke und Wohnungseigentum.
Fotocredit Titelbild: Fotolia

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