Q&A

Deine Fragen…

…wir sammeln diese und tragen sie hier für dich zusammen.

Du hast noch mehr (Schüler-)Fragen beispielsweise aus deinem Unterricht, die einer Antwort bedürfen?
Schreibe uns an rico[at]staying-alive.de

 
 
 

Herzstillstand: Wie reagieren?

Prüfen und Rufen

  • Die einfache Antwort lautet: nein.

    In einer Stresssituation ist es für medizinische Nicht-Profis sehr schwierig einen Puls zuverlässig zu ertasten. Das ist sogar für Mediziner, Rettungsdienstpersonal oder examinierte Kranken- und Gesundheitspfleger anspruchsvoll! Das liegt daran, dass schwache oder fehlende Pulswellen oftmals zu Unsicherheit führen und dadurch die Enscheidung bis zum Beginn der lebensrettenden Maßnahmen, etwa der Herzdruckmassage, verzögert wird.

    Atmung prüfen: Jeder Ersthelfer sollte sich daher darauf konzentrieren, einen Kreislaufstillstand durch Überprüfung der Atmung festzustellen, 112 zu wählen und bei unregelmäßiger oder nicht normaler Atmung mit der Wiederbelebung zu beginnen. Diese Überprüfung sollte etwa 10 Sekunden dauern.

  • Die stabile Seitenlage wird in Erste-Hilfe-Kursen oft gleichwertig mit der Wiederbelebung gelehrt. Ersthelfer nennen sie oft zuerst, wenn es darum geht, bei einer bewusstlosen Person Erste Hilfe zu leisten.

    Entscheidend ist jedoch, dass vor dem auf die Seite Legen zuerst die selbstständige Atmung der bewusstlosen Person überprüft und nur ein Patient, der sicher selbstständig atmet, auf die Seite gelegt wird. Denn die Seitenlage dient dazu, die Atemwege einer atmenden Person vor zurückfließendem Mageninhalt zu schützen, indem der Kopf überstreckt wird und der Mund der tiefste Punkt des Körpers wird.

    Atmet eine Person nicht oder nicht normal, muss sofort mit der Herzdruckmassage (und ggf. Beatmung) begonnen werden!

  • Bei Bewusstlosigkeit funktioniert unsere Muskulatur nicht. Daher wird der Körper schlaff und schwer beweglich. Unsere Zunge ist ebenfalls ein Muskelkörper aus 9 Einzelmuskeln, welche erschlaffen. Der hintere Teil der Zunge (Zungenwurzel) fällt mit der Schwerkraft nach hinten in den Rachenraum und blockiert dort die Atemwege. Das zeigt das Kopfschnittmodell in der Abbildung: Oberhalb der Luft- und Speiseröhre wird der Rachenraum durch die Zunge (siehe Pfeil) verschlossen. Die Atmung kann so nicht überprüft und eine Beatmung nicht erfolgreich durchgeführt werden.


    Lebensrettender Handgriff: Mit einer Hand am Kieferknochen das Kinn anheben, mit der anderen Hand die Stirn nach hinten und unten drücken. Die Zunge wird so angehoben (siehe Bildleiste).

  • Nach einem kardialen, vom Herzen ausgehenden, Kreislaufstillstand tritt sehr bald (<60 Sekunden) der Atemstillstand ein. Nicht immer ist dieser klar erkennbar, sondern der Patient scheint einzelne, schnappende Atemzüge zu machen. Studien haben gezeigt, dass diese in bis zu 40% der Fälle in den ersten Minuten zu beobachten sind und dass sie ebenso mit einem besseren Überleben verbunden sind.

    Schnappatmung
    ist dennoch ein krankhaftes Atemmuster, das auftritt, wenn das Atemzentrum des Gehirns durch Sauerstoffmangel ausgefallen ist. Das Zwerchfell und die Atemhilfsmuskulatur ziehen sich reflexartig zusammen und erzeugen einzelne, geräuschvolle oder japsende Atemzüge (<10x/Min.), unterbrochen von langen Pausen und bei oftmals weit geöffnetem Mund. Typisch sind auch bläuliche Verfärbungen der Haut (an Lippen & Fingerkuppen).

    Schnappatmung ist keine normale, ausreichende Atmung!
    Wichtig: Reanimation beginnen

  • “Bei einem Notruf muss man die fünf W-Fragen können...”
    Na, haben Sie auf Anhieb alle fünf W‘s parat?

    Wo? Wer? Was? Wie viele? Warten! Nein? Das ist auch nicht nötig!

    Die fünf W-Fragen sind nicht einfach zu merken und verzögern manchmal einen Notruf aus Unsicherheit.

    Nennen Sie dem Leitstellendisponenten daher zuerst nur möglichst präzise Ihren Standort (Straßennamen, Wegkreuzung, Raum oder Geschäft, Landmarken wie Gebäude oder Türme, wenn Sie nicht wissen, wo Sie sind).
    Entsenden Sie an unübersichtlichen Orten eine Person, welche den Rettungsdienst empfängt.

    Als zweites teilen Sie mit, dass die Person bewusstlos ist bzw. Sie keine Atmung feststellen, dann warten Sie auf Rückfragen.

    Häufig leiten geschulte Leitstellenmitarbeiter Sie zu einer Telefonreanimation an und unterstützen Sie bei allen wichtigen Schritten.


    Merke Dir also nur folgendes:
    • 112 anrufen.
    • Ort nennen.
    • Unnormale/fehlende Atmung beschreiben.
    • Warten.



  • Studien haben zeigen können: Nicht sehr viel, das schadet.

    Natürlich ist die Befürchtung bei Ersthelfern hoch, in Aufregung eine falsche Beurteilung (Atmung oder keine Atmung vorhanden) vorzunehmen und die Situation zu verschlimmern oder dem Betroffenen gar Verletzungen zuzufügen. Dazu gibt es aber im Falle einer Reanimation keinen wirklichen Grund:
    Menschen, welche keinen Herzstillstand haben, sondern vielleicht nur mit sehr flacher Atmung bewusstlos sind und trotzdem von Ersthelfenden reanimiert werden, tragen nur zu einem Bruchteil von unter zwei Prozent damit verbundene kleinere Verletzungen, wie Rippenfrakturen oder eine Blutung, davon. Etwas höher ist der Anteil, welcher über Schmerzen im Brustbereich klagt (ca. 12%).

    “Merke: Im Zweifel lieber mit der Reanimation beginnen.”

    Man vermutet, dass die geringen Verletzungen mit der im Vergleich sehr kurzen Dauer der Herzdruckmassage bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zusammenhängen.


    1-2% trugen Brüche davon, die mit der kurzen Herzdruckmassge in Verbindnung gebracht wurden. Keine langfristigen Schäden.
    – White et al. (2010), Circ 121(1), 91-97

 

 

Reanimation: Drücken ist einfach!

Drücken, Beatmen und Frühdefibrillation durchführen

  • In der Notfallmedizin gibt es eine Regel, die besagt, dass zuerst die lebensbedrohlichste Verletzung oder Erkrankung zu behandeln ist. Das gilt natürlich auch für Ersthelfer!

    “Treat first, what kills first”
    “Behandle das zuerst, was zuerst zum Tode führt.”

    — Grundsatz der Notfallmedizin

    Ein Beispiel: Motorradunfall - Helm abnehmen, oder nicht?
    Ja, wenn der Fahrer / die Fahrerin nicht ansprechbar und erweckbar ist (bewusstlos). Denn nur so kann man den Kopf überstrecken und die Atmung prüfen und dann z.B. eine Wiederbelebung beginnen. Ohne Kreislauf würde der Motoradfahrer durch Sauerstoffmangel (fehlende Blutzirkulation), aber nicht durch eine eventuelle Wirbelsäulenverletzung sterben! Das gilt übrigens auch für andere vermutete knöcherne Verletzungen.

    Auch kleinere oberflächliche Wunden haben geringere Priorität als die Sicherung der Atmung und, wenn diese nicht vorhanden ist, eine schnelle und gute Herzdruckmassage (ggf. Beatmung/Defibrillation).

  • Ja und nein. Das hängt nämlich immer vom Einzelfall ab.
    Es ist naheliegend, dass gerade in der Öffentlichkeit und bei Fremden das Entkleiden des Oberkörpers eine Hemmschwelle darstellt.

    Die Frage nach dem "Kleidung aus oder an?" sollte auf keinen Fall zu einer Verzögerung des Beginns der Herzdruckmassage führen!

    Die Kleidung darf bei der Druckmassage nicht stören, es muss eine ausreichende Drucktiefe (5-6 cm) erreicht werden. Ist Kleidung zu dick (Winterjacke, Pulli, mehrere Schichten, u.ä.) oder stört beim Drücken (z.B. BH-Bügel, Stickerein), muss sie weg - im Zweifel nur schnell hochschieben. Spätestens bei der
    AED-Nutzung muss die Oberbekleidung ohnehin vom Brustkorb - bei vielen AEDs ist dann auch eine Kleiderschere enthalten.

    “Oft haben Männer ‘moralische’ Bedenken beim Entkleiden von Frauen, aber nicht andersherum.
    Viele Menschen glauben, dass Frauen weniger oft eine Reanimation erhalten, weil die gesellschaftliche ’Sexualisierung des weiblichen Körpers’ Bedenken und Ängste verstärkt.”

    — Kramer et al. (2015); Resuscitation 86, 82-87 | Perman et al. (2019), Circ 139(8), 1060-1068

    Daher: Verletztes Schamgefühl überlebt man, falsche Helferrücksicht ist hier ziemlich sicher tödlich...

  • Die praktische Antwort: Ganz klar nein!

    Jede Herzdruckmassage verbessert die Überlebenschancen des Patienten
    durch einen - auch noch so geringen - künstlich erzeugten Blutfluss und damit eine vorübergehende Weiterversorgung (des Gerhins) mit Sauerstoff. Allerdings gibt es natürlich bestimmte technische Parameter,
    welche eine Herzdruckmassage besonders effektiv machen.

    Dies sind:

    ▸ richtiger Druckpunkt in der „Mitte des Brustkorbes“

    ▸ geringe Zeitspannen ohne Blutfluss (Unterbrechungen < 10 Sek.),

    ▸ eine ausreichende, aber nicht zu hohe Drucktiefe (5-6 cm),

    ▸ eine schnelle Druckabfolge (100-120 Mal/Minute oder 2 x pro Sek.),

    ▸ eine vollständige Druckentlastung zwischen den Kompressionen.

  • Die Herzdruckmassage ist durchaus eine körperlich invasive Therapie, welche den Thorax von außen „gewaltsam“ komprimiert. Dies ist auch notwendig, um das Herz durch Brustbein, Rippen und Muskulatur hindurch von außen zusammenzudrücken.

    Daher können tatsächlich einzelne Verletzungen auftreten, welche jedoch aufgrund der absolut lebensbedrohlichen Situation in Kauf genommen werden müssen und sollten! Sie können sogar Zeichen einer guten Herzdruckmassage sein. Also: Ja, das kommt vor. Doch eine gebrochene Rippe
    wird verheilen - aber nur, wenn der Mensch auch überlebt, weil jemand von außen „seinen Kreislauf antreibt“!

    Was kann passieren? Gar nicht selten sind Brüche (Frakturen) der Rippen - häufig sogar mehrerer (sog. Rippenserienfraktur) - oder des Brustbeins (Sternum), also dort, wo der größte Druck ausgeübt wird.

    Fazit: Nicht beirren lassen!

  • Nein, auf eine Beatmung kann verzichtet werden.

    Dennoch, die Beatmung ist in den Leitlinien zur Reanimation grundsätzlich empfohlen, da nicht sicher gezeigt werden konnte, dass ihre Durchführung nicht doch eine positive Wirkung für das Überleben bedeutet, besonders, wenn erfahrene Ersthelfende als Team arbeiten.

    Eine Beatmung sollte durchgeführt werden, wenn …

    • der/die Helfende darin geübt ist und sich sicher fühlt,

    • der Rettungsdienst (vermutlich) sehr lange benötigt (> 9 Min.), da sich die Sauerstoffreserven in Lunge und Blut verbrauchen und nach etwa 4 Minuten zu Ende gehen.

    • es sich um einen Säugling oder ein Kind handelt oder um eine Reanimation nach Ertrinken.


    “Die Beatmung ist die KÜR der Reanimation!
    Die eigene Gesundheit geht immer vor! (Eigenschutz)”

  • Hier besteht durch die Körperflüssigkeiten wie Speichel, Mageninhalt oder bei blutenden Verletzungen des Patienten im Gesicht ein gewisses Risiko. Aber: Bei dem bloßen Kontakt mit dem Gesicht rund um Mund und Nasenpartie ist die Kontaktfläche sehr gering und ebenso die Kontaktzeit. Eine Ansteckung mit dem HI-Virus oder Hepatitis ist daher unwahrscheinlich, insbesondere bei HIV, wenn beim Helfenden keine offene Wunde vorhanden ist.

    Zudem passieren über 60% der Herzkreislaufstillstände zu Hause, daher kennt der Helfende den Patienten sehr oft und weiß um seine Gesundheit.

    Es gilt trotz geringer Gefahr:
    Wenn Blut oder Erbrochenes sichtbar sind, wird empfohlen (aus Eigenschutz) nur die Herzdruckmassage durchzuführen (nach dem Notruf).

  • Passiert dies während der Wiederbelebung, gilt: Reagieren und die Unterbrechung der Reanimation so gering wie möglich halten.

    Zunächst ist es einer bewusstlosen Person ohne steuerbare Muskulatur nicht möglich sich aktiv zu übergeben. Das bedeutet aber auch, es arbeiten keine
    Schutzreflexe und Schließmuskeln. Vielmehr handelt es sich während einer Wiederbelebung also um das Zurückfließen von Mageninhalt in den Mund (Regurgitation). Es ist wichtig, dann zu reagieren, damit die Flüssigkeit nicht ungeschützt in die Lunge gelangt (sog. Aspiration) und diese schädigen kann.

    Was tun?

    • Patienten in Rückenlage belassen, Kopf zur Seite drehen.

    • Die Atemwege wieder freimachen (mit den Fingern), ggf. Rückstände abwischen (Tuch).

    • Dann Wiederbelebung zügig fortsetzen.

    • Falls jetzt der Wille nicht mehr vorhanden ist, eine Beatmung durchzuführen, nur mit der Herzdruckmassage fortfahren (oder Beatmungshilfen als Schutz benutzen).


    Der Rettungsdienst kann bei Eintreffen weitere Flüssigkeit absaugen.

  • Viele Kinder erhalten keine Wiederbelebung, weil Helfende befürchten, Schaden anzurichten und das Kind zu verletzen, da sie keine Schulung erhalten haben. Richtig ist: die Wiederbelebung von Kindern nach dem Standard-Prinzip von Erwachsenen ist viel besser als gar keine. Grundsätzlich sollten Kinder jedoch auch noch beatmet werden (Verhältnis 30 : 2)!

    Wer es genau wissen will, kann die folgenden (etwas anspruchsvolleren) drei Änderungen beachten:

    1. Zuerst 5 x beatmen, bevor Sie mit der Herzdruckmassage beginnen.

    2. Eine Minute lang reanimieren, wenn Sie ganz alleine mit dem Kind sind, bevor Sie dann Hilfe rufen (Notruf 112).

    3. Anpassung der Drucktiefe & Drucktechnik:

    Säuglinge/Kleinkinder (unter 1 Jahr): Kompression des Brustkorbes um 1/3 (ca. 4 cm) mit zwei Fingern.
    Kinder älter als 1 Jahr: Kompression des Brustkorbes um 1/3 (ca. 5 cm) mit ein oder zwei Händen.

  • Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED) ist ein medizinisches Gerät, das jede elektrische Erregung der Herzmuskelzellen „überschreibt“, sodass die abnormalen Erregungswege beendet werden. Danach soll der eigentliche Taktgeber, der Sinusknoten, wieder eine reguläre Erregungsleitung aufbauen. Im Idealfall kontrahiert das Herz des Patienten dann wieder selbsttätig und die Herzdruckmassage kann beendet werden.

    Ein Defibrillator kann zur Behandlung von lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen (wie einem Kammerflimmern) von jedem, auch von Nicht-Profis sicher eingesetzt werden. Einfach den Abbildungen und Sprachhinweisen folgen.

    Der Rettungsdienst bringt immer professionelle Geräte mit, die manuell einstellbar sind und den Herzrhythmus anzeigen.

    SERIEN-MYTHEN

    #1 Nullinie, Dauerpiepton, Defi drauf:
    Nein, gibt es keinerlei elektrische Herzaktivität, hilft eine Defibrillation nicht.

    #2 Beim Schock fliegt der Körper hoch.
    Nein, er zuckt lediglich einmal durch den elektrischen Impuls.

    Sichtbar gekennzeichnet
    Ein AED findet sich vermehrt an öffentlichen Plätzen und ermöglicht so eine frühere Defibrillation, was die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich erhöht.
    Er funktioniert automatisch mit Sprachanweisungen und ist sicher: Eine Schockabgabe erfolgt nur, wenn sie notwendig ist. Über das Hinweissymbol oder Apps kann man Standorte finden.

  • Ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer Herzdruckmassage ist eine geringe Unterbrechung, das heißt ein permanenter Blutfluss. Jede Unterbrechung bedeutet, dass die Durchblutung der Gewebe (z.B. Gehirn) danach erst schleppend wieder in Gang kommt.

    Die Reanimantion sollte nur beendet werden, wenn
    • deutliche Lebenszeichen vorhanden sind: Die Person wacht auf, bewegt sich, öffnet die Augen, atmet normal, spricht...
    • professionelle Hilfe (Rettungswagen, Notarzt, sonst. Fachpersonal) eintrifft, die Druckmassage übernimmt und die Anweisung zum Aufhören gibt.

    Die Kräfte schwinden oftmals schon nach 2 Minuten und die Drucktiefe lässt nach. Wer erschöpft ist, wechselt sich am besten alle 2 Minuten ab und hört auf zu drücken, bevor er vor Erschöpfung zusammenbricht und ebenfalls “zum Notfall” wird. Lautes Rufen nach anderen Personen ist hilfreich, wenn man zuerst alleine ist.


    Merke:
    ”Wer Erste Hilfe leistet, ist grundsätzlich (ausgenommen Fahrlässigkeit und Vorsatz) nicht schadensersatzpflichtig und versichert gegen eigene Schäden, die währenddessen entstehen.”

    — DGUV (2018), Rechtsfragen bei Erster-Hilfe-Leistung durch Ersthelferinnen und Ersthelfer, S. 5-7.

  • Ja und Nein. Nichtsdestotrotz, sollte es jeder versuchen, denn damit kann einem Menschen das Leben gerettet werden.

    Zu einer aktiven Wiederbelebung ist niemand „verpflichtet“. Ist man dazu z.B. körperlich aufgrund eigener Erkrankung, des Alters oder einer Behinderung nicht in der Lage, sind Notruf und die Aktivierung anderer der beste Weg zur Hilfeleistung.*

    ! Einfach weitergehen oder -fahren geht aber nicht !

    Denn dann drohen rechtliche Folgen (s. unten). Wer jedoch Erste Hilfe leistet, ist immer, auch bei erfolglosen Maßnahmen (sofern sie nicht grob fahrlässig waren), nicht schadensersatzpflichtig (für z.B. zerschnittene Kleidung oder bei der Druckmassage gebrochene Rippen). Jeder Helfende ist sogar gegen Eigenschaden per Gesetz versichert, solange man im mutmaßlichen Interesse des Verletzten handelt. Das können eigene Verletzungen oder Aufwendungen sein.

    Strafgesetzbuch § 323c (1)
    »Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.«

 

Allgemeine & theoretische Fragen

Was noch so übrig war…

  • Kreislaufstillstände haben mehrere Ursachen, doch nicht bei allen sind die Entstehungsmechanismen im Detail vollständig erforscht und verstanden:

    • kardiale Ursache (Rhythmusstörungen, meist Herzinfarkt)
    • traumatische Ursache (Verletzung, Blutverlust, ...)
    • hypoxische Ursache (Atemwegsverlegung, Pneumothorax, ...)
    • andere Ursache (Stromunfall, Embolie, ...)

    Risiko?

    Ein „plötzlicher Herztod“ kann grundsätzlich jede Person in jedem Alter treffen. Auch ohne bekannte Vorerkrankungen. Bei etwa 5% aller plötzlichen Todesfälle sind weder strukturelle Herzerkrankungen noch andere Ursachen erkennbar. Patienten mit einer bekannten kardialen Erkrankung haben allerdings ein 10-fach höheres Risiko. Eine bekannte Herzinsuffizienz mit einer relevant verminderten Pumpleistung stellt den stärksten Risikofaktor dar.*

    Fehlerhafte Herzsteuerung

    Kardial bedingte Herzstillstände sind gewöhnlich die häufigsten und haben eine Rhythmusstörung als Ursache. Das Herz kontrahiert nicht mehr gleichmäßig und in einzelnen Schlägen, sondern flimmert (Kammerflimmern; >300 Schläge/Min.).
    Das Herz reguliert seine Muskelkontraktion unter normalen Bedingungen autonom durch ein Erregungsleitungssystem. Der Sinusknoten im rechten Vorhof gibt den Takt vor (60-80 Schläge/Min.). Nach der elektrischen Erregung der Vorhöfe wird die der Kammern verzögert, bis diese gefüllt sind. Dann pflanzt sich der Impuls von den Vorhöfen zur unteren Herzspitze und wieder die Kammern hoch fort. Die anschließende Kontraktion befördert das Blut in den Kreislauf. Diese präzise koordinierte Abfolge der Erregungsleitung wird beim Kammerflimmern an mehreren Stellen des Herzmuskels durch verlangsamt leitende Zellareale unterbrochen und gelangt in kleine Kreisbahnen. Der Blutfluss stoppt.

    Ein in allen Körperzellen entstehender Sauerstoff-Mangel kann nach 3-5 Minuten zuerst im Gehirn zu (neurologischen) Schäden führen.

    *Referenzen: Trappe, H.-J. (2007), Der Kardiologe, 1(4), 261–271.; Gorgels, A. (2003). European Heart Journal, 24(13), 1204–1209; 28. Klein, H.U. (2006). Der Internist, 47(10), 1040, 1042-9.

  • Durch die überbrückende Hilfe können Rettungsdienst und Notarzt den Patienten weiter versorgen!

    Rettungsdienst / Präklinik:

    Es wird dann ein Elektrokardiogramm (EKG) geschrieben, um die Art des Herzrhythmus genauer zu analysieren. Oft intubiert der Notarzt den Patienten, indem ein Luftschlauch in der Luftröhre platziert wird und diese mit einem luftgefüllten Ballon gegen Eindringen von Magenflüssigkeit verschlossen wird („sicherer Atemweg“).

    Mit einer Infusion verabreicht der Notarzt Medikamente, z.B. Adrenalin, was die Kontraktionskraft des Herzens stärkt und das Blut durch Gefäßverengung in den Extremitäten im Oberkörper konzentriert.

    Im Krankenhaus…


    Hat der Patient einen eigenen sog. Spontankreislauf entwickelt, wird er sediert und ins Krankenhaus transportiert. Der ganze Körper steht durch den Sauerstoffmangel unter Stress, und der Zustand bleibt kritisch (sog. „Postreanimationssyndrom“).

    Der Patient wird auf der Intensivstation behandelt und überwacht, beispielsweise werden die Herzkranzgefäße untersucht (oft die Ursache bei kardialen Herzstillständen), die Temperatur wird kontrolliert (32-36°C) und der Patient ggf. gekühlt (ca. 32°C), um das Gehirn zu schützen. Eine Prognose über neurologische Hirnschäden folgt oft erst nach 72 Stunden oder mehr.

  • Nachdem der Rettungsdienst die Versorgung des Patienten übernommen hat, wird er nach Erlangung eines eigenen Kreislaufs in ein Krankenhaus transportiert.
    Die Helfenden vor Ort sehen den Patienten dann meistens nicht wieder - zumindest nicht, wenn er kein Freund oder Verwandter ist.

    Hürde: § 203 Strafgesetzbuch - Verletzung von Privatgeheimnissen

    Wer etwas über den Verbleib oder die Genesung des Menschen, den er wiederbelebt hat, erfahren oder ihn besuchen will, hat es da manchmal schwer.
    Das liegt daran, dass Patientendaten nicht durch Rettungsdienstpersonal, Ärzte oder Krankenhauspersonal weitergegeben werden dürfen.

    Die gute Nachricht ist: Es gibt Ermessenspielraum.

    Vom Rettungsdienst können Sie grundsätzlich erfahren, in welches Krankenhaus der Patient gebracht wird. Ärzte dort werden Ihnen in der Regel nichts über den Gesundheitszustand sagen. Wer jedoch angibt, dass er Erste Hilfe geleistet hat, kann sicher erfahren, ob jemand überlebt hat und ggf. einen Gruß für den Patienten da lassen. Wenn er/sie Retter oder Retterin empfangen kann oder will, ist auch das eine Möglichkeit. Wer mag, hinterlässt seine Kontaktdaten.

 

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