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Landmaschinen Schluss mit Hightech: Bei US-Farmern sind Oldtimer-Trecker heiß begehrt

Die Preise für Trecker wie den 4440 ziehen an, sind aber weit von den Neupreisen entfernt.
Die Preise für Trecker wie den 4440 ziehen an, sind aber weit von den Neupreisen entfernt.
© Lars W./Wikepdia / Commons
Ein moderner Trecker ist heute vernetzt und ein rollender Computer – aber er ist auch unglaublich teuer und knebelt den Besitzer. US-Farmer suchen daher vermehrt grundsolide und unverwüstliche Maschinen. Die beruhen noch auf Technik aus der Nachkriegszeit.

In den USA ziehen die Preise für gebrauchte, alte Traktoren gewaltig an, das berichtet die "Star Tribune" aus Minnesota. Gesucht sind nicht uralte Ausstellungsstücke, sondern leistungsfähige Maschinen aus der Zeit vor 1990. Die haben aus Sicht der Käufer zwei Vorteile: Motoren und Getriebe sind praktisch unverwüstlich. Und die Fahrzeuge haben keine Elektronik an Bord.

Der Farmer Kris Folland ist kein Kleinbauer, er bewirtschaftet einen modern geführten Hof mit 2000 Hektar Ackerfläche. Genau darum hat er sich nicht für einen neuen Trecker – Preis ab 150.000 US-Dollar – entschieden, sondern für einen John Deere 4440 von 1979. Der habe nur 18.000 Dollar gekostet, sagte er dem "Star Tribune". Eine satellitengesteuerte automatische Lenkung hat er einfach und billig nachgerüstet. "Das ist immer noch ein wirklich guter Traktor", sagte Folland, der zwei weitere Traktoren besitzt, die vor 1982 gebaut wurden. "Diese Maschinen kosten nur einen Bruchteil des Preises, und dann sind die Betriebskosten viel geringer, weil sie so viel einfacher zu reparieren sind."

Geringe Kosten

Folland ist kein Nostalgiker, ihm geht es, darum, die Betriebskosten seines Unternehmens zu drücken. Moderne Maschinen schreiben dem Bauern in den USA nämlich vor, von wem und wie die Trecker repariert werden dürfen und welche Ersatzteile verwandt werden. Die Eigenreparatur wird damit ausgeschlossen, es muss die Vertragswerkstatt sein. Diese Beschneidung der Eigentumsrechte berührt in den USA ein ganz besonderes Thema, denn sie bedroht die Autonomie des Farmers. In den USA ist das ein Gut, auf dem viele Landleute mit religiöser Inbrunst beharren.

Bei modernen Landmaschinen greifen US-Farmer auf die Dienste osteuropäischer Hacker zurück, die die Software so modifizieren, dass die Sperren der Hersteller nicht mehr greifen. Der einfache und legale Weg führt jedoch zu alten Traktoren. "Es ist ein Trend, der sich immer mehr durchsetzt. In den letzten Jahren konnte man sehen, wie sich der Trend beschleunigt hat", sagt Greg Peterson, der Gründer eines Unternehmens für Landmaschinendaten zu der Zeitung. "Zusätzlich gibt einen emotionalen Affinitätsfaktor, wenn man mit diesen Traktoren aufgewachsen ist, aber es geht darüber hinaus", so Peterson. "Diese Dinger sind im Grunde kugelsicher. Man kann 15.000 Stunden mit ihnen arbeiten und wenn etwas kaputt geht, kann man es einfach ersetzen."

Grundsolide Technik

Wegen der günstigen Spritpreise in den USA hat man dort später als in Europa begonnen, die Maschinen auf Effizienz zu trimmen. In Traktoren, Lkw, Baumaschinen aber auch in Pick-ups der Zeit vor 1990 sind häufig Motoren und andere Teile verbaut, die auf Designs der Nachkriegszeit zurückgehen. So ist es auch mit dem John Deere 4440. Sein Grunddesign stammt aus den 1960er Jahren, es wurde bis zum Ende der Baureihe immer weiter perfektioniert. In der "Iron Horse"-Serie – der Variante für besonders schwere Arbeit – wurden alle Komponenten noch stabiler und schwerer ausgelegt und enorm leistungsfähige Motoren verbaut. Sie sind heute besonders gesucht. Angesichts der Preise für neue Maschinen lohnt es sich sogar, Motor und Getriebe komplett zu überholen oder gar auszutauschen. So kann man die Lebensdauer des Treckers um weitere 12 bis 15 Jahre verlängern.

Die Autonomie bei der Instandhaltung ist ein wichtiger Punkt, so Greg Peterson zu dem Blatt. Software und Vernetzung würden einige Vorteile bringen, erklärt der Experte. Aber sie hätten auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn auch nur eine Kleinigkeit kaputtgehe, bleibe die Maschine mitten in der Ernte einfach auf dem Feld stehen und der Farmer müsse warten, bis ein offizielles Serviceteam eintreffe. Bei einem alten 4400er kann sich der Farmer häufig selbst helfen. Diese Trecker kann auch jeder Landmaschinentechniker in der Nachbarschaft reparieren. Obendrein sind die alten Maschinen viel ökologischer. Ihre Motoren sind zwar nicht so effizient, aber sie arbeiten klaglos mit jedem Sprit. Die Landwirte tanken daher günstigen und nachwachsenden Biodiesel.

Quelle: Star Tribune

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