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Knapp 17.000 Euro Schaden Schnelles Geld unter dem Klassenzimmer: Hausmeister schürfte über Monate in Schul-Schacht heimlich Krypto

In dem Kellerschacht waren elf Computer entdeckt worden
In dem Kellerschacht waren elf Computer entdeckt worden
© Cohasset Police Department
In einem Zwischenkeller einer Schule wurden verdächtige Computer entdeckt. Jetzt steht der Hausmeister vor Gericht.

Auch wenn der Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin längst abgeflaut ist: Eine Zeit lang standen Bitcoin, Ethereum und Co. wie kaum etwas anderes für den Traum vom schnellen Geld. Den wollte offenbar auch ein Mann in der nahe Boston gelegenen US-Stadt Cohasset umsetzen. Nun steht er deswegen vor Gericht: Er soll Strom im Wert von Tausenden Dollar gestohlen haben, um damit eine Krypto-Farm zu betreiben.

Das wirft ihm die Anklage in einem am Freitag begonnen Verfahren vor. Nadeam N. arbeitete bis vor einem Jahr als stellvertretender Hausmeister in der Cohasset Highschool. Und soll diese Position genutzt haben, um sich heimlich ein hübsches Nebengeschäft auf Kosten der Stadt aufgebaut zu haben.

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Krypto-Schmiede im Kellerschacht

Entdeckt wurde das Ende 2021. Bei einer Routine-Untersuchung der Schule stieß ein Angestellter der Stadt in einem Zwischenkeller auf etwas Merkwürdiges. In einem Schacht, durch den die Klimaanlagen- und Heizungsrohre der Schule verliefen, entdeckte er mehrere provisorisch verlegte Kabel. Und eine ganze Batterie dort platzierter Computer. "Sie wirkten dort deplatziert", sagte Justin Shrair, der IT-Experte des lokalen Polizeidepartments, gegenüber "Ars Technica." 

Die Behörde holte sich rasch Verstärkung. Der IT-Chef des Städtchens konnte die Computer schnell als sogenanntes Mining-Rig identifizieren. Also als Rechnerverbund, der für das Schürfen von Krypto-Münzen optimiert war. Die Internetverbindung und den Strom hatte der Betreiber von den Schulleitungen abgezapft. Schnell wurde die Küstenwache und das für IT-Sicherheit zuständige Heimatschutzministerium eingeschaltet, um das Set-up professionell entfernen zu lassen.

Nach drei Monaten Ermittlungen fiel der Verdacht auf N. Er arbeitete als Facility Manager für die Stadt, hatte Verantwortung für die Wartung der Infrastruktur der öffentlichen Gebäude. Und hatte deshalb auch Zugang zu den Schächten im Schulgebäude.

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Schürfen von Krypto-Münzen

Die Aktion fiel in den Höhepunkt des letzten Krypto-Booms. Als im April der erste der genutzten Rechner online ging, war der Kryptomarkt bereits wieder stark angezogen, viele Münzen hatten sich im Vergleich zum Vorjahr bereits verzehnfacht. Bis zum Entdecken der Server im Dezember ging der Hype nahezu ungebremst weiter, bis Ende November hatte sich der Wert der Münzen noch einmal mehr als verdoppelt. "Er stellte effektiv Geld her", erklärte Krypto-Experte Larry Glazer gegenüber "CBS". Das Schürfen von Kryptomünzen erfordert vereinfacht gesagt, hochkomplexe Rechenaufgaben zu lösen, um so neue Münzen zu generieren. 

Die Entscheidung, die elf gefundenen Rechner lieber im Schulkeller zu verstecken, statt sie zu Hause zu betreiben, dürfte einen einfach Grund haben: Das Schürfen verbraucht extrem viel Strom, erklärt Glazer. "So etwas lohnt sich in New England sonst wegen der hohen Stromkosten nicht." Tatsächlich wird N. nun vorgeworfen, der Schule und damit dem Steuerzahler fast 18.000 Dollar (etwa 17.000 Euro) an Stromkosten gestohlen zu haben.

Seit Freitag steht der 39-Jährige deswegen vor Gericht. In den Befragungen der Polizei hatte er mehrfach geleugnet, etwas mit den Rechnern zu tun zu haben. Weil er sich allerdings auf seinem Twitter-Account – dessen Existenz er ebenfalls bestritt und dann zugeben musste – mehrfach über Krypto schrieb, geriet er in den Fokus der Polizei, berichtet der "Boston Globe". Auch verschiedene über seine Kreditkarte getätigte Käufe werden von der Polizei als Indizien genannt. Bei den Richtern machte er indes keinen guten ersten Eindruck: Weil er nicht zu seiner ersten Vorladung am Donnerstag erschien, wurde er vor dem Gerichtstermin am Freitag kurzzeitig per Haftbefehl gesucht. Im Mai soll ihm nun der Prozess gemacht werden. Ihm drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis.

Quellen:CBS, Boston Globe, Ars Technica

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