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Dschungelcamp 2024 Was hat ein Po mit Dating zu tun? Odonkors gefährliche Vorstellung davon, wie eine Frau zu sein hat

Fühlt sich von nackten Hintern gestört: David Odonkor flog an Tag 11 aus dem Dschungelcamp
Fühlt sich von nackten Hintern gestört: David Odonkor flog an Tag 11 aus dem Dschungelcamp
© RTL
"Jeder weiß, was eine Frau nicht darf und was ein Mann nicht darf", schimpfte David Odonkor im Dschungelcamp. Und forderte Kim Virginia und Leyla Lahouar auf, ihre Hintern zu bedecken. Warum das gefährlich ist.

Es gibt im Kinohit "Barbie" eine vielzitierte Szene, in der die Protagonistin Gloria einen Monolog darüber hält, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Die Schauspielerin America Ferrera bekam dafür gerade eine Oscar-Nominierung, sie zählt im Film die Widersprüche auf, die für Frauen gelten: dünn sein, aber nicht zu dünn, ehrgeizig, aber nicht zu ehrgeizig. "Du sollst für die Männer hübsch bleiben, aber nicht so hübsch, dass du sie zu sehr in Versuchung führst", heißt es darin auch. Und das Dschungelcamp lieferte an Tag 11 einen eindrücklichen Beweis für diese These.

Dschungelcamper David Odonkor forderte tatsächlich seine Mit-Camperinnen Kim Virginia und Leyla Lahouar auf, sich für ihn umzuziehen. "Könnt ihr euch bitte was anziehen? Ich gucke immer dahin, wenn ihr da steht,“  verlangte er, als die beiden Frauen in Tanga-Höschen am Lagerfeuer erschienen. Im Dschungeltelefon legte er sogar nach: "Ich finde, dass das fürs Dschungelcamp nicht passend ist. Das hier ist keine Dating-App. Diese Freizügigkeit können sie gern zu Hause machen. Das weiß doch jeder, was eine Frau nicht darf und was ein Mann nicht darf," behauptete er. Und entlarvte sich mit diesen Aussagen selbst: Wer beim Anblick eines nackten Hinterns an Dating denkt, sollte besser bei sich anfangen – und nicht anderen vorschreiben, wie sie sich zu kleiden haben.

Ein gefährliches Rollenverständnis

Der Vorfall zeigt, wie tief verwurzelt alltäglicher Sexismus bei vielen Männern (und auch Frauen) noch ist. Frauen werden – egal ob angezogen oder nicht – automatisch zu Sexualobjekten gemacht. Das fängt auf Instagram an, wo weibliche Nippel zensiert werden, männliche aber nicht, und hört in Schulen auf, in denen Mädchen aufgefordert werden, sich anders zu kleiden – "um die Jungs nicht abzulenken". Auf Frauen wird immer mit einem sexualisierten Blickwinkel geguckt. Besonders ärgerlich ist die Doppelmoral, die mitschwingt: Denn was darf ein Mann denn nicht? Anpassen müssen sich stets die Frauen. So als könnten Männer nicht anders, als beim Anblick eines Frauenhinterns die Kontrolle zu verlieren oder sich, wie Odonkor, zumindest gestört zu fühlen in ihrer natürlichen Dominanz. Doch dieses Rollenverständnis ist nicht harmlos, sondern gefährlich.

 

Dahinter steckt auch die Vorstellung, dass es eine richtige Art gäbe, sich als Frau zu kleiden und zu verhalten. Und wenn man nur so ganz richtig diese Mitte trifft – nicht zu sexy, nicht zu bieder (der Barbie-Monolog, Sie wissen schon...), dann könnten alle in Frieden leben. Auf diese Vorstellung trifft man nicht nur im Dschungelcamp, sondern auch gern mal in Kommentarspalten zu Artikeln über Gewalttaten an Frauen. "Was hattest du an?" ist eine Frage, die sich Opfer von sexueller Gewalt oft anhören müssen. Als sei der Minirock schuld an den männlichen Übergriffen. Über diese Täter-Opfer-Umkehr tourt seit 2021 eine Ausstellung durch Deutschland, in der die Kleidungsstücke von Betroffenen vom Tag des Verbrechens gezeigt werden. "Was hattest du an?" macht auf eindrückliche Weise deutlich, dass es ganz egal ist, wie sich Frauen kleiden. Sie laufen immer und überall Gefahr, sexualisiert zu werden – und womöglich sogar Opfer einer Gewalttat. 

David Odonkor wäre ein Besuch beim nächsten Stopp der Ausstellung anzuraten. Zeit dafür hätte er: Der Ex-Fußballer wurde prompt aus der Show rausgewählt.

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