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Gechillt oder arbeitswütig: Soziologe will Mär über Generationen widerlegen

Menschen vor einem Geschäft in Berlin
Menschen vor einem Geschäft in Berlin
© AFP
Die Klischees, dass die Generationen Y und Z nur chillen möchten und die Babyboomer sich zu Tode arbeiten, sind laut einer Studie der Universität des Saarlandes wissenschaftlich nicht zu belegen. Der Soziologe Martin Schröder durchforstete Datensätze aus rund vier Jahrzehnten und fand "nichts, was darauf hindeutet, dass die Einstellung zu Arbeit und Beruf tatsächlich mit dem Geburtsjahr zusammenhängt".

Nach gängigen Annahmen ist den Jungen die Arbeit nicht mehr so wichtig wie den älteren Generationen, vor allem den in den 50er bis Mitte der 60er Jahre geborenen Babyboomern. "Natürlich steckt immer ein Quäntchen Wahrheit in solchen Zuschreibungen", sagt Schöder. Allerdings unterschieden sich die Generationen weniger untereinander als angenommen. "Es kommt vielmehr auf den Zeitpunkt an, in welchem Lebensabschnitt sie nach ihrer Leistungsbereitschaft und ihrer Einstellung zur Arbeit gefragt werden."

Schröder untersuchte Daten von fast 600.000 Menschen aus weltweiten Umfragen in 113 Ländern, die zwischen 1981 und 2022 zur Einstellung zu Arbeit und Beruf erhoben wurden. Dass beispielsweise ein heute 60-Jähriger über den 15-jährigen Auszubildenden schimpfe, weil dieser keine Lust mehr habe, sich Nachtschichten und Wochenenden aufzubürden, um viel Geld zu verdienen und die Karriereleiter hochzuklettern, sei "keine Generationenfrage".

"Was wir herausgefunden haben, ist, dass wir heute schlicht alle anders ticken als vor 30 Jahren", erklärte Schröder. Das gelte "für den 15-Jährigen genauso wie für den 60-Jährigen". Allen sei heute die Arbeit nicht mehr ganz so wichtig wie der Gesellschaft vor 50 Jahren.

Zudem seien junge Menschen schon immer weniger arbeitswillig gewesen als Menschen mittleren Alters. Als weiteren Grund für den Generationenzwist nennt der Soziologe die Tatsache, dass das Gehirn es liebe, "Menschen in Gruppen einzuteilen, weil dies uns erlaubt, unsere eigene soziale Gruppe als besser als andere zu sehen, was uns ein befriedigendes Gefühl gibt".

AFP

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