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Tipps für erfolgreiche Bewerbungen Bewerbungsanschreiben: "Standardfloskeln will niemand lesen"

Bewerbung
Es wird Zeit für einen neuen Job? Dann ist die erste Hürde das Schreiben einer Bewerbung. Für viele immer wieder eine Herausforderung. Worauf sollten Bewerber heutzutage achten? 
© Sophie Mono / DPA
Der Klassiker in Bewerbungen: "Ich bin zuverlässig, belastbar und gewissenhaft". Langweilig – finden auch Personaler. Doch wie können Bewerber im Anschreiben punkten?
Samira Debbeler

Wer kennt es nicht: Ein großer weißer Bildschirm, der nur darauf wartet mit Buchstaben gefüllt zu werden. Es ist mal wieder Zeit für eine Bewerbung. Jedes Mal entpuppt sich dieses schon zigmal gemeisterte To-do als eine echte Herausforderung. Dann wird gegoogelt: Wie schreibe ich eine Bewerbung? Die Muster, die mir als Suchergebnisse angezeigt werden, überzeugen zwar mich, aber was ist mit den hartnäckigen Personalern? Außerdem bin ich bestimmt nicht die einzige, die ein Bewerbungsanschreiben einfach googelt. Wie können Bewerber wildfremde Personaler mit einem einzigen Anschreiben davon überzeugen, der oder die Richtige für die offene Stelle zu sein? Und mit welchen Phrasen katapultieren sie sich direkt ins Aus?

Sätze wie "Ich bin zuverlässig, belastbar und gewissenhaft" wollen Personaler nicht mehr lesen. "Fragt man hier im Vorstellungsgespräch nach Beispielen, kann meistens keines genannt werden, da es sich um Standardfloskeln handelt, die in jeder zweiten Bewerbung zu lesen sind", erklärt Stephan Bode, HR Business Partner. Seit 10 Jahren stellt er unterschiedliches Personal für ein großes Unternehmen ein. Im Schnitt liegen dort 500 Bewerbungen pro Monat auf dem Schreibtisch eines Personalers.

Augen auf bei Stellenausschreibungen

"Es sieht immer gut aus, wenn das Anschreiben kurz auf die Inhalte der Stellenausschreibung eingeht. Werden zum Beispiel IT-Kenntnisse gefordert, kann es Sinn machen im Anschreiben kurz darzustellen, wie gut die eigenen Kenntnisse sind und wo diese bereits angewendet wurden", sagt Bode. "Bei der Tonalität sollte der Bewerber Rücksicht auf die Branche nehmen und genau analysieren, wie die Stellenanzeige formuliert wurde. Handelt es sich um ein junges Star-Up, kann der Bewerber sicherlich etwas kreativer werden. Wird er geduzt, sollte der Empfänger der Bewerbung dennoch zunächst mit "Sie" angeschrieben werden", erklärt Bode. Zu Beginn werde allerdings erstmal geprüft, ob die Struktur und der Aufbau gut sind. Wichtig sei, die Erkennbarkeit der wesentlichen Punkte. 

So ist das optimale Bewerbungsschreiben aufgebaut:

1. Absender und Datum

Hier können Sie wenig falsch machen. Schreiben Sie Ihren Namen und Ihre Anschrift ganz nach oben. Es eignet sich eine schön gelayoutete Kopfzeile oder ein Textfeld auf der linken oder rechten Seite des oberen Blattes.

2. Betreff

Bereits im Betreff sollte klar erkennbar sein, worum es geht, nämlich eine Bewerbung. Außerdem sollte auch unbedingt erwähnt werden, um was für eine Stelle es sich handelt. Also: Bewerbung um die Stelle als XY. 

3. Anrede

Für die Anrede sollte unbedingt ein direkter Ansprechpartner recherchiert werden. Oft sind diese bereits in der Stellenausschreibung angegeben. Falls nicht, lohnt sich ein Griff zum Telefon. Anrufen und nachfragen.

4. Einstieg

Klassische Phrasen wie "Auf Ihrer Website bin ich auf die Stellenanzeige aufmerksam geworden" langweilen. Stattdessen könnte an dieser Stelle erwähnt werden, warum die Branche interessant ist. Oder der Bewerber eröffnet mit einer Einstiegsfrage, die thematisch passt. 

5. Motivation

In diesem Absatz wird erläutert, was Sie motiviert sich für die offene Stelle zu bewerben. Das können zum Beispiel Unternehmenswerte sein oder die Tätigkeitsbereiche, die der Job umfasst.

6. Kenntnisse und Erfahrung

Nennen Sie Qualifikationen und Erfahrungen, die für den Job relevant sind, wie z.B. Studium, Ausbildung, Nebenjobs (sog. Hard-Skills). Alles andere lässt sich dem Lebenslauf entnehmen.

7. Persönliche Stärken und Arbeitsstil

Nach den sogenannten Hard-Skills folgen die Soft-Skills, bestehend aus persönlichen Stärken oder positive Eigenschaften in Bezug auf die Arbeitsweise, wie z.B. Sorgfalt, Zuverlässigkeit, Engagement etc. Diese Eigenschaften gehen über fachliche Kompetenzen hinaus, sollten allerdings spätestens im Vorstellungsgespräch mit konkreten Beispielen erläutert werden können. 

8. Ende

Am Ende sollte ganz selbstbewusst geschrieben stehen, dass sich der Bewerber auf ein persönliches Gespräch freut. Nicht: "Ich würde mich freuen, wenn Sie mich einladen würden." Zu guter Letzt schließen freundliche Grüße und die Unterschrift das Anschreiben ab.

Die häufigsten Fehler in Bewerbungen

Laut Bode sind die häufigsten Fehler in Bewerbungen falsche Empfänger, die Länge des Anschreibens (nicht über eine Seite), Verwendung von Standardfloskeln und Rechtschreib- und Formatierungsfehler. "Die Rechtschreibung wird auf der Bewerberseite in Zeiten zunehmender Digitalisierung leider immer mehr vernachlässigt. Wir unterscheiden jedoch zwischen Flüchtigkeitsfehlern und wirklich gravierenden Fehlern. Wegen eines Buchstabendrehers wird kein Personaler eine Bewerbung aussortieren", so Bode. "Ein absolutes No-Go sind Bewerbungsanschreiben, die mit Hilfe von Copy/Paste zusammengebaut wurden. Nicht selten wird dabei sogar vergessen die Schriftart und Größe anzupassen", erklärt er. Das Skurrilste jedoch, woran Stephan Bode sich in seiner Zeit als Personaler erinnern könne, sei ein Bewerbungsfoto, der den Bewerber in voller Montur beim Surfen zeigte. 

Bewerbungsfotos seien nicht zwingend notwendig, können allerdings von Vorteil sein, so Bode. "Führt ein Personaler täglich viele Gespräche, erinnert er sich bei einem Foto gegebenenfalls schneller an das Gespräch mit dem Kandidaten", erklärt er. 

Heutzutage wird alles elektronisch übermittelt

Die meisten Unternehmen möchten Bewerbungen elektronisch übermittelt bekommen. Beim Absenden der E-Mail sollten Bewerber darauf achten, dass alle Unterlagen vollständig sind. Auch hier sollte auf eine korrekte Ansprache und die richtige Darstellung der Dokumente geachtet werden. "Kein Personaler möchte erstmal alle Dateien drehen, weil die Dokumente auf dem Kopf stehen", sagt Bode. Die Bewerbungsunterlagen sollten dann schließlich als PDF-Format verschickt werden.

Wenn all die formalen Kriterien beachtet wurden und die persönlichen Kenntnisse und Erfahrungen ausreichen, dürfte das Anschreiben überzeugen und mit Glück, sitzt der Bewerber dem Personaler schon bald gegenüber und kann in einem persönlichen Gespräch glänzen.

Weitere Tipps zum Thema Bewerbung finden Sie bei den Kollegen von BRIGITTE-ACADEMY.

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