Herr Soldatov, welche Seiten haben im Fall Nawalny genau verhandelt?
Auf russischer Seite lässt sich das relativ einfach sagen: der Inlandsgeheimdienst FSB. Der Geheimdienst ist federführend bei fast allem, was den Austausch von Gefangenen angeht. Er bestimmt, wo die Person in Russland untergebracht wird, was sie zu essen bekommt und wie sie in Gefangenschaft behandelt wird. Die konkreten Bedingungen der Übergabe verhandeln kompetente FSB-Generäle dann im Hintergrund mit den Vertretern der Staaten, mit denen Gefangene ausgetauscht werden sollen. Das letzte Wort hat aber grundsätzlich Putin. Besonders im Fall Nawalny.
Und auf westlicher Seite?
Das ist besonders im Fall Nawalny unklar. Normalerweise sind es die USA, die auf der Gegenseite mit Russland verhandeln. Vor allem dann, wenn es sich bei den Gefangenen um US-amerikanische Staatsbürger handelt oder die Person für amerikanische Geheimdienste wie die CIA gearbeitet hat. Das ist bei Nawalny nicht der Fall. Er ist weder US-Bürger noch stand er in Diensten der US-Regierung. Zwar soll es bei dem Deal nicht nur um die Freigabe von Nawalny, sondern auch von zwei US-Bürgern gegangen sein. Aber das politische Augenmerk, sowohl in Russland als auch dem Westen, lag beim russischen Oppositionellen. Da der FSB-Mann Wadim K., für den Nawalny hätte ausgetauscht werden sollen, in Deutschland im Gefängnis sitzt und Nawalny ohnehin enge Beziehungen zu Deutschland unterhalten hat, kann man davon ausgehen, dass vor allem die Deutschen hier aktiv mitverhandelt haben.
Welche Ziele hat Russland mit dem geplanten Austausch von Nawalny verfolgt?