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Studie Kriminalitätsrate steigt – diese sieben Ansätze helfen gegen Jugendgewalt

Polizeieinsatz in Leipzig
Polizeieinsatz zu Silvester in Leipzig
© Sebastian Willnow/DPA
Die Studie "Gewalt in Deutschland" zeigt: Vor allem junge Männer unter den Flüchtlingen sorgen für mehr Gewaltdelikte. Mit zahlreichen Projekten versuchen Experten, Jugendkriminalität einzudämmen - sieben unterschiedliche Ansätze.

Laut einer neuen Studie ist der Rückgang der Gewaltkriminalität in Deutschland seit 1998 vor allem ein Rückgang der Jugendkriminalität. Bei den 18- bis 21-Jährigen zum Beispiel ging die Zahl der Tatverdächtigen pro 100.000 Personen der jeweiligen Altersgruppe von 2008 bis 2015 um 31 Prozent zurück. Von 2015 bis 2016 stieg die Zahl allerdings wieder leicht an. Den Forschern zufolge betrifft der Anstieg der Gewaltkriminalität seither primär nichtdeutsche Jugendliche und fällt mit der Zuwanderung von Flüchtlingen zusammen.

Eine Übersicht zu Ansätzen gegen die Jugendkriminalität:

Jugendarrest

In Arnstadt in Thüringen sollen sich junge Menschen im Jugendarrest mit ihren Taten auseinandersetzen. Etwa 16 junge Erwachsene und Jugendliche sitzen im Jahr dort ein. Der Arrest ist pädagogischer ausgerichtet als die Jugendstrafe und zielt darauf ab, weitere Straftaten der Jugendlichen zu verhindern. Anders als im Jugendstrafvollzug bleiben die Jugendlichen höchstens vier Wochen im Arrest. Richter können ihn bereits für notorische Schulschwänzer verhängen, aber auch bei Straftaten.

Gewalt an Schulen nimmt laut Lehrkräften zu
© Statista

Sport gegen Gewalt

Die Behörden in Bremen setzen beim Kampf gegen Gewalt unter anderem auf Sport. Seit 2010 kommen beim "Hood Training" 6- bis 17-Jährige im Bremer Stadtteil Tenever dreimal die Woche zusammen, um Fitness und Ausdauer zu trainieren. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt im Kanzleramt als eines der sieben herausragenden sozialen Initiativen bundesweit gewürdigt. Zuletzt gab es mit den Gründern Gespräche dazu, auch in Vierteln anderer Städte - etwa im Berliner Stadtteil Marzahn - ein solches Training anzubieten.

Gespräche über Geschlechterrollen

Das Münchner Projekt "Heroes - Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre" richtet sich zunächst an junge Männer mit Migrationshintergrund im Alter von 15 bis 20 Jahren. Seit fünf Jahren beschäftigen sich rund acht Jugendliche ein Jahr lang mit dem Thema Ehre und Geschlechterrollen. "In dieser Phase werden die jungen Männer dazu ausgebildet, selbst Workshops zu diesen Themen an Schulen oder Jungendzentren zu leiten", sagt Marianne Seiler, AWO-Leiterin in München. In der zweiten Phase werden die Themen dann nicht mehr ausschließlich von jungen Migranten, sondern auch von deutschen Jugendlichen diskutiert.

"Projekt X"  

Streetworker betreiben in Garbsen in Niedersachsen seit vier Jahren einen Jugendtreff in einem leerstehenden Supermarkt. Dort können junge Menschen zusammen kochen, spielen und Sport machen. Die Streetworker helfen auch bei der Suche nach Ausbildung und Arbeit. "Das hat dazu beigetragen, dass die Problemjugendlichen keine großen Probleme mehr darstellen", sagt Stadtsprecher Benjamin Irvin.

Integration statt Kriminalität

Gezielt Kindern und Jugendlichen aus den ärmsten Regionen Südosteuropas und Nordafrikas zu helfen, ist das Ziel des Projekts "Klarkommen! Chancen bieten durch Prävention vor Ort" in Nordrhein-Westfalen. Umgesetzt wird die Initiative in Dortmund, Duisburg und Köln. In Köln wendet sich "Klarkommen!" an straffällig gewordene, minderjährige Flüchtlinge aus nordafrikanischen Ländern. Die Initiative basiert auf einer Kooperation von Polizei, Stadt und AWO. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden unterstützt, ihr bisheriges Verhalten zu hinterfragen und Alternativen zu entwickeln.

"Häuser des Jugendrechts"

Um Strafverfahren gegen jugendliche Täter zu verkürzen, gibt es in Hessen vier sogenannte Häuser des Jugendrechts. Dort arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe und auch freie Träger unter einem Dach zusammen. Die Täter sollen unter anderem den Zusammenhang von Strafe und Fehlverhalten erkennen. Zudem wird ein Täter-Opfer-Ausgleich angestrebt. Angeboten werden außerdem eine Schuldnerberatung sowie Schul- und Ausbildungsberatungen.

Staatsanwaltschaft vor Ort

Seit 2005 läuft in Berlin-Neukölln ein Pilotprojekt, bei dem mehrere Staatsanwälte ausschließlich für jugendliche Straftäter aus diesem Stadtteil zuständig sind. Besonders die sogenannten Intensivtäter, die zum Teil aus kriminellen arabischen Clans kommen, sollen so genau im Auge behalten und kleinere Verbrechen der Jugendlichen früh bestraft werden.

nik DPA

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