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Elbvorort Blankenese Villen, Strand und Elbblick – wo Hamburg am schönsten ist

Hamburg-Blankenese
Blick von der Elbe hinauf zu den verwinkelten Gassen von Blankenese: Hier, am kaum erschwinglichen Hang, ist Hamburg so maritim wie nirgendwo sonst
© Till Bartels
Eine Mischung aus Kampen und dem Lister Ellenbogen auf Sylt: Das einstige Fischerdorf Blankenese ist Hamburgs Fernwehplatz und Sehnsuchtsort.

Zwei Wege führen nach Blankenese. Entweder man nimmt die "Kleine Freiheit" ab Landungsbrücken und schippert westwärts über die Elbe um jene Landzunge herum, hinter der sich das auf einem Geesthang angehäufelte Nobeldorf verbirgt und im Sonnenlicht tut, als sei es Portofino. Die Fähre hält dann Op'n Bulln, und von da sind es nur ein paar Schritte zum nächsten Fischlokal; oder zum Strand.

Manche fahren ja nach Sylt oder nach Massachusetts. Muss man aber gar nicht. Blankenese ist so gut wie. Frühmorgens schon gleißendes Licht wie in Kampen oder auf Martha's Vineyard, abends Sonnenuntergang wie am Lister Ellenbogen.

Wenn die schicken Elbvorortsmütter am Spätnachmittag ihre schicken Elbvorortskinder in ihre Range Rover gepackt haben, wenn die jugendlichen Blankeneser Griller und Partymacher noch auf dem Hockeyplatz sind oder beim Segeln, dann hat man den Strand manchmal für sich allein. Dann kann man bis zum Leuchtturm am Wittenbergener Ufer laufen. Barfuß, Möwen inklusive.

Sagebiels Fährhaus hat neu eröffnet

Und zwischendurch Fischbrötchen essen in der "Kajüte". Das kleine Restaurant am Strandweg ist sozusagen die "Sansibar" von Blankenese. Manchmal sitzt man auf der Bank, und die "Queen Mary 2" schwimmt vorbei. Um Armeslänge weiß, blau, rot. Near, far, wherever you are. Nie und nirgends kann man schöneres Fernweh haben als hier in diesem Moment. And my heart will go on.

Rauf ins Treppenviertel, zum Beispiel. Über Strandtreppe, Beckers Treppe oder Ingwersens Weg ganz hoch. Oder erst zu "Sagebiel", dem Fährhaus auf halber Höhe. 125 Stufen über der Elbe. "Sagebiels Fährhaus", Sie wissen schon: ohne Apostroph, aber mit Hans Albers. In "Große Freiheit No. 7" prügelt er sich mit Hans Söhnker auf der Tanzterrasse um Ilse Werner. "Na, min Jung, wie heißt du denn?" – "Hein." – "Och, Mönsch, Hein is ja auch mal'n schön'n Namen." Auf, Matrosen, ohe!

Gerade hat "Sagebiel" neu eröffnet: Hamburger Pannfisch, 22,50 Euro. Viele schwören auch auf den "Kaffeegarten Schuldt" unterhalb des Süllbergs, Familienbetrieb von 1877. Früher durfte man noch den eigenen Kuchen mitbringen, Kaffee wurde gestellt. Der Blick rüber nach Finkenwerder auch.

Weiter Treppen steigen

Irgendwann ist man oben angekommen, auf der Hauptachse Bahnhofstraße. Die ist zwar nicht ganz so prestigeträchtig und hochpreisig wie die in Zürich, aber auch nicht ohne. Kleine Kaschmirläden, Kaffeerösterei, Puschenkino, Blankeneser Markt. Auf dem gibt es die Fisch-Familie, sie, er und der Schwiegervater. Die Lamm- und Geflügel-Schwestern, den "Käseonkel", der wirklich so heißt, die Nudel-Tanten und die Blumen- Brüder, die immer einen Strauß on top mitgeben. Dienstag, Freitag oder Samstag gleich vor der Kirche. Die Blankeneserin kauft hier nur.

Dann parken die Cayennes, Minis und Rovers ringsum, und Frauen mit Lesebrille auf dem Kopf und Terrier an der Leine tragen riesige Sträuße unter dem Arm zum Wagen, frischen Koriander, "Platte" (Tomaten) vom Alten Land und Loup de mer satt. Na ja, Märkte gibt's überall. Aber nicht überall sind die Marktbesucher so – sagen wir – stökerig wie hier.

Wo Rolf Zuckowski und Otto wohnen

Neulich vor den Blumen-Brüdern rammt einer, Typ "Ich bin zwar über 70, trage aber rote Bermudas und Freundschaftskettchen und fahre meinen 911er noch selbst", einer Dame vor ihm seine Holzpantinen in die Ferse. Als sie sich im Schmerz wütend umdreht, sagt er mit schönster Hanseatesse: "Tja, das sind Clogs!"

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Natürlich sind hier nicht alle so. Es gibt auch viele nette Blankeneser. Ehemalige stern- und "Spiegel"- Chefredakteure wohnen auch hier. "Spiegel" am Hang, stern in der Ebene. Die Gräfin Dönhoff von der "Zeit" empfing ihre Gäste Am Pumpenkamp, Ulrike Meinhof von "Konkret" in der Ferdinands Höh. Und dass Rolf Zuckowski und Otto auch in Blankenese wohnen, weiß ja eh jeder. Früher Lotsen und Kapitäne, dann Reeder, Kaufleute und Karl Lagerfeld, heute all jene, die keine Lust auf "die Schanze" haben oder in Eppendorf nicht beim Altwerden ertappt werden wollen.

Wie gesagt, es gibt zwei Wege nach Blankenese. Und auch von Blankenese zurück in die Stadt. Der andere führt über die Elbchaussee, eleganteste Straße Deutschlands. Aber erwarten Sie nicht, dass sich der Blankeneser Taxifahrer fürs Trinkgeld bedankt. Wir sind schließlich nicht in Ottensen oder Barmbek!

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