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"One Love"-Affäre Keine "überstürzten Entschlüsse": Der DFB behält seine Sponsoren – außer Rewe

DFB: Letztes Trainingsspiel vor der WM
Geschafft: Die DFB beim letzten Trainingsspiel vor der WM
© Markus Ulmer / Picture Alliance
Der Handelskonzern Rewe kündigt dem DFB die Zusammenarbeit. Der Grund: die Haltung der Fifa zur "One Love"-Binde. Andere Sponsoren folgen dem Rewe-Beispiel nicht, wie eine Umfrage des stern ergab.

Als erster Sponsor der Deutschen Fußballnationalmannschaft (DFB) hat der Konzern Rewe Konsequenzen aus der Binden-Affäre gezogen und die Kooperation mit der DFB aufgekündigt. "Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität", begründet die Handelskette ihre Entscheidung. Dass sich weitere DFB-Sponsoren ebenso in aller Deutlichkeit von der Haltung des Weltverbands Fifa und den Äußerungen von Präsident Gianni Infantino distanzieren werden, ist allerdings unwahrscheinlich. Der stern hat bei allen Sponsoren nachgefragt. Das Ergebnis: Alle bekennen sich zwar zu den umkämpften Vielfaltswerten. Das Binden-Verbot ist für sie aber längst kein Trennungsgrund.

So hält der Konzern Telekom nach eigenen Angaben "nichts von überstürzten Entschlüssen". Man wolle zunächst "die Hintergründe der Entscheidung des DFB bzgl. des Nichtragens der One Love-Binde verstehen", heißt es in der schriftlichen Antwort. Das Unternehmen wolle zeitnah mit dem DFB über die Thematik sprechen, teilt ein Telekom-Sprecher mit. Grundsätzlich dulde die Telekom aber "keine diskriminierenden Handlungen, kein unethisches und unmoralisches Verhalten und nicht die Verletzung der Würde oder Rechte anderer."

Der Getränkehersteller Coca Cola räumt ein, sich bereits seit mehreren Jahren aktiv mit dem DFB für Toleranz, Gleichberechtigung und Diversität – sowohl sportlich als auch gesellschaftlich. Dieses Engagement wolle man entsprechend gemeinsam fortführen. Coca Cola erhofft sich dadurch "Optimismus und Zusammenhalt in der Gesellschaft weltweit zu fördern". Ähnlich äußert sich der Konzern Ergo. Den Eklat habe man zur Kenntnis genommen, wolle aber die Initiativen des DFB weiter unterstützen und mit dem Verband "in engem Austausch" bleiben. Auch die Lufthansa beabsichtigt nach eigenen Angaben nicht, die Partnerschaft mit dem DFB zu beenden.

Rewe bleibt einziger DFB-Aussteiger

Die Commerzbank teilt auf Anfrage mit, ihr Sponsoring der DFB-Männer bereits Ende letzten Jahres beendet zu haben. Die Entscheidung habe aber keinen Bezug zur WM in Katar, heißt es in der schriftlichen Antwort, "sondern wurde primär aus internen marketingstrategischen Gründen umgesetzt". Beim DFB-Engagement konzentriert sich die Bank auf die Fußballelf der deutschen Frauen, "um uns für gesellschaftliche Themen wie Diversität, Gleichberechtigung oder Female Empowerment einzusetzen".

Deutlichere Worte fand dagegen der Automobilkonzern Volkswagen. "Das Verhalten der Fifa ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel", teilt das Unternehmen auf stern-Anfrage schriftlich mit. Die DFB will Volkswagen nach eigenen Angaben dennoch weiter fördern. Denn zur DFB gehörten auch die Frauenmannschaft, der Fußball der Jungen und Amateure. "Es gab beim DFB in den letzten Monaten viele gute Entwicklungen", nimmt Volkswagen den Verband in Schutz. Deshalb wolle man auch weiterhin "gemeinsam an positiven Veränderungen im Fußball insgesamt arbeiten."

Der DFB zählte auf seiner Website bisher 14 Sponsoren.

DFB prüft Konsequenzen nach "One Love"-Debatte

Während ein Teil der angefragten Unterstützer dem DFB den Rücken stärken, bleibt wohl der Konzern Rewe der einzige, der dem Fußballverband den Rücken kehrt. Das hängt aber nicht nur mit der Fifa-Entscheidung zur "One Love"-Binde zusammen. Schon im Oktober hatte der Konzern mitgeteilt, seinen Partnerschaftsvertrag nicht verlängern zu wollen. Die WM war damals aber nicht der Grund für diese Entscheidung.

Unterdessen hat der DFB angekündigt, vor den Internationalen Sportsgerichtshof (Cas) zu ziehen. Der Verband will diese Möglichkeit nach einem Bericht der "Bild" prüfen. "Die FIFA hat uns ein Zeichen für Diversität und Menschenrechte verboten. Sie hat dies mit massiven Androhungen sportlicher Sanktionen verbunden, ohne diese zu konkretisieren. Der DFB prüft, ob dieses Vorgehen der FIFA rechtmäßig war", sagte DFB-Mediendirektor Steffen Simon. Die Ad-Hoc-Division des Cas ist während der WM für Rechtsstreitigkeiten zuständig. Das Gremium entscheidet innerhalb von 48 Stunden nach Einreichung des Antrages.

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