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Energieversorgung Nachbarland plant Atomkraftwerk an NRW-Grenze – Gefahr für Bürger?

Auf dem Kühlturm eines Atomkraftwerks ist der Schriftzug "Kernkraft? Na klar" zu lesen.
Nachdem Deutschlands letzte AKW vergangenes Jahr vom Netz gingen, planen andere Staaten den Ausbau der Kernkraft.
© IMAGO / Wolfgang Maria Weber
Vergangenes Jahr gingen die letzten deutschen AKW vom Netz. Nie wieder sollte ein Unfall oder die Endlagerung von Atommüll unsere Gesundheit gefährden. Ein Nachbarland stellt diese Sicherheit nun infrage.

Nach dem Super-GAU von Fukushima im Jahr 2011 hatte Deutschland den Atomausstieg beschlossen. Letztes Jahr gingen dann die letzten drei deutschen Kernkraftwerke vom Netz: Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland. Ist die Atom-Gefahr also gebannt? Doch leider ist Deutschland kein Inselstaat im Atlantik, sondern umgeben von neun Nachbarn, die ganz eigene Vorstellungen zur Atomkraft haben. So planen zum Beispiel die Niederlande den Bau mehrerer Atomkraftwerke, darunter auch in der Grenzregion zu Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Wo das Atomkraftwerk stehen soll

Die nordrhein-westfälische Nachbarprovinz Limburg plant den Neubau von mehreren Mini-AKW, sogenannten Small Modular Reactors (SMR). Die Region liegt nur 66 Straßenkilometer von Düsseldorf entfernt. Ein Unfall könnte sich also auch auf uns auswirken. Aber wie wahrscheinlich ist eigentlich eine Atomkatastrophe?

Atomkraftwerk im niederländischen Limburg
Die niederländische Provinz Limburg ist 66 Straßenkilometer von der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf entfernt.
© 2024 Microsoft

Nuklearexperten versuchen, dieses Risiko mit einer Methode namens "Probabilistische Sicherheitsanalyse" einzuschätzen. Dabei wird eine Gesamtwahrscheinlichkeit aus vielen möglichen Einzelstörungen berechnet. Daraus ergibt sich ein Zeitraum, in dem in einem bestimmten Atomkraftwerk ein schwerwiegender Unfall eintreten könnte. Die heutigen Anlagen sind jedoch so sicher, dass dieser Wert bei mehreren hunderttausend Jahren liegt.

Vier neue AKW im Westen der Niederlande geplant

Die Pläne aus Limburg sind bisher aber nur ein regionaler Vorstoß. Bei einem endgültigen Votum für die Anlagen würden die ersten Kraftwerke in der Grenzprovinz nicht vor 2030 in Betrieb gehen. Auf nationaler Ebene wurde diese Wochen entschieden, dass vier neue AKW im Westen der Niederlande gebaut werden sollen. Das dortige Kernkraftwerk Borssele ist das einzige noch kommerziell betriebene Atomkraftwerk des Landes. Immer wieder demonstriert aber ein Teil der niederländischen Bevölkerung für die Stilllegung der Anlage. Einen Ausbau, der nahe des Kernkraftwerks Borssele stattfinden würde, lehnen sie kategorisch ab.

Neben den Niederlanden planen auch andere europäische Staaten neue AKW. So will zum Beispiel Polen eine Vielzahl großer und kleiner Reaktoren bauen. Umweltschäden befürchten dort nur wenige – eher, dass die Pläne am Ende nicht aufgehen. So zum Beispiel Monika Morawiecka, Expertin für Mittel- und Osteuropa bei der internationalen Organisation "Regulatory Assistance Project". Sie sagt: "Kleinreaktoren könnten sehr nützlich sein, vorausgesetzt, sie werden gebaut und funktionieren. Es ist nicht so sicher, ob es klappt. Sie werden noch nirgendwo genutzt."

Die Probleme neuer AKW

In Frankreich läuft der Ausbauplan für Atomkraftwerke bislang erfolgreich. Ursprünglich waren sechs neue Anlagen geplant, Anfang des Jahres wurde beschlossen, acht weitere hinzuzufügen. Mit insgesamt 14 neuen Reaktoren baut Frankreich nun noch mehr AKW als ursprünglich geplant. Das neue und verbesserte Modell, das gebaut werden soll, heißt EPR (European Pressurized Water Reactor) – aber es bereitet auch Probleme.

Die Idee hinter dem von Frankreich entwickelten EPR-Reaktormodell war, die Kernkraft wiederzubeleben, indem es mehr Leistung bei höherer Sicherheit versprach. Bisher sind drei dieser Reaktoren in Betrieb, einer in Finnland und zwei in China. Allerdings gab es sowohl beim Bau in Finnland als auch bei EPR-Projekten in Frankreich und Großbritannien Verzögerungen und massive Kostensteigerungen.

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Laut Angaben des staatlichen französischen Energiekonzerns EDF soll der erste EPR-Reaktor in Frankreich Mitte 2024 in der Normandie zu Testzwecken starten. Dies geschieht 17 Jahre nach Baubeginn und zu Kosten von 12,7 Milliarden Euro – viermal höher als ursprünglich geplant.

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