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Animal Rights Watch Aktivisten werfen Agrarfunktionären massive Tierschutzverstöße vor

Die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch geht gegen führende Funktionäre deutscher Landwirtschaftsverbände vor: Heimliche Filmaufnahmen aus den Ställen zeigen "eindeutige Gesetzesverstöße" gegen den Tierschutz.

Kranke, verletzte und tote Schweine, Puten mit offenen Wunden: Die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) wirft führenden Funktionären deutscher Landwirtschaftsverbände vor, gegen Tierhaltungsvorschriften verstoßen zu haben. Wie das NDR-Magazin "Panorama" am Donnerstagabend und die "Süddeutsche Zeitung" am Freitag berichteten, zeigten heimliche Filmaufnahmen von Ariwa aus den Ställen "zahlreiche Mängel" und "eindeutige Gesetzesverstöße" gegen den Tierschutz.

Mitglieder von Ariwa machten die Aufnahmen demnach bereits im vergangenen Jahr über einen längeren Zeitraum. Zu sehen sind den Berichten zufolge beispielsweise blutende Schweine, die brutale Tötung von Ferkeln sowie verdreckte Puten, die sich gegenseitig schwere Wunden zufügen.

Animal Rights Watch: Bilder aus Stellen prominenter Funktionäre

Die Bilder sollen aus den Ställen prominenter Funktionäre von Landwirtschafts- und Tierhalterverbänden stammen. Laut "SZ" gaben zwei von ihnen Probleme zu. Ein weiterer lasse die Vorwürfe prüfen, ein vierter habe sie von seinem Anwalt zurückweisen lassen.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisierte am Freitag die Verwendung von Videomaterial aus Stalleinbrüchen als "nicht akzeptabel". Das "ältere Bildmaterial" sei "unter dubiosen Umständen zustande gekommen", die Hoftierärzte der Beschuldigten würden die Vorwürfe nicht bestätigen.
Erkrankte Tiere seien "nachweislich ordnungsgemäß behandelt und tiermedizinisch versorgt" worden, erklärte der DBV. Soweit Praktiken "zurecht beanstandet wurden", seien sie "bereits vor längerer Zeit abgestellt" worden.

Eine Landwirtschaft, "die wir so nicht wollen"

Es werde in den Aufnahmen das Bild einer Landwirtschaft gezeigt, "die wir so nicht wollen", erklärte die Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Christina Jantz-Herrmann. "Derartige Verstöße gegen das Tierschutzgesetz - sollten sie zutreffen - dürfen wir keinesfalls tolerieren."

"Die grausamen Enthüllungen zeigen einmal mehr die gravierenden Missstände im System der industriellen Massentierhaltung", urteilte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Sie würden "Schönfärberei und Heuchelei der Branchenvertreter und des Bauernverbandes" entlarven.

Der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Friedrich Ostendorff, griff auch Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) an: "Von ihm und vom Bauernverband können wir nichts erwarten, was das kalkulierte Tierleid für billige Ramschschnitzel stoppen könnte."

tim AFP

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