Geschäftsführerin Roswitha Wenzl Foto: Michele Danze

Der Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart feiert in diesen Tagen sein zehnjähriges Jubiläum. Die Bilanz der vergangenen acht Jahre fällt positiv aus. Das neue Ziel lautet: „„Wir wollen die kinderfreundlichste Stadt werden.“

Stuttgart - Ein Jubeljahr wird in der Regel alle 100, 50, dann alle 25 Jahre gefeiert. Dem Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart sind solche Konventionen egal. Der Verein feiert in diesen Tagen sein zehn-jähriges Jubiläum. Getreu dem Motto: Wir haben in den vergangenen zehn Jahren eine erfolgreiche Arbeit abgeliefert, also feiern wir und reden darüber.

In die Rolle des Sprechers schlüpft Stefan von Holtzbrinck, Vorsitzender des Fördervereins. Der Stuttgarter Verleger hebt dabei den Idealismus („Unsere Ressourcen sind guter Wille und Geduld“) des Vereins hervor. Aber auch die Wirksamkeit der derzeit 14 laufenden Projekte ist ihm nicht minder unwichtig. „Aus 250 000 Euro Budget generieren wir in unseren Projekten einen ehrenamtlichen Impuls, der zwei Millionen Euro pro Jahr wert ist“, sagt Holtzbrinck.

Aber was bringt es tatsächlich, wenn Kinder beim Projekt „Fußball trifft Kultur“ zusätzlichen Sprach- und Sportunterricht bekommen? Was ist die Mühe der Lesepaten wert? Oder wie wirkte sich das Projekt „Medienfluten“ auf die digitale Medien-Kompetenz von Schülern und Lehrern aus?

Von Holtzbrinck will auf solche Fragen möglichst genaue Antworten. Daher hat er die renommierte Schweizer Prognos AG beauftragt, die vergangenen acht Jahre zu analysieren und zu bewerten. Was hat sich seither in Stuttgart für Kinder getan?

Auf dem Prognos-Zeugnis steht eine Eins minus. In fast allen Bereichen hat sich die Situation (siehe Grafik) für die Stadt-Kinder verbessert. Lediglich die Wohnsituation für Familien mit Kindern ist und bleibt schlecht.

Allein darauf haben von Holtzbrinck und der Verein keinen Einfluss. „Wir können kein Immobilien-Entwickler sein“, sagt er, „aber vielleicht können wir das Bewusstsein der Menschen verändern.“ Beispielsweise in der Art, dass Vermieter einer Familie statt einem Ehepaar mit Hund den Zuschlag für eine Wohnung geben: „Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, dass die Freude über Kinder größer sein kann als das Gejammere.“

Diese Aufgabe kommt im Verein der Geschäftsführerin Roswitha Wenzl zu. Die frühere Kinderbeauftragte der Stadt ist gewissermaßen das Herz und das Gesicht des Fördervereins. Sie verkörpert die Vereinsideale „Wille und Geduld“. Sie hat das „Ohr in der Stadt“ (Wenzl über Wenzl). Und sie bildet das Scharnier zur Stadt-Verwaltung. Das ist gerade jetzt wichtig. Denn derzeit arbeitet Wenzls Nachfolgerin als Kinderbeauftragte Maria Haller-Kindler an einem neuen Konzept. „Wir sind offen und gespannt, was sie für Ideen hat“, sagt Roswitha Wenzl und formuliert das gemeinsame Ziel für die Stadt und den Verein in den kommenden zehn Jahren: „Wir wollen die kinderfreundlichste Stadt werden.“

Der Förderverein feiert sein Zehnjähriges an diesem Samstag mit einem Familienfest auf der Waldau (Georgiiweg 10 a). Im Rahmen der Feierlichkeiten fällt um 14 Uhr auf der Bezirkssportanlage Waldau der Startschuss zum 24-Stunden-Benefiz-Lauf für Kinderrechte. Anmeldungen dazu sind bis kurz vor dem Start möglich.