Es dürfte nur ein Vorgeschmack auf noch tiefere Einschnitte sein. Siemens will hierzulande in einem ersten Schritt 1400 Arbeitsplätze streichen. Diese Zahl wurde jetzt intern bei einer Sitzung des Siemens-Wirtschaftsausschusses genannt.

München - Es dürfte nur ein Vorgeschmack auf noch tiefere Einschnitte sein. Siemens will hierzulande in einem ersten Schritt 1400 Arbeitsplätze streichen. Diese Zahl wurde jetzt intern bei einer Sitzung des Siemens-Wirtschaftsausschusses genannt. Betroffen sind die Energietechniksparte des Konzerns mit 1200 Stellen sowie die Konstanzer Tochter LAS. Dort sollen weitere 200 von zuletzt noch 650 Arbeitsplätzen gestrichen werden. LAS stellt Anlagen zur Gepäck- sowie Postsortierung her und gilt als Sanierungsfall. Siemens wollte die Tochter eigentlich verkaufen. Dann entschied Konzernchef Joe Kaeser, sie in Eigenregie wieder auf Vordermann zu bringen.

 

Der weitaus größere Teil des geplanten Abbaus entfällt jedoch auf die beiden Energietechnik-Standorte Mülheim an der Ruhr sowie Görlitz, wie Insider berichten. Siemens selbst bestätigt lediglich, dass es zu „personellen Anpassungen“ kommt. Der Konzern nennt aber keine Mitarbeiterzahlen oder Standorte. Erst würden Betroffene vor Ort informiert, sagte ein Konzernsprecher. Kündigungen sind indes nur mit Zustimmung der IG Metall möglich. Im Energietechnikbereich laufen die Geschäfte bekanntermaßen schlecht. Auch deshalb hat die Sparte mit der US-Amerikanerin Lisa Davis vor kurzem eine neue Chefin erhalten. Sie ist jüngst in den Siemens-Vorstand aufgestiegen und soll die Aktivitäten künftig von den USA aus führen.

Es ist das erste Mal, dass die Münchner die Verantwortlichkeit für eine große Geschäftseinheit jenseits deutscher Grenzen ansiedeln. Davis hatte vor einer Woche gewarnt, dass speziell der Markt in der Kraftwerkstechnik sowie zugehörige Servicegeschäfte global enorm unter Druck stünden und dort die Margen zusehends verfielen. Betroffen ist vor allem das Geschäft mit Gaskraftwerken, wo die Nachfrage lahmt und es marktweit große Überkapazitäten gibt. Das Turbinenwerk Görlitz ist die Zentrale der Siemens-Gasturbinenfertigung. Auch Mülheim zählt zum Fertigungsverbund. Insgesamt arbeiten in der Siemens-Energietechnik global 30 000 Menschen.

Der geplante Abbau stößt bei der Arbeitnehmervertretung auf Kritik. Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn bezeichnete die Pläne als nicht nachvollziehbar. Kurzfristiger Abbau in traditionell schwankenden Geschäften löse weder Probleme noch biete er Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft. Steinborn sitzt auch im Siemens-Aufsichtsrat. Andere zeigten sich weniger überrascht. Es war seit längerem klar, dass speziell bei Energietechnik wegen schleppender Nachfrage nicht alle Stellen zu halten sind. Nur der Umfang des Abbaus sei noch offen gewesen. Bei der Siemens-Tochter LAS arbeiteten zuletzt weltweit noch rund 3000 Beschäftigte. Kaeser hatte sie im Juni wieder unter das Siemens-Dach zurückgeholt, nachdem ein Verkauf geplatzt war. Deutsche Hauptstandorte für die Fertigung von Sortieranlagen für Gepäck an Flughäfen sowie Briefe und Pakete sind Konstanz und Nürnberg.

Der jetzige Abbau an den drei deutschen Standorten stehe nicht mit den generellen Umbauplänen in Zusammenhang, die Kaeser dem Konzern im Mai verordnet hatte, wird intern betont. Eine komplette Organisationsebene wird dabei gestrichen. Betroffen seien davon weltweit insgesamt 11 600 Arbeitsplätze, hatte Kaeser zuletzt erklärt. Mit Stellenabbau sei das nicht gleichzusetzen, hieß es relativierend. Wie viele Stellen der Umbau wirklich kostet, bleibt vorerst ein Geheimnis. Kaeser enthüllt es eventuell bei der Bilanzpressekonferenz Anfang November in Berlin.