Ein Straßenräuber glaubt in einer Passantin mit Kinderwagen ein leichtes Opfer gefunden zu haben. Doch das ist für ihn ein verhängnisvoller Fehler.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Ein ungewöhnlicher Straßenraub ist von der Polizei schnell geklärt worden – dank der Geistesgegenwart des Opfers, einer Mutter mit Kinderwagen, die trotz leichter Verletzungen einen kühlen Kopf bewahrt hat. Und dank eines Täters, der sich letztlich selbst entlarvte. Seine Vorgehensweise gibt der Polizei aber auch noch hinterher viele Rätsel auf.

 

Der Überfall spielt sich am Montag gegen 20.15 Uhr in Bad Cannstatt in der Steinhaldenstraße in der Nähe der Stadtbahn-Haltestelle Hauptfriedhof ab. Eine 34-Jährige, die dort mit ihrem Kinderwagen unterwegs ist, wird von einem dunkelhäutigen Mann nach einer Straße gefragt. Sie will helfen und ihm den rechten Weg zeigen – weshalb sie ihr Mobiltelefon zückt und die Adresse mit Routenplaner eingibt. Der Ortsfremde zeigt ihr, womöglich um Vertrauen zu schaffen, seinen Ausweis. Die 34-Jährige kann sich Vorname und Staatsangehörigkeit merken.

Das Opfer liefert eine gute Täterbeschreibung

Als die Frau ihr Handy wieder einsteckt, greift der Mann plötzlich an. Er versetzt ihr einen Faustschlag und stößt sie in ein Gebüsch. Denn er hat etwas ganz anderes im Sinn: den Rucksack am Kinderwagen. Er zieht und zerrt daran – doch vergebens. Der Rucksack ist mit einem Karabinerhaken befestigt. Das reicht aus, um den Täter ohne Beute flüchten zu lassen.

Die 34-Jährige kann der Polizei eine gute Täterbeschreibung liefern: „Er trug einen roten Pulli und eine schwarz-weiße Jacke“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Darüber hinaus nennt die Betroffene den Vornamen und die Herkunft aus einem ostafrikanischen Land. „Es ist uns ein Rätsel, warum sich der Mann vor der Tat selbst identifiziert hat“, sagt die Polizeisprecherin. Eine der Spuren ist eine Gemeinschaftsunterkunft mehrere Hundert Meter vom Tatort entfernt. Eine heiße Spur: Ein Sicherheitsmann bestätigt, dass einer der Bewohner kurz zuvor hektisch aufs Gelände gerannt sei.

Und welche Erkenntnis gibt es am Ende?

Die Beamten nehmen den 25-Jährigen fest. Es nützt ihm nichts, dass er Jacke und roten Pulli in einem anderen Zimmer versteckt hat. Der Mann ist einschlägig vorbestraft und erst im September aus der Haft entlassen worden. Immerhin gibt es eine Erkenntnis: „Es kann doch ganz hilfreich sein“, so Polizeisprecherin Ackermann, „wenn man seine Tasche an einem Karabinerhaken befestigt.“