Analyseprogramm:Bund will von Bayern bestellte Polizeisoftware nicht verwenden

Lesezeit: 1 min

(Foto: Marco Einfeldt/Marco Einfeldt)

Eine Software für schnellere Datenauswertung hat das bayerische Landeskriminalamt bei einem streitbaren US-Hersteller bestellt - auch als Option für Bundesbehörden. In Berlin entscheidet man sich nun dagegen - und will lieber selbst entwickeln.

Die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt werden die in Bayern bestellte Polizeisoftware "VeRA" nicht verwenden. Das Innenministerium in Berlin habe entschieden, das Programm des umstrittenen US-Herstellers Palantir trotz einer entsprechenden Option im Vertrag nicht abzurufen, sagte eine Sprecherin am Freitag. Zuvor hatten sich die Innenminister von Bund und Ländern nicht darauf einigen können, die Software bei Polizeien bundesweit einzusetzen. Darauf hatten im Vorfeld der jüngsten Innenministerkonferenz nach dpa-Informationen vor allem Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen gedrungen, wo die Software entweder im Einsatz oder zumindest beschafft ist. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.

Die Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte, man wolle stattdessen in Eigenregie unabhängig von einem Hersteller wie Palantir Anwendungen bereitstellen. "Die polizeifachlichen Fähigkeiten, so auch die Analysefähigkeit, sollen in eigener digitaler Kompetenz entwickelt werden." Palantir wird von einigen Datenschützern kritisch beäugt, weil das Unternehmen als Start-up vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA finanziert wurde und diesen später zu seinen Kunden zählte. Bisher erschweren unterschiedliche Programme und Datenformate für verschiedene Datenbanken oft das Auslesen und Verknüpfen von Informationen für deutsche Ermittler.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Die vom bayerischen Landeskriminalamt in Auftrag gegebene "Verfahrensübergreifende Recherche- und Analyseplattform" (VeRA) hätte die Ermittlungen als eine Art Suchindex mit der Verknüpfung von Informationen in unterschiedlichen Datenbanken erleichtern sollen. Eingesetzt werden soll sie im Freistaat bei Fällen schwerer Kriminalität wie Terrorismus oder Mord, aber auch bei Bandendiebstählen und Kinderpornografie. Bisher fehlt aber die gesetzliche Grundlage für den Einsatz. Zuletzt hieß es aus dem bayerischen Innenministerium, die nötige Gesetzesänderung sei nicht mehr vor der Landtagswahl am 8. Oktober geplant. Bei den Regeln für den Einsatz der neuen Software wird sich der Freistaat an einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts unter anderem zu dem Programm in Hessen orientieren müssen.

Die Richter in Karlsruhe hatten die gesetzlichen Regelungen dort im Februar für verfassungswidrig erklärt. Das Gericht monierte damals, sie erlaubten der Polizei, "mit einem Klick umfassende Profile von Personen, Gruppen und Milieus zu erstellen". Auch der bayerische Datenschutzbeauftragte hatte wiederholt Bedenken zum Einsatz der Software angemeldet.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bayern
:Opposition kritisiert geplante Datensoftware der Polizei

Eine Tochterfirma des US-Unternehmes Palantir hat kürzlich den Auftrag für ein neues Analyse-System der Polizei bekommen. Nun werden Bedenken daran laut. Es geht um Datenschutzfragen, aber auch um die Nähe des Konzerns zum US-Geheimdienst.

Von Johann Osel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: