Neues Netzwerk in Dachau gegründet:Parkinson schneller erkennen

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Karl Walter ist Initiator des Karlsfelder Parkinsontreffs und Mitbegründer des des neuen Netzwerks. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Netzwerk aus Ärzten, Therapeuten und Patienten will die Diagnostik optimieren

Von Christiane Bracht, Karlsfeld/Dachau

Parkinson ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Um so schwieriger ist eine Diagnose. "Bei 45 Prozent der Patienten dauert sie jedoch länger als 32 Wochen. Es kann sogar ein Jahr vergehen", sagt Karl Walter, der Initiator des Karlsfelder Parkinsontreffs. Er selbst ist auch Patient und weiß, wie wichtig es ist, frühzeitig mit der Therapie zu beginnen, um nicht schnell Sprache und Bewegungsfähigkeit zu verlieren. Deshalb hat er jetzt zusammen mit dem Chefarzt der Neurologie am Helios-Amper Klinikum Dachau, Christian Lechner, ein Parkinsonnetzwerk gegründet. Der Schulterschluss soll dazu beitragen, dass das Therapieangebot sowohl für Patienten, als auch für die behandelnden Ärzte transparenter wird. Man will sich gegenseitig informieren und austauschen. Die Treffen sollen zunächst vierteljährlich stattfinden.

Bei der Gründung des Netzwerks in der Dachauer Klinik waren 26 Ärzte, Therapeuten und Patienten da, aus den Bereichen Neurologie, neurologische Psychologie, Radiologie, Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie. Auch Naturheilkundler wären willkommen, sagt Walter. "Wir sind offen für alle, die helfen."

Am wichtigsten ist es dem Karlsfelder, zuallererst gemeinsam der Frage nachzugehen: Warum dauert die Diagnose so lange? Und wie kann man die Verzögerungsfaktoren abstellen? "Damit wenigstens in unserem Bereich vielleicht in Zukunft schnell geholfen werden kann", sagt er. Bei ihm dauerte es zwar nur eine Woche bis er die Diagnose hatte, doch er weiß, dass dies eher selten ist. Dass viele Patienten hingehalten und mit vagen Aussagen vertröstet werden, sich alleingelassen, überfordert und hilflos fühlen. Bei Parkinsonkranken sei das fatal, sie zögen sich zurück und gerieten in eine Negativspirale.

Schon als Walter im April 2018 den Parkinsontreff gründete, schrieb er sich auf die Fahnen, nicht nur einen Stammtisch zu machen. Er lud zahlreiche Experten ein, die über ihre Fachgebiete aufklärten sowie Therapiemöglichkeiten. "Unser Ziel ist es, eine Hilfe für den Alltag bereitzustellen und sich gegenseitig zu unterstützen", erklärt Walter. Ein Stamm von 74 Patienten nicht nur aus dem Landkreis Dachau, sondern auch aus Freising, Fürstenfeldbruck, Augsburg und München kämen inzwischen regelmäßig nach Karlsfeld. Auch sie wollen durch ihre Erfahrungen und Krankheitsgeschichte das Netzwerk bei der Optimierung der Diagnostik und der Kommunikation helfen.

Den Aktiven schwebt zunächst vor, ein Papier zu entwickeln, das die nötigen Felder aufzeigt, die betrachtet werden müssen. Dieses könnte man etwa den Hausärzten an die Hand geben, denn sie sind in der Regel die erste Anlaufstelle der Kranken. Außerdem hat Neurologe Lechner vor, sie zu einem Vortrag einzuladen, der ihnen Entscheidungshilfen an die Hand gibt und die nötigen Kenntnisse. Das Problem sind aber keineswegs immer die Hausärzte, auch Neurologen tun sich laut Walter zuweilen bei der Erkenntnisfindung schwer.

Dem Netzwerk ist unter anderem auch die Radiologische Klinik Pasing beigetreten. Walter begrüßt das sehr, denn diese hat sich auf spezielle Untersuchungen des Gehirns verlegt, die bei der Diagnosefindung eine große Rolle spielen können. Als nächstes will das Netzwerk einen Zeit- und Themenplan ausarbeiten, nach dem es vorgehen will.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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