Die Hecke muss weg. Zumindest verlangt die Gemeinde Eichenau vom Bewohner eines Grundstücks an der Erlenstraße, dass er die Thuja-Gewächse auf der ganzen Länge seines Grundstücks so weit stutzt, dass sie nicht mehr in den Gehweg hineinragen. Des weiteren hat Horst Aicher eine Zwangsgeldandrohung in Höhe von 500 Euro von der Kommune erhalten. Gegen den geforderten "Heckenrückschnitt" hat der 79-Jährige nun Klage eingereicht. Am Freitag wird das Verwaltungsgericht in München in der Sache verhandeln.
Es ist nicht das erste Mal, dass es in Eichenau wegen einer über die Grundstücksgrenzen hinausgewachsenen Hecke Konflikte zwischen Anwohnern und der Gemeinde gibt. Ziemlich genau vor einem Jahr erregte ein anderer Eichenauer öffentliches Aufsehen mit seiner ähnlich betagten und dementsprechend ähnlichen voluminösen Thujenhecke. Auch dieser Anwohner hatte das Gewächs nach Ansicht der Gemeinde zu weit auf den Gehweg wachsen lassen, aber irgendwann auf den steigenden Druck aus dem Rathaus reagiert und die Hecke gemäß der Anordnung zurückgeschnitten.
Wie bei so vielen Thujenhecken offenbarte sich im Inneren hässlich verdorrtes Geäst, keine Spur von Grün. Aus Protest über das Gebaren der Gemeinde - und womöglich auch den unansehnlichen Anblick - hatte der Grundstücksbesitzer ein vier Meter breites Banner an der geschundenen Hecke angebracht: "Diese 40 Jahre alte Hecke musste zerstört werden zur Vollstreckung des bayr. Wegegesetzes durch die Gemeinde Eichenau. Natur- und Vogelschutz ade!"
Nur einen Teil zurückgeschnitten
Darauf verweist Horst Aicher, der nur ein paar Straßen weiter, in der Erlenstraße, wohnt. Und er erwähnt seine Nachbarn, drei an der Zahl, die allesamt Gärten mit der gleichen, etwa 50 Jahre alten Thujenhecke haben. Sie alle hätten von der Gemeinde die Aufforderung zum Heckenrückschnitt bekommen. Dabei versteht der 79-Jährige die Notwendigkeit nicht. Zum einen ragt die Hecke seiner Beschreibung nach nur geringfügig über den Gartenzaun hinweg, so dass Passanten vielleicht den Kopf etwas zur Seite hätten neigen müssen. Und zum anderen herrsche in der Erlenstraße wenig Betrieb. "Das ist eine reine Anliegerstraße", betont er.
Aichers drei Nachbarn wurden auf die Anordnung aus dem Rathaus irgendwann tätig und stutzten ihre Hecken. Der 79-Jährige erwähnt seinen Nachbarn, 93 Jahre alt, der den Schnitt "radikal" durchzog. Auch mit dem Rückschnitt der anderen beiden Nachbarn war man im Rathaus zufrieden. Nur bei Horst Aicher, der ebenfalls zur Tat schritt, so dass zumindest "auf zehn Metern radikal zurückgeschnitten wurde", fordert die Gemeinde noch weitere Rückschnitte. Denn insgesamt ist dessen Hecke nach eigenen Angaben etwa 30 Meter lang; der Bereich in der Kurve blieb bislang von der Heckenschere verschont.
Mangel an Wasser
Bürgermeister Peter Münster sind die Konflikte zwischen Anwohnern mit ausufernden Hecken und den Anforderungen, die seine Mitarbeitenden im Rathaus stellen, durchaus bekannt. "Es betrifft jedes Halbjahr 30 bis 40 Eichenauer Bürgerinnen und Bürger." In den meisten Fällen genüge ein Schreiben aus dem Rathaus mit der freundlichen Aufforderung, die Hecke wieder auf ein für alle verträgliches Maß zu stutzen. Zu dem Vorfall mit Horst Aicher wollte sich Münster mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Ganz allgemein sagte er, dass sich so ein Rückschnitt "bei Thujenhecken besonders dramatisch auswirkt". Dass die Pflanzen aus der Gattung der Zypressengewächse im Inneren oft nur noch verdörrtes Gestrüpp aufweisen, liegt offenbar meist an einem Mangel an Wasser.