Planegg:Kontaktarme Zeit

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Beziehungen aufbauen, braucht Zeit: Die 46-jährige Jugendreferentin will ein "jugendpolitisches Scharnier" für junge Menschen sein. (Foto: privat)

Jugendreferentin Kerstin Barth fehlen intensive Begegnungen

Von Rainer Rutz, Planegg

Kerstin Barth, seit einem Jahr Jugendreferentin in Planegg, hatte sich ihre Arbeit wohl auch anders vorgestellt. Die 46-Jährige, deren Job vorläufig auf zwei Jahre befristet ist, sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung über ihre Aufgaben. Da Corona noch lange nicht der Vergangenheit angehört, wird Barth wohl auch 2021 relativ wenig das tun können, wofür sie eigentlich da ist: einen direkten Kontakt mit jungen Leuten und Kindern in Planegg und Martinsried zu pflegen. Doch die Sozialpädagogin, will aus der Not eine Tugend machen: Vieles wird nur digital laufen und eher im Theoretischen bleiben. Die CSU-Fraktion im Gemeinderat hat auch deshalb den Antrag gestellt, Barth solle bis zum Frühjahr ein Konzept für einen Jugendbeirat in Planegg erarbeiten, der die Aufgabe hat, Gemeinderat und Bürgermeister in jugendrelevanten Angelegenheiten zu beraten. Barth wurde bei ihrem Vortrag von Claudia Haslbeck vom Planegger Jugendzentrum "Waaghäusl" unterstützt. Auch dort findet derzeit wegen der Pandemie keine wirkliche Jugendarbeit statt. Aber das Waaghäusl bietet Schülern unter anderem Serviceleistungen wie Home-Schooling oder Einzelberatungen an.

Kerstin Barth hat sich viele Gedanken darüber gemacht, was Jugendarbeit in einer Gemeinde wie Planegg eigentlich sein kann. Einen "Kontakt- und Kooperationsaufbau" stellt sie sich vor, eine Art politischer Bildung für junge Leute und Kinder - alles auch in Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen. Sie hat in den vergangenen Monaten viele Besuche gemacht, war bei Vereinen und in Schulen, eben überall da, wo Jugendarbeit geleistet wird. Eine der wenigen Veranstaltungen, die sie 2020 abhalten konnte, war ein Planspiel zur Kommunalwahl im März: "Doch dann kam Corona", sagt sie, und (fast) nichts ging mehr. Sie sei froh, wie Barth sagt, dass sie auf die Arbeit ihrer Vorgängerin aufbauen konnte und könne. Sie machte auch klar, dass sie nur eine befristete Stelle habe. Mit 30 Stunden pro Woche arbeitet sie damit auch "auf geringfügiger Basis", stellte sie fest. Aber sie wolle ein "jugendpolitisches Scharnier" sein, dafür brauche es Zeit.

Zentrale Anlaufstelle soll auch weiterhin das Jugendforum bleiben. Für den März ist eine Jugendkonferenz geplant, in Zusammenarbeit mit den Schulen und dem Kreisjugendring. Diese Veranstaltung wird digital ablaufen. Im April ist der Start für ein Fotoprojekt vorgesehen, falls Corona es zulässt. Die Ergebnisse sollen drei Monate später vorgestellt werden. Als weitere Idee will Barth für den Sommer eine "Last Minute Azubi-Börse" in Zusammenarbeit mit der Planegger Wirtschaftsreferentin Bärbel Zeller anstreben. Und auch ein Ferienprogramm soll es geben. Im September will sie zusammen mit dem Kreisjugendring und der Naturfreundejugend "Moonlight Sports" organisieren. Für die Bundestagswahlen im September sind, zumindest theoretisch, diverse Aktionen geplant.

Man merkt es Barth an, dass die momentane Situation frustrierend für sie sein muss. Auf die Frage von Gemeinderat Peter von Schall-Riaucour (FDP-Liste), wie sie ihre Kontakte zu jungen Leuten derzeit gestalte, sagt Barth: "Es gibt nur schlechte Kontakte zur Zeit." Natürlich treffe sie gelegentlich Jugendliche, die neuerdings an Bushaltestellen zusammenkommen. "Aber ich treffe sie nicht regelmäßig genug, um eine Beziehung aufzubauen." Claudia Haslbeck vom Waaghäusl berichtet, man biete auch weiterhin Kontaktmöglichkeiten an. Dort können junge Leute unter Hygiene-Bedingungen die Drucker nutzen oder allerlei Arbeiten erledigen, die sie für die Schule oder ihre Ausbildung brauchen. "Viele jungen Leute haben große Sorgen, wie es weitergehen soll mit ihrer Ausbildung", berichtet Barth.

© SZ vom 10.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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