Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bringt bereits 1450 Ukraine-Flüchtlinge unter - und noch immer melden sich pro Woche 50 bis 80 Personen beim Landratsamt, um sich registrieren zu lassen. Ein Bus bringt wöchentlich weitere Geflüchtete aus München. Daher hat der Landkreis zusätzlich zu Bad Tölz und Geretsried eine weitere Großunterkunft in Wolfratshausen eingerichtet. In der Farcheter Mehrzweckhalle ist Platz für 100 bis 110 Menschen, wie Karsten Ludwig, Sachgebieter Asyl im Landratsamt, bei der Vorstellung der Unterkunft am Dienstag erläuterte. Diese soll als eine Art Puffer für die dezentralen Erstaufnahmestellen in Bad Tölz und Geretsried mit jeweils 150 Plätzen dienen.
In der Mehrzweckhalle sind zwischen Trennwänden am Dienstag bereits viele Betten aufgestellt. Angepinnt ist schon einmal die Hausordnung, die auf die Essens- und Ruhezeiten auch in kyrillischer Schrift hinweist. Wer von außen hineinkommt, erfährt direkt, dass drinnen die FFP2-Maskenpflicht gilt. In den nächsten Tagen würden die ersten Geflüchteten erwartet, sagte Ludwig.
Drei bis vier Personen seien im Schichtsystem dauerhaft anwesend. Ein Cateringservice übernehme die Versorgung mit drei Mahlzeiten täglich. Das Landratsamt tausche sich eng mit dem Wolfratshauser Asylhelferkreis für Unterstützungsangebote aus. Auch die Flüchtlings- und Integrationsberatung "Hilfe von Mensch zu Mensch" werde zu den Geflüchteten Kontakt aufnehmen. In der Regel kämen Fremde aber nicht in die Mehrzweckhalle hinein. "Das ist aber der einzige Rückzugsort, den sie haben", sagte Ludwig.
Wie lange die Mehrzweckhalle in Farchet benötigt wird, lässt sich laut Landrat Josef Niedermaier (FW) noch nicht einschätzen. "Momentan ist es extrem schwierig, eine stringente Strategie festzulegen." Keiner wisse, was noch komme. Die Kreisbehörde tue aber alles, was möglich sei, um den Menschen zu helfen. Ausdrücklich bedankte sich der Landrat bei den Sportlern, die nun auf die Mehrzweckhalle in Farchet verzichten müssten. Genauso hob er hervor, wie bereitwillig Landkreisbewohner Geflüchtete privat aufgenommen hätten. Das sei keineswegs selbstverständlich, werde aber auch nicht Wochen oder Monate so weitergehen können.
Von den derzeit 1450 Geflüchteten aus der Ukraine sind laut Ludwig um die 1000 privat untergebracht. Der Landkreis hat Übernachtungsmöglichkeiten für 450 Personen angemietet. Darunter seien auch Hotels und Pensionen, was ein großer Vorteil sei. Ebenso seien Gewerbeimmobilien angeboten worden, die aber beispielsweise erst noch auf Brandschutzvorgaben geprüft werden müssten. Daher dauere es, bis sich Mitarbeiter des Landratsamts bei Anbietern meldeten. "Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon, den wir vor uns haben", sagte Ludwig.
Herausfordernd sei es insbesondere für die Landratsamt-Mitarbeiter zu prüfen, welche Geflüchteten wohin am besten passten. Teils sehe man sich mit Großfamilien von zehn bis 20 Personen oder sogar noch mehr konfrontiert, ergänzte Landrat Niedermaier. Die größte Herausforderung sei es aber fast gewesen, überhaupt an Betten zu kommen. "Vor sechs, acht Wochen waren die praktisch ausverkauft."
Derzeit plant das Landratsamt mit den jetzt drei Sammelunterkünften, eine vierte ist nach aktuellem Stand nicht geplant. Trotz aller Schwierigkeiten, die vielen Geflüchteten aufzunehmen, stehe der Landkreis gut da, resümierte Ludwig. "Wir jammern auf hohem Niveau." Im Großen und Ganzen laufe es sehr gut. "Wir können stolz sein, wie wir den Menschen geholfen haben."