Andreas Ambrosius, Manfred Dieterle-Jöchle, Christina Bömelburg

Die Briten wollen die Europäische Union verlassen. Laut amtlichem Endergebnis sprachen sich am Donnerstag 51,9 Prozent für den Brexit aus.

Stimmen zum Brexit-Votum

Welche Konsequenzen könnte das für Handel und Wirtschaft in der Region Bodensee-Oberschwaben haben? Wie bewerten Unternehmer und Politiker aus Friedrichshafen und Umgebung das Brexit-Votum? Erste Reaktionen finden Sie hier:

  • Tom Enders, Airbus-Vorstandsvorsitzender: „Durch dieses Resultat verlieren beide, Großbritannien und Europa. Die Welt und auch Europa werden aber nicht stillstehen. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen hoffe ich, dass den Betroffenen durch den Brexit ein möglichst geringer Schaden entsteht. Großbritannien wird zwar leiden, doch bin ich überzeugt, das Land wird sich noch mehr auf die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft gegenüber der EU und der gesamten Welt fokussieren. Aber natürlich werden wir unsere Investitionsvorhaben in Großbritannien überdenken, so wie jeder andere auch.“
  • Ein Sprecher der Rolls-Royce plc-Hauptverwaltung in London teilt mit: "Wir respektieren den Wählerwillen, auch wenn dies nicht das Ergebnis ist, das wir bevorzugt hätten.
    Wie wir bereits zuvor gesagt haben, wird Rolls-Royce dem Vereinigten Königreich, unserem Hauptsitz seit mehr als einem Jahrhundert, wo wir talentierte und engagierte Mitarbeiter haben und wo wir den Löwenanteil an Forschung und Entwicklung vornehmen, verpflichtet bleiben. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass Rolls-Royce ein globales Unternehmen ist: Zwei Drittel unserer Einnahmen und drei Viertel unserer Aufträge werden außerhalb der Europäischen Union generiert, daher wird die Entscheidung des Vereinigten Königreichs keine sofortigen Auswirkungen auf unser Tagesgeschäft haben. Die mittel- und langfristigen Effekte werden von den Beziehungen abhängen, die in den kommenden Jahren zwischen Großbritannien, der EU und dem Rest der Welt aufgebaut werden."
  • Ein ZF-Sprecher teilte mit: „ZF hat in Großbritannien rund 3.000 Mitarbeiter an neun Standorten und hat im vergangenen Jahr dort einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Wir respektieren das Votum, die EU zu verlassen, als souveräne Entscheidung des britischen Volkes. Wie sich dieser Austritt konkret auf die Geschäfte von ZF auswirken wird, ist aus heutiger Sicht nicht seriös vorherzusagen.“
  • Norbert Lins, Europaabgeordneter der CDU Württemberg-Hohenzollern: "Ich bedauere die Entscheidung der britischen Wähler. Sie ist für beide Seiten ein großer Schaden. Die EU verliert einen ihrer größten Mitgliedstaaten mit einem starken politischen sowie einem großen wirtschaftlichen Gewicht. Andererseits heißt dies für Großbritannien: 'Raus ist raus!' Eine Sonderbehandlung seitens der EU darf es genauso wenig geben wie Rosinenpickerei von britischer Seite. Die Austrittverhandlungen müssen nun, so wie vom Lissabon-Vertrag vorgesehen, innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen werden. Mit dem heutigen Ergebnis dürfte auch die Unabhängigkeitsfrage in den einzelnen Landesteilen des Vereinigten Königreichs wieder hochkochen.
    Die europafreundlichen Schotten haben erst vor zwei Jahren über eine Unabhängigkeit von Großbritannien abgestimmt und dürften diese Forderung sehr schnell wiederholen. Für die Europäische Union bedeutet der Ausgang des Referendums aber auch ein In-Sich-Gehen und Nachdenken über ihre eigentlichen Kernaufgaben. Wir müssen die Bürger wieder für das europäische Projekt begeistern, indem wir den spürbaren Nutzen eines geeinten Europas herausstellen. Der zunehmende Nationalismus und Populismus in vielen Mitgliedstaaten ist Gift für die Einheit Europas und das friedliche Zusammenleben auf dem Kontinent."
  • Lothar Wölfle, Landrat des Bodenseekreises: "Very disappointing. Was das für Europa und auch unsere Region bedeutet, kann heute wohl noch keiner absehen. Deshalb ist jetzt mehr denn je der europäische Geist aller Akteure in Politik und Wirtschaft gefragt. Es ist auch eine Herausforderung für alle Europäer. Was läuft falsch, dass die europäische Idee nicht mehr so richtig zündet?"
  • Der Zeppelin-Konzern teilt mit: "Gerade in Hinblick auf den europäischen Gedanken bedauern wir den Ausgang des Referendums sehr. Über die konkreten Auswirkungen dieser Entscheidung auf das restliche Europa und UK selbst kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden. Gleiches gilt für eventuelle wirtschaftliche Konsequenzen. Die Bandbreite der möglichen Szenarien ist groß. Wir erwarten für den Zeppelin Konzern keine nennenswerten negativen Auswirkungen.
    Im Vorfeld des Referendums wurden unter anderem im Währungsbereich Maßnahmen zur Risikoprävention definiert und umgesetzt. Zeppelin ist selbst in UK mit einer kleineren Konzerngesellschaft vertreten, welche sich aber insbesondere auf den lokalen Markt konzentriert und für welche wir ebenfalls keine gravierenden, negativen Auswirkungen erwarten. Unser Herstellerpartner im Baumaschinengeschäft, Caterpillar unterhält im Vereinten Königreich eine Fertigungsstätte, die unter anderem auch den europäischen Markt bedient. Auswirkungen sind hier nicht auszuschließen, wobei davon auszugehen ist, dass eventuell Änderungen partnerschaftlich vereinbart werden."
  • Oliver Albrecht, Vetter-Geschäftsführer: „Als Pharmadienstleister sind wir international tätig und pflegen rege Geschäftsbeziehungen zu Großbritannien. Deswegen waren wir klar dafür, dass Großbritannien in der EU bleibt. Die mittlerweile feststehende Tatsache, dass die Mehrzahl der Briten dagegen gestimmt hat, wird sich unserer Meinung auf Vetter eher mittelfristig auswirken. Konkret bedeutet dies, dass sich Bestimmungen für die Einfuhr und die Besteuerung unserer gelieferten Waren ändern könnten. Auch müssen Verträge mit Kunden und Lieferanten geprüft werden. Und was ein Brexit für die Zusammenarbeit mit der britischen Gesundheitsbehörde dann im Einzelnen bedeutet, ist ebenfalls verständlicherweise heute noch unklar. Experten rechnen unserer Information aus heutiger Sicht damit, dass die Europäische Union und die Gesetzgeber ungefähr zwei Jahre Vorlauf für die Umsetzung brauchen.
    Von unserer Seite werden wir weiterhin alles uns Mögliche tun, um auch in Zukunft bestmöglich mit unseren britischen Kunden, Lieferanten und der Gesundheitsbehörde zusammenzuarbeiten."
  • Manne Lucha (Grüne), Sozial- und Integrationsminister: „Ich bedauere die Brexit-Entscheidung sehr. In einer mobilen Welt funktioniert Abschottung nicht. Wir müssen mehr denn je für die europäischen Werte eintreten, für Menschenrechte, Freizügigkeit und interkulturellen Dialog. Gerade vor dem Hintergrund des grassierenden Populismus sind wir dazu aufgerufen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und zu zeigen, dass unterschiedliche Kulturen unser Leben bereichern.“
  • Lothar Riebsamen, CDU-Bundestagsabgeordneter des Bodenseekreises: „Ich bedauere diese Entscheidung außerordentlich, denn 75 Prozent der jungen Briten haben für einen Verbleib gestimmt. Die ältere Generation, die es eigentlich besser wissen müsste, hat für einen Austritt gestimmt. Für die Politik wird es in den nächsten Jahren um Schadensbegrenzung gehen. Dies gilt vor allem für die Zeit in drei Jahren, möglicherweise muss bis dahin ein Freihandelsabkommen, wie wir es bisher schon mit Kanada und den USA haben, abgeschlossen werden.“ Mögliche Handelsvereinbarungen mit Großbritannien müssten stehen, wenn der Austritt aus der Europäischen Union (EU) in gut zwei Jahren tatsächlich vollzogen sei. Konkrete Auswirkungen auf die Wirtschaft seien erst in drei Jahren klar abzusehen.
    Folgen werde die Entscheidung der Briten sicherlich auf die stark exportorientierten Wirtschaftsbetriebe im Bodenseekreis haben. Einige Industriebetriebe hätten ja auch intensive Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien.
  • Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen, Überlingen: „Der Brexit wird negative Auswirkungen auf die Kernbranchen in der Region geben.“ Die Aktienmärkte hätten sofort reagiert, das sei ein klares Zeichen. In einem Gespräch mit ihm habe sich am Freitag ein international erfolgreicher Öko-Weinhändler vom Bodensee sehr skeptisch zu seiner wirtschaftlichen Existenz geäußert. Denn jeder Liter Wein, den dieser jetzt nach England liefere, werde teurer. Grundsätzlich, so Hahn, müsse auch der Nährboden analysiert werden, auf dem solche Entscheidungen wie die in Großbritannien, entstanden sind. Er spüre in der Bevölkerung eine große Verunsicherung, teilweise auch Angst, die durch die weiter fortschreitende Globalisierung ausgelöst worden sei. Diese gelte auch für die Debatte um die großen Handelsabkommen mit Kanada oder mit den USA (TTIP). Nur mit größtmöglicher Transparenz, so Hahn, könne dieser Verunsicherung unter den Bürgerinnen und Bürgern begegnet werden. „Die Menschen müssen deutlich aufgeklärt werden“. Die teilweise zu beobachtenden nationalistischen Bewegungen innerhalb Europas sieht er als eine große Gefahr für die EU.
    Ziel der Politik müsse es sein, denn innereuropäischen Einigungsprozess weiter voranzubringen.
  • Klaus Hoher (FDP), Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Bodensee: "Der Brexit ist ein Paukenschlag und Warnschuss für Brüssel zugleich. Die EU muss endlich damit aufhören in den Alltag der Menschen hineinzuregieren. Sie muss sich wieder den wichtigen Themen widmen, zum Beispiel der Flüchtlingspolitik. Die überflüssige Brüsseler Demokratie muss reduziert werden, viele Detailbereiche gehören wieder in das Aufgabengebiet der Nationalstaaten. Nur so können wir gemeinsam den nationalistischen Strömungen in Europa entgegenwirken. Der Brexit darf kein Vorbild werden. Als Abgeordneter im Bodenseekreis sorge ich mich natürlich um die Zukunft der britischen Firmen in unserer Region wie auch um die hiesigen Firmen mit britischen Niederlassungen. Noch kann niemand richtig einschätzen, was der Brexit hier bewirkt. Ich fordere die EU bei den Austrittsverhandlungen zur Besonnenheit auf, damit eine vernünftige Übergangslösung im Sinne der Unternehmen und deren Belegschaft auch hier im Bodenseekreis erzielt wird."
  • Harald Riehle, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Friedrichshafen: "Die Volksbank Friedrichshafen bedauert das Votum der britischen Bürger für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU) vom Freitag.
    „Der EU-Austritt widerspricht der wirtschaftlichen Vernunft; für die britischen Bürgerinnen und Bürger, aber auch für deren Wirtschaft, wird das langfristig erhebliche Nachteile haben“, erklärt Harald Riehle, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Friedrichshafen. Mit dem Vereinigten Königreich gehe den EU-Mitgliedsstaaten ein Partner verloren, der sich bisher ähnlich wie Deutschland für eine freiheitliche Wirtschaftsordnung eingesetzt habe. Oft habe das zu besseren Entscheidungen der Gemeinschaft beigetragen. Nun müssten britische Regierung und EU-Kommission einen klaren Fahrplan für den Brexit erarbeiten. Wichtig sei, dass Unternehmen und Bürger sehr rasch Planungssicherheit erhalten. Dadurch könnten die negativen Auswirkungen auf die Konjunktur im Vereinigten Königreich, aber auch in Deutschland und den anderen EU-Mitgliedsstaaten, vermindert werden. Eines müsse die EU aber nun bedenken, so Riehle: „Die europäischen Bürger wollen keine übertriebene Verlagerung von Kompetenzen nach Brüssel. Eine Zentralisierung darf nur dort stattfinden, wo sie zwingend notwendig und für alle sinnvoll ist.“ Es sei damit zu rechnen, dass sich die Lage an den Finanzmärkten nach den ersten, unvermeidlichen Kursrutschen stabilisiert.
    "Aufsicht, Notenbanken sowie Politik und auch die deutschen Banken und Sparkassen, sind auch auf diese Entwicklungen vorbereitet."
  • Die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) bedauert den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU). „Für die regionale Wirtschaft wird das Brexit-Votum weitreichende Folgen haben“, gibt IHK-Präsident Heinrich Grieshaber zu bedenken. Dennoch sieht er keine unlösbaren Probleme. „Die mittel- und langfristigen Folgen des EU-Austritts sind nur schwer absehbar.“ Er hofft, dass dies keinen Domino-Effekt auf weitere Mitgliedsstaaten haben wird. Neben unmittelbaren negativen Auswirkungen auf die Finanzmärkte dürften alle, die Dienstleistungen in Großbritannien erbringen, betroffen sein. Baden-Württembergische Unternehmen lieferten im Jahr 2015 Waren im Wert von 12,3 Milliarden Euro nach Großbritannien. Damit stand das Vereinigte Königreich auf Platz sechs. „Über Nacht sind unsere Produkte in Großbritannien um 30 Prozent teurer geworden“, bringt Christian Eineder von der zur Waldner-Gruppe gehörenden Hohenloher Spezialmöbelwerk Schaffitzel GmbH & Co.KG die Situation auf den Punkt. „Dennoch“, so der für das internationale Geschäft verantwortliche Prokurist, „eröffnen die mit der Pfundabwertung verbundenen Kursverluste des Euro gleichzeitig Chancen auf den zentral- und südamerikanischen Märkten und in Osteuropa.“ Entscheidend für die Wirtschaft sind Planungs- und Investitionssicherheit. Dafür ist eine gute politische Lösung auf EU-Ebene unabdingbar.
    Kurzfristig werde man nicht in Aktionismus verfallen. Hohenloher kann jedoch nicht ausschließen, dass die Marktbearbeitung Großbritanniens zu Gunsten anderer Länder reduziert wird. Keine gravierenden Änderungen erwartet Dr. Hinrich Dohrmann, einer der drei Geschäftsführer der Tox Pressotechnik GmbH aus Weingarten. „Wie von uns bereits in der Vergangenheit gehandhabt, wird zukünftig die Beobachtung und unter Umständen Absicherung der Wechselkurse auch für Großbritannien eine bedeutende Rolle spielen. Die Währungsschwankung ist momentan der wesentliche Effekt hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit auf der Insel.“ Generell wird der Brexit nicht dramatisch gesehen, da dies primär ein politisch zu behandelndes Thema sei. Für die Niederlassung in Großbritannien stehen personelle Konsequenzen nicht zur Diskussion, ebenso wird der Standort nicht infrage gestellt. Nach dem Austrittsgesuch Großbritanniens beim Europäischen Rat muss ein Abkommen verhandelt werden. Dies soll innerhalb von zwei Jahren erfolgen. „Entscheidend für die Unternehmen ist es, in dieser Zeit praktikable und wirtschaftsfreundliche Lösungen sicherzustellen. Ziel muss sein, dass auf Dauer ein ungehinderter Zugang unsrer Unternehmen in den britischen Markt besteht. Dies betrifft hauptsächlich die Arbeitnehmerentsendungen, Dienstleistungen sowie den Warenverkehr“, so Grieshaber.
  • Sparkasse Bodensee: „Etwas überrascht und auch enttäuscht“ – so fasst Wolfgang Aich, Pressesprecher der Sparkasse Bodensee seine persönliche Gefühlslage, die des Vorstandes und die der Mitarbeiter der Sparkasse zusammen. „Denn schließlich standen die Zeichen in den letzten Tagen eher in Richtung Verbleib der Briten“. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen an den Börsen, Devisen- und Rentenmärkten aus – denn dort waren in den Kursen angesichts der Umfragen die Risiken eines Austritts wieder herausgerechnet worden. „Natürlich führt das jetzt zu einer Verunsicherung“, wie Aich weiter ausführt. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich bedeute die Abspaltung des Vereinigten Königreichs von der EU eine Zäsur. Vor beiden Seiten liege ein mühseliger und mit kurz- und langfristigen Kosten verbundener rechtlicher und geschäftlicher Neugestaltungsprozess. Wobei die anfänglichen negativen Folgen in UK stärker als in der Union ausfallen dürften. Doch wie könnte es nun weiter gehen und welche Auswirkungen haben die Anleger in Deutschland mittel- bis langfristig zu erwarten? Eine mögliche Antwort liefern die Ökonomen der Deka-Bank, der Investment-Tochter der deutschen Sparkassen. In einer ersten Einschätzung gehen die Experten davon aus, dass zunächst mit fallenden Kursen an den Aktien- und Devisenmärkten zu rechnen sein wird. „Für die Aktienquote privater Haushalte gilt, dass politische Ereignisse wie eine Brexit-Entscheidung oder auch der mögliche Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten keine Auswirkungen auf die langfristigen Anlageziele haben. Denn in einem breit aufgestellten Anlagen-Mix zählt die durchschnittliche Aktienrendite über viele Jahre. Und die wird durch einen Brexit nicht beeinflusst.“, so die Experten. Auch Wolfgang Aich weist darauf hin, dass es in der Vergangenheit immer die richtige Entscheidung war, nicht überstürzt zu handeln. „Ich kann mich noch gut an den `Franken-Schock‘ erinnern – auch hier hat sich die Situation schnell wieder beruhigt. Wer in Panik reagiert, setzt in der Regel aufs falsche Pferd“. In einem sind sich die Experten einig: Nämlich, dass die Wirtschaft sich auf die Situation einstellen wird. Die Auswirkungen auf die Konjunktur zeitlich werden begrenzt sein, sollte sich zumindest ein Teil der Marktreaktionen in den kommenden Wochen wieder zurückbilden. „Das bedeutet“, so Aich weiter, „dass im Einzelfall die momentane Situation für die Anleger sogar eine Chance sein kann, relativ günstig ihren Aktienanteil erhöhen zu können“. Wie und ob dies sinnvoll ist kann pauschal natürlich nicht beantwortet werden – „hier stehen unsere Beraterinnen und Berater unseren Kunden mit Rat und Tat zur Seite“, so Aich. Ist durch diese Entscheidung der Briten die EU nachhaltig in Gefahr? Angesichts einer Umfrage, die der Deutsche Sparlassen- und Giroverband (DSGV) beauftragt hat, wohl eher nicht. Denn 86 Prozent der Bundesbürger finden die Grundidee der Europäischen Union nach wie vor gut. Das sind sogar mehr Menschen als noch vor fünf Jahren. Offener Binnenmarkt, Sicherung des Friedens und gemeinsame Währung – das sind aus Sicht der Bundesbürger die größten Vorteile der Europäischen Union. Danach werden offene Grenzen, die Arbeitnehmerfreizügigkeit und die gemeinsame Stimme gegenüber anderen außereuropäischen Ländern genannt. Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass es durch die Entscheidung einer Mehrheit der Briten zwar in der nächsten Zeit turbulenter zugehen dürfte – „langfristig gesehen wird sich dies jedoch relativieren“ – dessen ist sich Aich sicher.
  • Das Internationale Bankhaus Bodensee teilt mit: "Schon im Vorfeld der Abstimmung fragten wir unsere Unternehmenskunden, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß sie im Falle eines Brexits betroffen wären. Es zeigte sich, dass nur wenige Kunden direkte Geschäftsverbindungen oder Niederlassungen in Großbritannien haben. Insofern betrifft der Brexit unsere Kunden nicht direkt. Indirekt jedoch wird der Brexit Auswirkungen auf viele baden-württembergische Unternehmen mit weitreichenden Handelsbeziehungen haben – nicht zuletzt durch die sich heute in geradezu dramatischer Form zeigenden Verwerfungen an den Devisen-, Zins- und Aktienmärkten. Wir sind allerdings überzeugt, dass sich die deutschen Unternehmen von diesen Rückschlägen recht schnell erholen werden; die wirtschaftlichen Folgen des Brexits für Großbritannien, insbesondere für den Finanzplatz London, sind dagegen unabsehbar. "