„Es gibt verschiedene Konzepte. Jeder verfolgt sein eigenes Marketingkonzept. Ein ganzheitlicher Ansatz fehlt. Ein Leitbild fehlt.“ Mit deutlichen Worten formulierte Bürgermeister Ralph Gerster die derzeitigen Mängel des Erscheinungsbildes der Stadt nach außen und nach innen sowie die Ziele seiner Initiative „Stadt- und Standortmarketing 4.0“. Während der Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses des Pfullendorfer Gemeinderats präsentierte der Rathauschef anstelle des erkrankten Wirtschaftsförderers Bernd Mathieu die Ideen und Vorstellungen der Verwaltung. Wobei der Gemeinderat sich in seiner Klausurtagung im vergangenen Jahr schon mit der Thematik befasst hat.

In der Vergangenheit habe es mehrere Anläufe für ein Marketingkonzept gegeben, erinnerte Gerster an die beauftragten Gutachten, die viel Geld gekostet, aber letztlich unbefriedigende Ergebnisse gebracht hätten. Man müsse gesellschaftliche, demografische und ökologische Prozesse einbeziehen und entsprechend kommunizieren. „Der Mensch ist wählerischer und kritischer geworden“, ist der Bürgermeister überzeugt, dass deshalb eine Imagebroschüre mit schönen Bilder nicht mehr ausreicht, um Menschen von der Attraktivität der Stadt zu überzeugen. Er will ein „Stadt/Standortmarketing 4.0“, das alle Bereiche, von Kultur, Wirtschaft, Innenstadt und Tourismus bis hin zum Wohnungsmarkt und der Verwaltung umfasse. Die Grundlage sollen dabei Werte und Identität der Pfullendorfer bilden.

Die Einbeziehung der Bevölkerung ist für Gerster sehr wichtig. Die Bürger sollen ihre Ideen und Vorstellungen von ihrer Stadt einbringen und bei dem Vorhaben kreativ mitarbeiten. „Wir müssen die Menschen ernst nehmen“, stellte er fest, dass dies ein ergebnisoffener Prozess sei. Dann skizzierte Gerster den Zeitplan für das Projekt „Stadt/Stadtmarketing 4.0“ und deutlich wurde, dass die Verwaltung schon sehr viel Vorarbeit geleistet hat. Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu ist es gelungen, dass Pfullendorf von einem Landesförderprogramm profitiert und 48.580  Euro, sprich 70 Prozent der Kosten, für die Konzeptentwicklung bekommt. Den entsprechenden Auftrag hat man im Prinzip schon an Andrea Schneider vom Unternehmungsberatungsbüro Realizing Progress vergeben, was der Finanz- und Verwaltungsausschuss dann auch einstimmig bestätigte. Der Anteil der Stadt an den Kosten beträgt demnach rund 20.000 Euro.

Workshops für Bürger

Das Büro soll zum Halbjahresende seine Ergebnisse vorstellen, und im dritten Quartal will man die Bürgerschaft mit einbeziehen. Dazu werden Workshops angeboten. Und noch im vierten Quartal sollen konkrete Projekte entwickelt und Handlungsempfehlungen abgegeben werden. Martin Koblitz von der Unabhängigen Liste fragte während der Sitzung nach der Kontaktanbahnung mit dem Büro aus Bayern, was nach Angaben von Bürgermeister Gerster durch Ulrike Schwichtenberg, Geschäftsführerin der Ferienregion Nördlicher Bodensee, geschah, die von guten Erfahrungen der Oberschwaben-Tourismusgemeinschaft mit dem Büro berichtet hatte.