Birgit Müller

2800 Bürger mit Handicap leben laut Behindertenbeauftragten Hannelore Prochnow in Bad Dürrheim. Eine von ihnen ist Ingrid Beaumont. Manchmal habe sie schon das Gefühl, dass Hunde und Behinderte draußen bleiben müssen, sagt sie und lacht. Seit einem Schlaganfall vor zehn Jahren sitzt die 79 Jahre alte Frau im Rollstuhl. "Wenn ich dann nicht in ein Geschäft reinkomme und draußen warten muss, sitze ich oft neben einem Hund, der ja auch nicht in den Laden darf", sagt sie amüsiert. Doch das sehe sie mit Humor. Aufmerksam fährt die Seniorin durch Bad Dürrheim und macht Engstellen und schwierige Punkte für Menschen mit Behinderung aus. Ihre Erfahrungen teilt sie dann mit Hannelore Prochnow.

"Im Großen und Ganzen bin ich mit Bad Dürrheim als behindertengerechte Stadt einverstanden", sagt Beaumont. Es gebe aber schon noch das eine oder andere Plätzchen, das verbessert werden müsse. "Alles, wo nur Treppen sind", fasst sie grob zusammen. "Ohne Rampe wirds dann schwierig." Fehlt eine solche im Bus, könne sie nicht mitfahren. Aber auch zu enge Auffahrten seien ein Problem. "Beim Haus des Gastes komme ich mit dem Rollstuhl gerade so durch", sagt sie. "Und in der Innenstadt führen oft Treppen in die Geschäfte." Dort gibt es für sie dann kein Weiterkommen mehr.

Bis vor ihrem Schlaganfall seien ihr solche Barrieren nie aufgefallen. "Wenn ich jetzt aber irgendwo hin möchte, muss ich mich davor immer kundig machen, ob ich dort überhaupt reinkomme", sagt Beaumont. So habe sie auch schnell erfahren, dass etwa das Hotel Solegarten einen Fahrstuhl hinter dem Haus hat. "Solche Erfahrungen kann ich dann weitergeben", sagt sie und lächelt.

"Man darf sich nicht abkapseln", sagt Beaumont. "Und nicht so verbissen sein." Der Rollstuhl sei für sie kein Grund auf Zugfahrten und Flüge zu verzichten. Notfalls bitte sie eben um Hilfe. Auch jetzt, im Winter, besteht sie darauf, mit ihrer Pflegerin Emilia rauszukommen. "Wenn der Gehweg geräumt ist, komme ich mit meinem Elektrorollstuhl gut voran", sagt sie. "Die Angst ist aber schon im Hinterkopf."