Die Zwangsräumung eines Wohnhauses führte am 23. Januar 2024 im Unterkirnacher Panoramaweg fast zur Katastrophe.

Der frühere Eigentümer, der zu diesem Zeitpunkt immer noch das Haus bewohnte, hatte sich zwölf Stunden lang im Haus verschanzt. Der 62-jährige Ex-Soldat hatte damit gedroht, das Haus niederzubrennen. Am Abend gab er schließlich auf und kam in Haft.

Es war keine leere Drohung: Der Räumungsschuldner hatte im Haus nicht nur 80 Liter Benzin verschüttet, sondern verfügte dort auch über Sprengstoff und ein ganzes Waffenarsenal.

Doch wie ist der Sachstand heute, etwas mehr als zwei Monate nach der eskalierten Räumung?

Wieder auf freiem Fuß

Eine Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Konstanz ergibt, dass der Räumungsschuldner bereits nach kurzer Zeit aufgrund einer Entscheidung des Amtsgerichts Villingen-Schwenningen aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Nach Unterkirnach ist der ehemalige Bewohner aber nicht zurückgekehrt. Bürgermeister Andreas Braun sagt, er halte sich außerhalb der Region an einem neuen Wohnsitz auf. Bei der Gemeinde Unterkirnach habe er nicht um Unterbringung ersucht.

Nach der Zwangsräumung und den Aufräumarbeiten ist nun ersichtlich, wie marode zumindest die zum Haus im Panoramaweg gehörenden Garagen ...
Nach der Zwangsräumung und den Aufräumarbeiten ist nun ersichtlich, wie marode zumindest die zum Haus im Panoramaweg gehörenden Garagen sind. | Bild: Cornelia Putschbach

Wie Andreas Mathy, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, ausführt, muss er sich aber wohl wegen einer langen Liste an Straftaten verantworten.

Das sei zunächst ein besonders schwerer Fall von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, aber auch wegen der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens, wegen Verstößen gegen das Waffengesetz, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz und nicht zuletzt – aufgrund des herbeigeführten Todes eines Haustieres – gegen das Tierschutzgesetz.

Die Ermittlungen seien, Stand jetzt, abgeschlossen, so Andreas Mathy weiter. Die Akte liege nun beim Verteidiger des Unterkirnachers zur Einsicht.

Vor Ende April sei das Verfahren deshalb bei der Staatsanwaltschaft wohl nicht abgeschlossen. Erst dann sei eine Anklageerhebung möglich.

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Der aktuelle Eigentümer des Hauses, ein Donaueschinger Immobilienhändler, bietet das „Zweifamilienhaus mit Potenzial“ im Panoramaweg mittlerweile über ein Internetportal für einen Preis von 299.900 Euro zum Verkauf an.

Der SÜDKURIER hat mit dem Eigentümer gesprochen, sich aber entschieden, seinen Namen nicht zu veröffentlichen. Nach der Zwangsräumung sei er bereits verschiedentlich als angeblich Schuldiger am Desaster angegangen worden, berichtet er.

Finanzamt setzte Zwangsversteigerung durch

Eigentümer wurde der Mann im Zuge einer Zwangsversteigerung, die das Finanzamt im Jahr 2021 beantragt hatte. Der Verkehrswert war von einem Sachverständigen auf 250.000 Euro festgelegt worden.

Der Zuschlag wurde im Oktober 2022 erteilt. Knapp 150.000 Euro bezahlte der Ersteher inklusive bestehen bleibender Rechte.

Rückblick auf die Situation zwei Tage nach der Zwangsräumung im Januar 2024: Damals sind die zerstörten Fenster des Hauses im ...
Rückblick auf die Situation zwei Tage nach der Zwangsräumung im Januar 2024: Damals sind die zerstörten Fenster des Hauses im Panoramaweg noch mit Holzplatten notdürftig verschlossen. Das Haus ist zugewachsen und vor den Garagen steht noch ein altes Fahrzeug. | Bild: Cornelia Putschbach

Danach habe er dem früheren Eigentümer gegen geringe Mietzahlung noch Zeit geben wollen, eine Ersatzwohnung zu finden, sagt der neue Eigentümer.

Mehr als ein Jahr verging vom Zuschlag bis zur Räumung. Auch sei der Termin der Zwangsräumung bewusst erst nach dem Jahreswechsel gewählt worden. Dass diese dennoch so eskalierte, sei für ihn nicht absehbar gewesen, schildert der Ersteher.

Haus ausgeräumt und gesäubert

Das Haus im Panoramaweg mit gut 240 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück wurde in den vergangenen Wochen ausgeräumt und gesäubert. Das Grundstück wurde ausgelichtet. Für die dafür entstandenen Kosten musste der Ersteher in Vorleistung gehen.

Das Entschärfungskommando habe nach den ersten Einsätzen übrigens noch ein weiteres Mal anrücken müssen, so der neue Eigentümer. Beim Ausräumen sei man nach den ersten Waffenfunden noch auf weitere Handgranaten gestoßen.

Wie sieht der jetzige Eigentümer den Zustand des Hauses? Bei der Zwangsräumung waren unter anderem ja auch mehrere Fensterscheiben zu Bruch gegangen. Der Verkäufer beschreibt das Gebäude als „in der Vergangenheit etwas herunterwirtschaftet“ und mit „allgemeinem Renovierungsbedarf“. Er sieht es aber „voller Potenzial“.