Bei diesem Königreichssaal wurden die Sprengsätze montiert

Sprengsätze an Fahrzeugen detonierten in der Steiermark

Samstag, 19. August 2023 | 16:59 Uhr

An zwei Auto-Unterböden in der Südsteiermark sind Freitagabend Sprengsätze detoniert, wobei aber niemand verletzt wurde. Das teilte die Landespolizeidirektion Steiermark am Samstag in einer Aussendung mit. Eine unbekannte Person hatte die Sprengsätze angebracht, während die Besitzer der Fahrzeuge bei einer Gebetsstunde der Glaubensgemeinschaft “Zeugen Jehovas” waren. Ob ein Zusammenhang besteht, werde noch geprüft.

Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet. Kriminalisten des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark, Sprengstoff-Experten der Polizei sowie der Entschärfungsdienst nahmen ebenfalls die Ermittlungen auf. Eine Tatortarbeit und die Spurensicherung wurden noch in der Nacht durchgeführt, hieß es am Samstag.

Die Autobesitzer, ein Mann und eine Frau, hatten ihre Fahrzeuge zwischen 18.45 Uhr und 21.00 Uhr auf einem Schotterparkplatz nahe des Gebetsraums in Leibnitz abgestellt. Laut Polizeisprecher Markus Lamb sollen sie dort offenbar auch parken dürfen. Noch während die Mitglieder der Zeugen Jehovas gebetet haben, hätten sie einen lauten Knall von draußen wahrgenommen, diesen aber nicht einordnen können, sagte Lamb auf APA-Nachfrage. Als dann die Frau hinaus zu ihrem Wagen ging, fielen ihr herumliegende Teile bei ihrem Auto auf.

Etwa eine Stunde später, gegen 21.00 Uhr, stieg der Mann in sein Fahrzeug und fuhr Richtung nach Hause los. Nach wenigen Kilometern detonierte auch bei ihm ein am Unterboden montierten Sprengsatz. Lamb zufolge blieb der Lenker unverletzt, doch das sei nur “Glück gewesen”. Erst danach war klar, dass auch beim Auto der Frau ein Sprengsatz unter dem Wagen detoniert sein dürfte. Beide Fahrzeuge wurden beschädigt.

Während die Ermittler nun sämtliche Bauteile der Sprengsätze unter die Lupe nehmen, werden potenziell gefährdete Einrichtungen sensibilisiert und polizeilich verstärkt überwacht, hieß es seitens der Ermittler. Die Motivlage sei derzeit völlig offen. Wie der “Kurier” berichtete, soll es sich bei den Sprengsätzen um Rohrbomben gehandelt haben. Das wollte die Polizei aber aus ermittlungstaktischen Gründen weder bestätigen noch dementieren. Auch zu einer etwaigen Fehlkonstruktion zwischen Zünder und Sprengstoff, die eine Katastrophe verhindert haben soll, wollte man vorerst nichts bekannt geben.

Zusätzliche Brisanz erhält der Vorfall dadurch, dass seit Freitag und noch bis inklusive Sonntag der Sommerkongress der “Zeugen” im Wiener Happel-Stadion stattfindet. Laut Polizeiangaben versammeln sich dort rund 9.000 Gläubige. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden entsprechend verstärkt, hieß es Samstagnachmittag auf APA-Anfrage. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ist eingebunden. Stattgefunden hat das Treffen am Samstag wie geplant, auch am Sonntag soll es weitergeführt werden.

Michael Schumacher, SPÖ-Bürgermeister von Leibnitz, war im Gespräch mit der APA geschockt: “Das überrascht jeden und man ist erschüttert. Die Region ist bekannt für’s Wohlfühlen und nun sind wir durch ein Jahrhunderthochwasser schon so gebeutelt, als Gesellschaft und als Region, und dann wird so etwas noch draufgesetzt. Das macht sprach- und fassungslos.” Die Zeugen Jehovas seien in Leibnitz eine völlig unauffällige Glaubensgemeinschaft und noch nie negativ aufgefallen. Schumacher sei kein Konflikt im Zusammenhang mit den Zeugen Jehovas in seiner Stadtgemeinde näher gebracht worden.

Erst im März hatte ein 35-Jähriger bei einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg sieben Menschen getötet – darunter ein ungeborenes Kind. Anschließend brachte er sich selbst um.

Von: apa