Selbst wenn dem Tod eine lange Krankheit vorangegangen ist, kann er für die Angehörigen emotional überwältigend sein. Diese Trauer fangen nicht nur Familie und Freunde auf, sondern auch Mitarbeiter der Bestattungsunternehmen. Sie sind es jedoch auch, die Fragen stellen müssen, weil sich die meisten Menschen zu Lebzeiten nicht mit dem Thema Tod befassen.

Welche Form der Bestattung bevorzugt man?

Dabei geht es beispielsweise um die Art und Weise der Bestattung: Erd-, Feuer- oder Naturbestattungen sind in Deutschland die gängigsten Bestattungsformen. Haben sich der Verstorbene oder die Angehörigen für eine Feuerbestattung entschieden, kommt Silke Meboldt ins Spiel. Sie ist bei der Stadt Albstadt für die Friedhöfe und das Krematorium zuständig.
Seit vielen Jahren arbeitet Meboldt im Krematorium am Friedhof Ebingen. „Es ist ein sehr ernstes und trauriges Thema, dennoch ist es ein interessanter Bereich“, sagt sie über ihre Arbeit. Eine Arbeit, die nicht ausstirbt: „Die Zahl der Sterbefälle steigt bundesweit stetig an.“ Während es 2010 noch knapp 879 000 Sterbefälle gab, waren es 2020 fast 986 000 Verstorbene in Deutschland. „Statistisch gesehen wird jeder Deutsche alle 17,5 Jahre mit einem Sterbefall tangiert.“
Trotzdem wird das Thema Tod immer noch tabuisiert. Oft sind es Angst und Verdrängung, die gerade junge Menschen daran hindern, Entscheidungen zu tätigen, wenn es noch möglich ist. Silke Meboldt begegnet allerdings auch Unsicherheit. Deswegen bietet die Stadt Albstadt schon seit einiger Zeit Führungen durchs Krematorium an. „Was passiert mit Schmuck, den man den Verstorbenen mitgibt?“ oder„Darf ich die Urne mit nach Hause nehmen?“, sind Fragen, die sie gestellt bekommt. Deswegen empfiehlt sie: „Machen Sie sich zu Lebzeiten Gedanken, das kommt den Hinterbliebenen zugute und ihre Wünsche werden festgehalten und berücksichtigt.“ Denn der Tod schlägt nicht nur im Alter zu.
Das erlebt Meboldt aufgrund ihres Berufs viel zu oft. „Es gibt Zeiten, in denen mich mein Job belastet.“ Beispielsweise, wenn sie Kinder, Jugendliche oder Unfallopfer einäschern muss. „Es geht an die Nieren und in diesem Job muss man stark sein.“ Das zeigte sich auch während der Pandemie, verrät sie. Zu dieser Zeit arbeiteten die Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb. Normalerweise sind es eine oder eineinhalb Schichten.

Kein Zutritt für Unbefugte

Am Sonntag versucht Albstadt Kremierungen zu vermeiden, obwohl der Ofen 24 Stunden laufen kann. Die Bestatter haben allerdings alle Schlüssel und können sieben Tage die Woche rund um die Uhr Verstorbene anliefern. „Das kann jedoch alles kontrolliert werden“, versichert Meboldt. Unbefugte haben hier keinen Zutritt.
Bei den Führungen wird nämlich deutlich, dass viele die Sorge umtreibt, was mit den Angehörigen oder mit einem selbst später passiert. Die Frage nach dem Scheintod treibt beispielsweise einige um. „Deswegen durften Leichname früher erst nach 48 Stunden bestattet werden.“
Die Medizin hat sich allerdings deutlich weiterentwickelt und der Tod kann besser nachgewiesen werden. „Die Feuerbestattung bedarf in Deutschland – speziell in Baden-Württemberg – einer gesonderten Genehmigung.“ Es dürfen keine Zweifel an der Identität des Toten und an der Todesursache bestehen, da eine nachträgliche Untersuchung der Leiche nach der Einäscherung nicht mehr möglich ist, erklärt Silke Meboldt. „Aus diesem Grund ist vor jeder Kremierung eine zweite Leichenschau gesetzlich vorgeschrieben.“
Diese Leichenschau wird von einem Amtsarzt oder Rechtsmediziner durchgeführt. Vier Ärzte kommen regelmäßig nach Albstadt, um die Leichname zu untersuchen und unter anderem festzustellen, ob ein Verbrechen stattgefunden hat. Denn nicht jeder Arzt darf eine Leiche untersuchen. Dafür bedarf es einer zusätzlichen pathologischen Ausbildung.

Bis zu 1200 Grad

Hat diese Untersuchung stattgefunden, wird der Leichnam samt Sarg in den mit Schamottesteinen ausgemauerten Ofen gefahren. Das geschieht voll automatisiert. Bei bis zu 1200 Grad wird der Leichnam verbrannt. Bei derartigen Temperaturen entzündet sich der Sarg von selbst. „Der gesamte Einäscherungsvorgang dauert etwa 50 bis 70 Minuten.“ Diese Zeit sei abhängig von der jeweiligen Körperfülle, -größe und auch vom Geschlecht, verrät Meboldt.
Der Sarg und später die Asche befinden sich auf einer Drehplatte. Diese wird nach der Einäscherung gedreht, sodass sie in die nächste Etage kommt. Dort befindet sie sich in einer Mineralisierungskammer, in der die Resteverbrennung stattfindet. Von dieser Etage führt der Prozess in die nächste Etage, wo die Asche abkühlen kann. So können drei Leichname gleichzeitig eingeäschert werden. Die Etagen sind voneinander getrennt und werden nach jeder Kremierung gereinigt. Eine Vermischung der Aschen ist nicht möglich, betont Silke Meboldt.
„In der untersten Etage werden die Rückstände entnommen und zur Urnenabfüllung vorbereitet“, erklärt sie. Metallische Rückstände wie Implantate, Schrauben, Platten oder Herzschrittmacher werden aussortiert. „Bei Schrittmachern gab es früher immer Explosionen. Die mussten früher vom Amtsarzt entfernt werden“, erinnert sich Meboldt, die bereits seit 16 Jahren im Krematorium arbeitet. Sie selbst möchte nach ihrem Ableben ebenfalls kremiert werden: „Einäscherung ist eine saubere Sache.“

Zahlen und Fakten rund um die Friedhöfe und das Krematorium

10 Friedhöfe gibt es in Albstadt. Im Ebinger Friedhof befindet sich das Krematorium. Bundesweit gibt es 32 000 Friedhöfe.

24 Hektar umfassen diese Friedhöfe. Ebingen ist der Größte mit 7,2 Hektar.

15 Tausend Grabstellen gibt es in Albstadt, in Ebingen etwa 7000.

18 festangestellte Mitarbeiter sind bei der Stadt Albstadt mit der Grabherstellung, Herrichten der Grabstellen für Beisetzungen, organisatorischen Tätigkeiten bei Beerdigungen und Trauerfeiern, Reinigungsleistungen in den Friedhofsgebäuden sowie den saisonal anfallenden Unterhaltungsarbeiten beauftragt.

650 Bestattungsfälle gibt es in Albstadt pro Jahr. Davon sind etwa 80 Prozent Aschenbestattungen – „Tendenz steigend“.

1800 Einäscherungen pro Jahr werden in Albstadt durchgeführt. Davon zirka 16 Prozent Albstädter und 84 Prozent Auswärtige. Denn das Einzugsgebiet des Albstädter Krematorium umfasst den gesamten Zollernalbkreis, Sigmaringen und Teile vom Landkreis Ravensburg.

1200 Grad entsteht im Ofen während des Einäscherungsverlaufs zeitweise.

750 Grad ist die Mindeststarttemperatur. „Erst bei dieser erreichten Temperatur kann der Ofeninnenraum mit dem Sarg beschickt werden.“ Unter 850 Grad lässt sich nämlich keine saubere und einwandfreie Rauchgas-Nachverbrennung gewährleisten.

20 Kubikmeter Gas benötigt der Ofen etwa pro Einäscherung.

3 Personen gleichzeitig können eingeäschert werden. Dabei ist die Asche der Leichname voneinander getrennt und kann nicht vermischt werden.