Kimberly Winter aus Maryland in den USA ist auf Sozialen Medien schon länger mit ihrem ungewöhnlichen Talent bekannt: Sie kann sehr laut Aufstoßen. Nun hat sie ihre Fähigkeit mit einer Messung vom Guinness Buch der Rekorde bestätigen lassen. Kimberlys Rülpser erreichen 107.3 Dezibel, lauter als ein vorbeifahrender LKW oder eine U-Bahn!
Luft im Magen ist ganz normal
Bei jedem Schlucken können mehrere Milliliter Gase, beziehungsweise Luft, in den Magen gelangen. Der untere Ösophagus Sphinkter, ein starker Schließmuskel, wirkt wie ein Türsteher zwischen Speiseröhre und Magen: Er Lässt alles hinein, aber nur sehr schwer wieder nach oben heraus. Während des Verdauens trennen sich im Magen Gase von den anderen festen Teilen im Essen.
Kohlensäurehaltige Getränke verstärken den Gas-Druck im Magen. Irgendwann wird der Druck so groß, dass der untere Ösophagus Sphinkter nachgibt. Das Ergebnis ist Magenaufstoßen. Medizinisch ausgedrückt: Efflation, Ructus oder Eruktation. Mal lauter, mal leiser. Durch Anspannen der Bauchmuskeln und des Zwerchfells kann der Druck erhöht werden.
Der Klang kommt durch Vibration des Ösophagus
Der Klang entsteht nicht etwa durch Vibration der Stimmlippen, sondern durch die Vibration der Speiseröhre und Gewebe im Rachenraum. Deswegen klingt Aufstoßen auch tiefer als die Stimme. Ein veranschaulichendes Experiment für die Entstehung des Geräuschs ist das Aufblasen eines Luftballons - und das geräuschvolle Luftablassen durch den Ballonhals.
Aerophagie und weitere Krankheitsbilder
Für die meisten Menschen ist Aufstoßen bis zu dreißig Mal am Tag unproblematisch. Es gibt jedoch einige Krankheitsbilder rund um das Aufstoßen. Exzessives Aufstoßen mit bis zu 100 Mal am Tag kann Symptom verschiedener Fehlfunktionen oder Krankheiten sein. Bei Aerophagie schlucken Patienten zu viel Luft, das kann zu Völlegefühl, Schmerzen und viel Aufstoßen führen. Bei Supragastric Belching (Luftaufstoßen) wird mit dem durch das Zwerchfell entstehende Vakuum Luft in die Speiseröhre hineingezogen.
Die Retrograde cricopharyngeale Dysfunktion (R-CPD) führt dazu, dass Menschen überhaupt nicht aufstoßen können. Bei ihnen kann sich der obere Schließmuskel der Speiseröhre (oberer Ösophagus Sphinkter) nicht entspannen, um Luft und Gas aus der Speiseröhre herauszulassen.
Profis können mit Tricks auf Knopfdruck Aufstoßen
Einige Menschen beherrschen Tricks um etwa Luft in den Magen zu "schlucken" oder durch Arbeit mit dem Zwerchfell Luft in die Speiseröhre hineinzuziehen. Während Aufstoßen am Tag meist harmlos ist, kann diese forcierte Luftaufnahme medizinisch bedenklich sein.
Rekord-Messung unter ruhigen Bedingungen
Um den zuletzt 2009 von der Italienerin Elisa Cagnoni aufgestellten Rekord im Rülpsen zu brechen, musste Kimberly Winter ihre Fähigkeit in einen Schallarmen Raum unter Beweis stellen. Bei einem lokalen Radiosender im Studio stellte sie schließlich mit 2,5 m Abstand zum Messgerät den neuen Rekord auf. Mit 107,3 dB überbot sie den alten Rekord um 0,3 dB. Der Rekord bei Männern wird von Neville Sharp (Australien) gehalten, der 2021 einen Rülpser mit rund 112,7 dB schaffte.
Auch wenn ihre Rülpser in der Öffentlichkeit nicht immer gern gesehen werden - sie erzählte etwa, dass sie deswegen bereits aus einer Bar geworfen wurde - im Internet hat Kimberly eine kleine Fangemeinde.