Kaltbrunn
Trotz Missbrauchsvorwürfen: Christliche Schule Linth bleibt steuerbefreit

An der Christlichen Schule Linth kam es zwischen 1995 und 2002 zu systematischen körperlichen und seelischen Grenzverletzungen sowie sexuellen Übergriffen. Eine Recherche des «Beobachters» zeigt nun: Die Schule muss trotz laufender Untersuchungen keine Steuern zahlen.

Drucken
Schulleiterin der Christlichen Schule Linth ist mittlerweile die Tochter des ehemaligen Chocolatiers Jürg Läderach.

Schulleiterin der Christlichen Schule Linth ist mittlerweile die Tochter des ehemaligen Chocolatiers Jürg Läderach.

Bild: Tobias Garcia

Nach einem Untersuchungsbericht vom Sommer 2022 geriet die Christliche Schule Linth (CSL) wegen körperlichen und seelischen Missbrauchs in die Schlagzeilen. 2019 hatte die Staatsanwaltschaft das eingestellte Verfahren gegen die Schule wieder aufgenommen. Im Bericht schrieb sie von «Grenzüberschreitungen und teilweise schweren Missbräuchen in religiöser, psychischer, körperlicher und sexueller Hinsicht».

Die Untersuchungen laufen noch heute. Wie Recherchen des «Beobachters» nun zeigen, muss die CSL dennoch keine Steuern zahlen. Das sei üblicherweise nur bei gemeinnützigen Institutionen der Fall, wie der Beobachter schreibt. Wie das möglich ist, wollte das Medium vom zuständigen Steueramt wissen. Die Antwort: Bei Volksschulen gehe es «weniger um Gemeinnützigkeit als vielmehr um eine öffentliche Zweckverfolgung». Darunter werde die Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe durch Private verstanden – die Führung einer Schule inbegriffen. «Im Übrigen werden die Institutionen periodisch auf deren Steuerbefreiung überprüft», zitiert der «Beobachter» das Steueramt weiter.

Zwischen den mutmasslichen Straftaten und der Gemeinnützigkeit der Schule bestehe kein direkter Zusammenhang, sagt ein Mediensprecher der CSL gegenüber dem «Beobachter».

Neue und alte Führung sind eng verbandelt

Der ehemalige Chocolatier Jürg Läderach war Leiter der Evangelischen Gemeinschaft Hof Oberkirch (EGHO), zu der die Domino-Servite-Schule (DSS) gehörte, wie die CSL früher hiess. Die EGHO pflegte enge Verbindungen zur südafrikanischen Kwasizabantu-Mission, die häufig auch als Sekte bezeichnet wird. Nach der Publikation eines Dokumentarfilms auf SRF, in der ehemalige Schülerinnen und Schüler von einem Klima der Angst und des Missbrauchs an der DSS sprachen, distanzierten sich Jürg Läderach und seine Frau von den Übergriffen. Das Ehepaar bat die Opfer um Verzeihung. Die CSL kündigte eine «radikale Neuausrichtung» an.

Wie Recherchen dieser Zeitung zeigten, sind die alte und die neue Führung der Schule entweder miteinander «verwandt, verschwägert oder geschäftlich verbandelt». Beispielhaft dafür steht die neue Schulleiterin der CSL: Jürg und Esther Läderachs Tochter.

«Prinzip aus dunklen Zeiten der Geschichte»

Der «Beobachter» fragte beim CSL-Mediensprecher nach, weshalb die Schulleiterin auf der Website der Schule nicht zu finden sei. «Die Erneuerung der EGHO und der Schule in Zweifel zu ziehen, weil diese teilweise von Kindern ehemaliger Verantwortlicher durchgeführt wird, heisst, der heutigen Generation eine eigene unabhängige Überzeugung abzusprechen und sie in Sippenhaft zu nehmen. Ein Prinzip, das wir aus dunklen Zeiten der Geschichte kennen», lautete die Antwort.

Der Kanton St.Gallen kontrolliere die Schule streng, heisst es im Artikel weiter. Drei bis vier Mal pro Jahr besuchten Verantwortliche des Bildungsdepartements den Unterricht, Dokumente würden überprüft und Gespräche mit der Trägerschaft und der Schulleitung stattfinden. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Bedingungen zur Führung einer Privatschule nicht erfüllt seien. (ddm)