Startseite
Ostschweiz
St Gallen Gossau Rorschach
Die Freilichtspiele Deckers Klara auf dem Fünfländerblick sind beim Unwetter am Freitagabend mit «einem blauen Auge davongekommen», wie Nicola Zoller vom Organisationskomitee sagt. Glück im Unglück hatten auch das Beachmasters und das Sandskulpturen-Festival in Rorschach; es gab zwar Sachschaden, aber keine Verletzten.
«Es ist alles ganz schnell gegangen», sagt Nicola Zoller. Sie ist im Organisationskomitee der Freilichtspiele verantwortlich für Marketing und Ticketing. Auf der Tribüne sassen rund 580 Zuschauerinnen und Zuschauer, als es plötzlich zu stürmen begann. Heftige Böen, Blitz und Donner, Starkregen und Hagelschlag – alle Facetten eines Sturms gleichzeitig. «So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt», sagt Zoller. Sie habe einen Moment lang Bibbern müssen, sagt sie.
Um circa 21 Uhr wurde die Aufführung abgebrochen. Nicht wenige der Zuschauerinnen und Zuschauer hätten die Tribüne aber schon vorher verlassen, sagt Zoller. Einige fanden im Festzelt Unterschlupf. «Wir verteilten Wolldecken», sagt Zoller, «zum Schutz gegen Nässe und Kälte.»
Das Unwetter sei für das Organisationskomitee eine Herausforderung gewesen, sagt Zoller. Panik sei keine ausgebrochen. Es habe aber Gäste gegeben, denen sei die Angst ins Gesicht geschrieben gewesen. Verletzt worden sei niemand, auch die Infrastruktur habe keinen Schaden genommen. Ob es eine Ersatzvorstellung gebe, sei noch ungewiss.
Eine Zuschauerin sagt gegenüber dem St.Galler Tagblatt, sie habe sich gefürchtet im Gewitter auf dem Fünfländerblick. Sie sei im Sturm einige hundert Meter zum Auto gegangen. Dabei habe sie beobachtet, wie es die Leute schier vom Grat gefegt habe. «Ich musste mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Böen stemmen.» Als sie beim Auto angekommen sei, sei sie zwar klitschnass, aber froh gewesen, sagt sie.
Nicola Zoller sagt, sowohl die Tribüne als auch die Bühne und das Festzelt seien mit einer Blitzschutzanlage ausgestattet. Von daher habe keine Gefahr für die «Deckers Klara»-Zuschauerinnen und -Zuschauer bestanden. Das Stück wird planmässig noch sechsmal aufgeführt: heute Freitag, übermorgen Sonntag sowie am 1., 2., 8. und 9. September.
Vom Unwetter heftig erwischt wurde auch das Sandskulpturen-Festival am Rorschacher Seeufer. Laut Festivalleiter Urs Koller hat der Wind zwar das grosse Sonnensegel und den Eingangsbereich des Festzeltes beschädigt, die Sandskulpturen selbst sind aber mehrheitlich intakt geblieben, obwohl es doch für kurze Zeit heftig gehagelt habe. Einzig der doppelte Reiter habe einen Kopf verloren, weil die filigrane Form dem Wetter nicht standgehalten habe. Allerdings hat Koller beim Unwetter auch einiges Glück gehabt, zumal ein grosser Holzbalken auf die Stelle des Zeltes krachte, an der er nur wenige Sekunden vorher noch gestanden hatte.
Besucherinnen und Besucher auf dem Ausstellungsgelände am westlichen Seeufer zeigen sich erstaunt darüber, wie robust die aus Sand gefertigten Kunstwerke sind. Der Kunstpark zum Thema «Rain does no harm, Regen schadet nicht», was beim aktuellen Wetter etwas ironisch klingt, ist noch bis Sonntag, 10. September, geöffnet.
Mit einem blauen Auge davongekommen ist das noch bis Sonntag laufende Beachmasters in Rorschach. Laut Turnierdirektor Peter Thoma hat es sich bewährt, Tribüne und Loungen massiv im Boden zu verankern. Notfallmässig entfernt werden mussten die Werbeblachen an den Absperrungen, um die Segelwirkung zu entschärfen. Auch wurden einige der Fahnen, welche die Beacharena säumen, vom Wind zerstört.
Wie wertvoll eine gute Verankerung ist, habe sich bei den Zelten im Beach Village gezeigt, wo Pavillons und Promotionsstände durch die Gegend flogen. Peter Thoma ist dankbar, dass niemand verletzt wurde, Arena und VIP-Lounge seien rechtzeitig evakuiert worden. Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gang, und das gestern abgebrochene Spiel wurde heute Freitag um 15 Uhr fortgesetzt. Um 16 Uhr startete das Beachmasters programmgemäss mit den angesetzten Spielen. Peter Thoma sagt mahnend: «Das Unwetter hat eindrücklich gezeigt, mit welch unbändigen Kräften die Natur auf Tribüne und Zelte einwirkt. Ich hoffe sehr, dass die Stadt bei der Planung für den neuen Hafenplatz diesen Umstand berücksichtigt und wir auch künftig in der Lage sein werden, die Infrastruktur entsprechend zu verankern, zumal davon auszugehen ist, dass diese Wetterextreme künftig noch zunehmen.»