Ersatzwahl
In Wattwil zeichnet sich nächstes Jahr eine Kampfwahl ab: Die SVP will der SP einen Gemeinderatssitz abjagen

Am 12. März stehen in Wattwil Ersatzwahlen an. Neben einem Sitz im Schulrat wird mit dem Abgang von Ruedi Bösch (SP) auch ein Sitz im Gemeinderat vorzeitig frei. Als erste der Ortsparteien stellt die SVP ihren Kandidaten für das Amt vor.

Sascha Erni
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Der Wattwiler Gemeinderat seit 2021, von links: Andreas Stauffacher (SVP), Pirmin Sieber (Die Mitte), Manuela Schatzmann (parteilos), Thomas Merz (SP), Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner (Die Mitte), Simon Seiler (FDP) mit Ratsschreiber Roger Meier. Ruedi Böschs Platz wird im März neubesetzt.

Der Wattwiler Gemeinderat seit 2021, von links: Andreas Stauffacher (SVP), Pirmin Sieber (Die Mitte), Manuela Schatzmann (parteilos), Thomas Merz (SP), Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner (Die Mitte), Simon Seiler (FDP) mit Ratsschreiber Roger Meier. Ruedi Böschs Platz wird im März neubesetzt.

Illustration: Stefan Bogner

Wie vergangene Woche bekannt wurde, steht am 12. März nicht nur die Ersatzwahl für den abtretenden Wattwiler Schulrat Urs Bichler an. Auch Gemeinderat Ruedi Bösch zieht sich vorzeitig zurück. Während sich die FDP-Ortspartei mit der Nominierung von Pascal Wiget auf den Schulrat konzentriert, nimmt die SVP nun gemäss einer Medienmitteilung den Gemeinderat ins Visier. Mit der Kandidatur von Niklaus Tschumper greift die Ortspartei nach dem frei werdenden Sitz der SP.

«Mindestens einen Bauern sollte es im Gemeinderat haben.»

Der gelernte Automechaniker und Landwirt Niklaus Tschumper führt einen Milchwirtschaftsbetrieb zwischen dem Köbelisberg und Wattwil. «Niklaus Tschumper hat ein breites Fachwissen und ist in verschiedenen Vereinen aktiv, zum Teil als Vorstandsmitglied», hält die Medienmitteilung fest – ein relevanter Punkt, denn Ruedi Böschs Nachfolge wird bis zur nächsten regulären Amtsperiode das Präsidium in der Kommission für Kultur, Vereine und Integration übernehmen.

Kantonsrat Mirco Gerig, Kandidat Niklaus Tschumper und Ortspartei-Präsident Hansueli Hofer an der Nominationsversammlung der SVP Wattwil (von links).

Kantonsrat Mirco Gerig, Kandidat Niklaus Tschumper und Ortspartei-Präsident Hansueli Hofer an der Nominationsversammlung der SVP Wattwil (von links).

Bild: PD

Der Hauptgrund für die Nominierung von Niklaus Tschumper liege aber bei seinem beruflichen Hintergrund, wie Ortspartei-Präsident Hansueli Hofer im Gespräch ausführt. Es sei schlimm, dass sich in solchen Ämtern fast nur Akademiker finden. «Mindestens einen Bauern sollte es im Gemeinderat haben», betont er.

Dass die SVP überhaupt nach dem Sitz greift, der bisher von der SP gehalten wird, liegt laut Hofer an den Urnengängen der Wattwiler Bevölkerung. «Wir sind im Gemeinderat untervertreten.» Denn würde man die Ergebnisse von Abstimmungen und Wahlen betrachten, wären im Gemeinderat zwei Sitze für Die Mitte, zwei für die FDP, zwei für die SVP und einer für die SP angemessen.

Schwierige Suche nach Personal

Wenn es um ein Abbild der Bevölkerung geht, stellt sich natürlich mit Blick auf die gegenwärtige Ausgestaltung des Gemeinderats auch die Frage: Weshalb schickt die SVP keine Frau ins Rennen? Alle Ortsparteien hätten sich gerne eine Frau gewünscht, erklärt Hansueli Hofer. Er habe auf seine Anfragen jedoch nur Absagen erhalten. Er hält fest:

«Es geht allen Parteien gleich, sie haben Schwierigkeiten, Personen für die Behörden zu finden.»

Die letzten Abgänge seien alles junge Menschen gewesen. Es habe keinen Sinn, eine Mutter aufzustellen, die noch Kinder im Kindergarten hat. «Also entschieden wir uns lieber für eine reife Person mit Lebenserfahrung.»

Es dürfte zum Wahlkampf kommen

Die FDP-Ortspartei lasse sich die Option einer Gegenkandidatur noch offen, erklärt Flurin Schmid auf Anfrage. Ob die FDP eine Kandidatin oder einen Kandidaten für den Gemeinderat aufstellt, hänge davon ab, ob und welche Kandidaturen aus der SP und der Mitte kommen werden, so der Präsident der Ortspartei.

Noch haben die Parteien Zeit, etwaige Kandidaturen zu prüfen. Denn die Wahlvorschläge sind bis zum 15. Dezember einzureichen. Es wird dann wohl zum Wahlkampf kommen, glaubt Hansueli Hofer: «Die SP wird den Platz nicht einfach freigeben.» Bis Redaktionsschluss jedoch enthielt sich die SP noch eines Kommentars.