Obertoggenburg
Vor 75 Jahren waren eine Bahnlinie und Bahnhöfe in Stein, Alt St.Johann, Unterwasser und Wildhaus geplant – realisiert wurden sie aber nie

Im Jahr 1946 wurde die Abstimmung über die Verlängerung der Eisenbahn von Nesslau bis Wildhaus gutgeheissen.

Peter Eggenberger
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Die Geleise der Bahn durchs Toggenburg enden in Nesslau an Prellböcken und einer Mauer. Die vor 75 Jahren gutgeheissene Bahn-Verlängerung bis Wildhaus liess sich nicht realisieren.

Die Geleise der Bahn durchs Toggenburg enden in Nesslau an Prellböcken und einer Mauer. Die vor 75 Jahren gutgeheissene Bahn-Verlängerung bis Wildhaus liess sich nicht realisieren.

Bild: Peter Eggenberger

Wildhaus-Alt St.Johann Im Jahr 1870 wurde die Bahnlinie Wil–Wattwil–Ebnat-Kappel eröffnet. Gut vierzig Jahre später, am 1. Oktober 1912, konnte die Bahn-Weiterführung Ebnat-Kappel bis Nesslau in Betrieb genommen werden. Schon damals bestanden verschiedene Projekte für eine Bahnlinie bis Wildhaus und gar bis Buchs. Eine entsprechende Konzession hatte die Bundesversammlung am 14. Juni 1910 erteilt. Der Kriegsausbruch liess dann aber die Bahnpläne im Obertoggenburg auf die lange Bank schieben.

Am 1. Juli 1922 wurde erneut eine Konzession für eine Schmalspurbahn vom Obertoggenburg ins Werdenbergische erteilt. Als dann aber am 1. Mai 1918 die vorerst bis Wildhaus und bereits ein Jahr später bis Buchs führende Postautolinie eröffnet wurde, begann es mit der weiteren Bahnplanung zu harzen.

Jedes Wochenende 6000 Wintersportler

Am 17. April 1944 reichte die Bodensee-Toggenburg-Bahn bei den Bundesbehörden ein Gesuch ein, mit dem die Verlängerung der Bahn ab Nesslau bis Wildhaus in Normalspur erreicht werden sollte. Die Genehmigung von «Bern» erfolgte am 5. Oktober 1945. Gründe für das grüne Licht der eidgenössischen Behörde zum Bahnbau waren die jedes Wochenende ins Obertoggenburg reisenden rund 6000 Wintersportler sowie die Arbeitsbeschaffung für Hunderte von Männern, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ins Zivilleben zurückkehrten.

Vier neue Bahnhöfe waren geplant

Die gesamte Baulänge der Bahn-Fortsetzung ab Nesslau hätte 15,1 Kilometer betragen, wobei 1000 Meter in vier Tunnels verlaufen wären. Oberhalb von Unterwasser war eine Steigung von 50 Promille vorgesehen. Mit der neuen Bahn wären Stein, Alt St.Johann, Unterwasser und Wildhaus zu Bahnhöfen gekommen.

Nach der Volksabstimmung von Ende Februar 1946 schien die Sache auf gutem Wege. Dann aber kam es statt der erwarteten Arbeitslosigkeit zu einem raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Die anhaltend gute Konjunkturlage sowie markante Verbesserungen im Postautodienst liessen dann auf den Bau der neuen Bahn verzichten, obwohl das Projekt 1947 praktisch ausführungsreif war. Ein letztes Gesuch für eine Verlängerung der Konzession lehnte der Bundesrat am 6. Juli 1949 ab, womit die Bahn-Verlängerung bis Wildhaus endgültig begraben war.

Quelle: «Die Bodensee-Toggenburg-Bahn» von Gerhard Oswald, Appenzeller Verlag.