Sektenführerin
«Ihre Handschrift zeigt Überlegtheit»: Graphologin analysiert Uriellas Karte an den «Blick»

Wenige Tage vor ihrem Tod richtete sich Uriella mit einer handgeschriebenen Karte an den «Blick». Graphologin Iris Meier erkennt in den Zeilen viel mehr als nur ein paar simple Grussworte.

Samuel Schumacher
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Uriella hat eine knappe Woche vor ihrem Tod am Sonntag nochmals zum Stift gegriffen und ihre vielleicht letzten Zeilen verfasst. (Archivbild)

Uriella hat eine knappe Woche vor ihrem Tod am Sonntag nochmals zum Stift gegriffen und ihre vielleicht letzten Zeilen verfasst. (Archivbild)

WALTER BIERI

Der letzte Gruss der verstorbenen Sektenführerin Uriella ging an den „Blick“. Mit einer handgeschriebenen Karte bedankte sich die am Sonntag verstorbene Wahl-Schwarzwälderin für die Geburtstagsgrüsse, welche ihr das Boulevard-Blatt in den Tagen zuvor zukommen liess. „In herzlicher Verbundenheit und Dankbarbkeit für Ihre grosse Geburtstagsüberraschung. Ihre Uriella“, stand da handgeschrieben auf der Rückseite eines Fotos.

Dass eine 90-jährige Frau, die seit Jahren unter einer schweren Nervenkrankheit leidet, mit so schöner Handschrift auf einen Brief antwortet, hat viele überrascht. Und es hat die Verschwörungstheorien darüber befeuert, dass Uriella seit längerem nicht mehr lebt und ihr Mann „Icordo“ die Welt einfach noch eine Weile an der Nase herumführen wolle.

Doch Sektenexperte Georg Otto Schmid von der evangelischen Informationsstelle Relinfo sagte dem Blick, die Schrift entspreche genau den handschriftlichen Dokumenten von Uriella, die er kenne. „Um eine Handschrift so gut fälschen zu können, müsste man schon fast ein Genie sein.“

Pflichtbewusst, den Umständen zum Trotz

Die Karte ist also Echt. Uriella hat eine knappe Woche vor ihrem Tod am Sonntag nochmals zum Stift gegriffen und ihre vielleicht letzten Zeilen verfasst. Die Graphologin Iris Meier hat sich die handgeschriebene Karte auf Anfrage unserer Redaktion angeschaut.

Die Schriftexpertin zeigt sich beeindruckt von Uriellas letzten Zeilen: „Im Hinblick auf das hohe Alter und Krankheit zeigt die Schrift, dass sie die Energie, die ihr noch Verfügung steht, mit doch recht starkem Willen lenkt. Soweit ihre Kräfte reichen zeigt sie Durchhaltewillen“, sagt Graphologin Meier.

In der Schrift seien leicht zittrige Abläufe sichtbar. Doch trotz der fortgeschrittenen Krankheit hat sich Uriella ganz offensichtlich um ein schönes Schriftbild bemüht. „Sie will auf jeden Fall ihre Pflicht erfüllen, zeigt immer noch in die Höhe ragende Oberlängen und eine Rechtslage, genaue Oberzeichen sowie rechtsauslaufende Endstriche“, sagt Meier.

Das deute darauf hin, dass Uriella bestrebt war, bis zuletzt ihre Aufgaben zu erledigen und Haltung zu bewahren. „Sie zeigt Gradlinigkeit und Überlegenheit“, findet die Graphologin.