Unruhen in FreetownWahlen in Sierra Leone: Oppositionsführer spricht von Attentatsversuch

Unruhen in Freetown / Wahlen in Sierra Leone: Oppositionsführer spricht von Attentatsversuch
Freetown am vergangenen Samstag: Wahlhelfer beginnen mit dem Zählen der Stimmen zur Präsidentschaftswahl in Sierra Leone Foto: AFP/John Wessels

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Einen Tag nach Wahlen im westafrikanischen Sierra Leone hat Präsidentschaftskandidat Samura Kamara Sicherheitskräften ein versuchtes Attentat auf ihn vorgeworfen. Polizisten umstellten am Sonntagabend die Zentrale der Oppositionspartei APC, deren Kandidat Kamara als einziger aussichtsreicher Herausforderer des amtierenden Präsidenten Julius Maada Bio gilt. „Scharfe Munition und Tränengas wurden von Regierungskräften auf meine Büros gefeuert“, schrieb Kamara auf Twitter. „Dies ist der Versuch eines Attentats.“ Dazu teilte er Bilder von Löchern in einem Holzfurnier und Menschen, die auf dem Boden eines Raums sitzen. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht.

Zu dem angeblichen Attentat soll es gekommen sein, als Kamara gerade eine Pressekonferenz gab, während seine Anhänger vor dem Parteigebäude feierten. Zuvor hatten sowohl die APC als auch Bios Regierungspartei SLPP den Sieg bei der Wahl von Samstag beansprucht und sich auf jeweils eigene Zahlen berufen. Offizielle Ergebnisse der Abstimmung, bei der auch Parlament und Gemeinderäte gewählt wurden, werden erst in einigen Tagen erwartet.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die Wahl in dem Land mit etwa 8,8 Millionen Einwohnern ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den zwei größten Parteien, die jeweils Rückhalt in verschiedenen Volksgruppen und Regionen haben. 2018 war der damalige Regierungskandidat Kamara in einer Stichwahl gegen Bio knapp unterlegen. Umfragen sahen den sehr beliebten Ex-Militär Bio auch in diesem Jahr vorne, obwohl sich die Wirtschaftslage in dem kleinen Küstenstaat deutlich verschlechtert hat. Fast zwei Drittel aller jungen Menschen sind arbeitslos. Bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten durch staatliche Sicherheitskräfte kamen im vergangenen August mehr als 20 Demonstranten und sechs Polizisten ums Leben.

Die APC vermutete bereits vor der Abstimmung Wahlmanipulation und rief zu Protesten auf. Die Stimmabgabe am Samstag wurde durch Verzögerungen beim Eintreffen des Wahlmaterials beeinträchtigt. Teils konnten Menschen deshalb nicht wählen. Der Leiter der Wahlkommission räumte dies am Sonntag ein, sagte aber, es sei nur ein kleiner Teil der Wahllokale betroffen. Er forderte die Parteien auf, ihren Anhängern keine „falschen Hoffnungen“ zu machen.