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Sozialverhalten von PavianenDer Preis des Zusammenlebens

In Gruppen von bis zu 150 Tieren wandern Paviane auf der Suche nach Nahrung.

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In der Gruppe Entscheidungen zu treffen, darf als die Königsdisziplin des Soziallebens gelten. Wie nun eine aktuelle Studie nahelegt, kann es nicht schaden, sich bei der Bewältigung dieser Herausforderung bei Anubispavianen umzuschauen. «Paviane leben in Gemeinschaften, die denen der frühen Menschen ähneln, also in stabilen Gruppen mit verschiedenen Altersstufen», sagt Roi Harel. Er ist Erstautor einer soeben veröffentlichten Studie im Fachjournal «Proceedings B», die den Zusammenhalt und die Entscheidungsfindung in einer Paviangemeinschaft genauer analysiert hat. Demnach pflegen diese Primaten eine Gesellschaftsform, die je nach Situation zwischen Despotie und Demokratie pendelt. Dabei nehmen die schwächsten Mitglieder der Gruppe die grössten Kompromisse in Kauf – haben aber auch die grössten Vorteile vom Zusammenleben mit ihren Artgenossen.

Das machen Harel und seine Co-Autoren Carter Loftus und Margaret Crofoot vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz an der Geschwindigkeit fest, mit der sich eine Paviangruppe fortbewegt. Dabei haben die Affen je nach ihrer Grösse unterschiedliche Lieblingsgeschwindigkeiten.

Paviane detailliert überwacht

Würde jeder Affe seiner persönlichen Geschwindigkeitsvorliebe folgen, wäre die Gruppe schnell auseinandergerissen, wie auch Computersimulationen der Biologen gezeigt haben. Um das zu verhindern, laufen die grösseren Affen langsamer, die Jungtiere dagegen deutlich schneller, als es ihrer Physis eigentlich entspräche. Die kleinen Affen passen sich dabei stärker an als die grösseren.

Gewonnen haben die Forscher diese Erkenntnisse mithilfe von GPS-Halsbändern sowie Geschwindigkeits- und Schrittmessern, die sie 25 Pavianen im Mpala-Forschungszentrum in Kenia angelegt hatten. Wie die Messdaten weiter zeigten, bestimmte auch die Laufposition innerhalb der Gruppe mit darüber, wie sehr das einzelne Tier auf den räumlichen Zusammenhalt achtete. Wer vorne lief, kümmerte sich stärker darum und legte öfter Pausen ein, damit die anderen aufholen konnten. Die Tiere am Ende der Gruppe hingegen erlaubten sich grössere Abstände zu ihren Artgenossen – vielleicht in dem Wissen, dass andere sich schon um den Zusammenhalt kümmern würden.

Margaret Crofoot bei der Vorbereitung von GPS-Halsbändern.

Möglicherweise limitieren diese Fortbewegungsregeln sogar die Grösse einer Horde, wie die Autoren schreiben. Je grösser eine Gruppe ist, desto deutlicher muss jedes Tier von seiner bevorzugten Geschwindigkeit abweichen. Aus energetischer Sicht lohnt sich das vermutlich für die besonders kleinen Mitglieder irgendwann nicht mehr.

Winkel entscheidet über Richtung

Und es ist ja nicht nur die Geschwindigkeit, auf die sich alle einigen müssen. Davor steht noch die Frage: Wo wollen wir denn überhaupt hin? Auch dafür gibt es in einer Paviangruppe Regeln, die zum Teil dem Mehrheitsprinzip folgen, wie Crofoot und ihre Kollegen in früheren Studien gezeigt haben. Angenommen, fünf Tiere einer Gruppe biegen nach rechts ab, zehn Tiere nach links. Was macht der Rest der Horde? Ist der Winkel zwischen den beiden vorgeschlagenen Richtungen klein, unter 90 Grad, wählen die übrigen Affen im Wortsinn den Mittelweg und laufen zwischen den beiden Teilgruppen hindurch. Beträgt der Winkel deutlich mehr als 90 Grad, folgen die restlichen Affen der grösseren Teilgruppe.

Ein Faktor allerdings kann diese Mehrheitsregel ausser Kraft setzen: Strassen. Ihnen folgen die Tiere bevorzugt, weil sie dort leichter vorankommen. Wollen einige Affen ihre Artgenossen davon überzeugen, von einer Strasse in unwegsames Gelände abzubiegen, müssten sie schon sehr zahlreich sein, um den Rest der Gruppe zu überzeugen.

In jeder Gruppe gibt es ein klar dominantes Männchen, das sich wie ein Despot aufführt.

Bei all diesen Entscheidungen spielt der soziale Rang der Tiere keine Rolle. Das ist erstaunlich, weil Paviane sonst durchaus etwas übrig haben für klare Hierarchien. In jeder Gruppe gibt es ein klar dominantes Männchen, das allerlei Privilegien beansprucht. Es frisst, wann, was und so lange es will und sichert sich die besten Schlafplätze sowie Paarungsgelegenheiten. Von mehrheitsbasierten Entscheidungen ist dann keine Rede mehr, das Alphamännchen herrscht in diesen Situationen als Despot.