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Schmelzendes Eis am SüdpolLuftströme bedrohen das Schelfeis der Antarktis

Im Jahr 2017 zeigte ein Blick aus dem Flugzeug, dass ein grosser Teil Schelfeis in der Antarktis abbrechen würde. 

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Die Zusammenbrüche der Schelfeise Larsen A und Larsen B an der Antarktischen Halbinsel hängen wahrscheinlich mit feuchtwarmen Luftströmen zusammen. Diese sogenannten atmosphärischen Flüsse könnten etwa durch Hitzewellen, Eisschmelze und hohen Seegang das Eis destabilisieren und so auch zum Abbruch grosser Eisberge beitragen, schreibt ein internationales Forschungsteam im Fachblatt «Communications Earth & Environment».

Die Klimatologen warnen vor den Auswirkungen solcher Luftströme auf das noch bestehende Larsen-C-Schelfeis, das grösste Eisschelf der Antarktischen Halbinsel. Bei Schelfeis handelt es sich um grosse Eisplatten, die vor der Küste auf dem Meer aufliegen und aus dem Inland von Gletschern gespeist werden. Grosse Schelfeisgebiete, die es vor allem in der Antarktis gibt, dienen für die dahinter gelagerten Eismassen als eine Art Stabilisator: Sie verhindern, dass das Inlandeis in den Ozean abrutscht.

An den Rändern von Schelfeis brechen immer wieder Eisberge ab. Sorgen bereitet Forschern seit Jahrzehnten insbesondere das Larsen-Schelfeis an der Ostseite der Antarktischen Halbinsel, die sich weit Richtung Südamerika erstreckt. Dieses Schelfeis umfasst mehrere Areale, die von Nord nach Süd mit den Buchstaben A bis D durchgezählt werden. Das im Norden der Halbinsel gelegene Eisschelf Larsen A kollabierte Anfang 1995 auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern.

Im Jahr 2017 brach eine Eisplatte vom Larsen-C-Schelfeis in der Antarktis ab, die fast so gross war wie das Wallis. 

Im Jahr 2002 zerfiel das wesentlich grössere Eisschelf Larsen B ebenfalls innerhalb kurzer Zeit. Was zum Zusammenbruch der beiden Eisschelfe führte, war bislang unklar. In der aktuellen Studie untersuchte das Team um den Klimatologen Jonathan Wille von der Université Grenoble Alpes den Einfluss der atmosphärischen Flüsse. Diese Bänder von Luftströmungen transportieren feuchtwarme Luftmassen aus den Subtropen und gemässigten Breiten über weite Distanzen polwärts – und können zu Extremwetter wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Sturm und hohem Seegang führen. So hing etwa die im Februar 2020 gemessene Rekordtemperatur von 18,3 Grad Celsius an der Forschungsstation Esperanza auf der Antarktischen Halbinsel mit dem Phänomen zusammen.

Für den Zeitraum von 2000 bis 2020 identifizierten die Forscher an der Antarktischen Halbinsel 21 Abbrüche grosser Eisberge. Anhand von Klimamodellen und Satellitenbildern prüften sie den Einfluss atmosphärischer Flüsse. Demnach gingen solche Luftströmungen 13 der 21 Ereignisse voraus – also etwa 62 Prozent. Auch an den beiden Zusammenbrüchen von Larsen A und Larsen B war das Phänomen demnach beteiligt.

Die Luftströme sorgen den Forschern zufolge für hohe Schmelzraten auf der Oberfläche des Schelfeises. Auf dem Eis sammelt sich das Wasser in Seen oder sickert durch Spalten. Zudem dünne die feuchtwarme Luft das Meereis an den Rändern des Schelfeises aus, sodass dieses direkt dem Meerwasser ausgesetzt sei – zumal bei starkem Seegang. Die Autoren betonen jedoch, die Prozesse, die zum Kollaps eines Eisschelfs führen, seien noch nicht vollständig verstanden. Intensive Luftströmungen seien vermutlich ein Faktor von mehreren. Mit Blick auf das verbliebene Eisschelf Larsen C warnen die Wissenschaftler, dieses könnte noch empfindlicher auf starke Luftströme reagieren als Larsen A und B. (dpa)