Risikoloser Zinssatz

Definition

Der risikolose Zinssatz – was ist das?

Bei Kapitalanlagen und Krediten heißt es immer wieder „der Zins preist das Risiko mit ein“. Was aber hat es dann mit einem risikolosen Zinssatz zu tun? Wir definieren den risikolosen Zinssatz als den Zinssatz, der ohne Risiko erzielt werden kann, bei dem also nach Auffassung der Marktteilnehmer kein Risiko besteht, dass es zu Verzögerungen oder Ausfällen bei Zinszahlungen und Rückzahlung allgemein kommt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der risikolose Zinssatz basiert auf der Anleihenrendite des Emittenten mit der besten Bonität.
  • In der Eurozone gelten Anleihen der Bundesrepublik mit zehnjähriger Laufzeit als Referenzpapiere, in den USA Anleihen mit dreimonatiger Laufzeit.
  • Der risikolose Zinssatz dient dazu, die Marktrisikoprämie zu ermitteln.

Aktuelle Höhe des risikolosen Zinssatzes

Wie gerade erwähnt, wird als so genannter "risikoloser Zinssatz" für Deutschland und die Eurozone die Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen (Bundesanleihen) mit zehn Jahren (Rest-)Laufzeit und für die USA von Staatsanleihen mit drei Monaten (Rest-)Laufzeit herangezogen. Wie hoch diese Renditen - und damit die risikolosen Zinsen - derzeit ausfallen, zeigt unsere Statistik:

Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.

Quellen:

Wofür dient die Angabe des risikolosen Zinssatzes?

Zunächst einmal muss man anmerken, dass es den absolut risikolosen Zinssatz nicht gibt. Ein Restrisiko, dass ein Darlehen, in diesem Fall eine Anleihe, nicht zurückgezahlt wird, besteht immer. Trotzdem gilt der risikolose Zinssatz als Benchmark für beste Bonitäten. Der risikolose Zinssatz beschreibt den Zins, den ein Schuldner erster Bonität an seine Geldgeber entrichten muss. Als Maßstab für diesen Zins gelten keine Unternehmensanleihen und auch keine Anleihen Staaten mit schwächerer Bonität, sondern nur Anleihen von Staaten, deren Kreditwürdigkeit als unangefochten betrachtet wird.

Bundesrepublik als Referenzgeber in der Eurozone

In der Eurozone wird in der Regel die Bundesrepublik Deutschland als Referenz-Kreditnehmer herangezogen, da sie innerhalb der EU über die beste Bonität verfügt und deutsche Staatsanleihen das höchste Handelsvolumen aufweisen.

Der risikolose Zinssatz für eine Dauer von zehn Jahren ergibt sich aus dem Zins, den eine zehnjährige Staatsanleihe für die kommenden zehn Jahre abwirft. Handelt es sich um eine bereits begebene Anleihe, gilt die Restlaufzeit. Im August 2019 lag der risikolose Zinssatz für zehnjährige Anleihen in der Eurozone bei – 0,65 Prozent, der Umlaufrendite der entsprechenden Bundesanleihen. Im Vergleich dazu lag der risikolose Zinssatz in den USA im Juli 2019 bei 2,02 Prozent. Allerdings muss man ergänzen, dass in den USA vorzugsweise dreimonatige Anleihen zugrunde gelegt werden, da diese weitgehend inflationsfrei sind.

Wer wissen möchte, wie hoch der risikolose Zinssatz für die Dauer von einem Jahr ausfällt, muss sich an den Neuemissionen für einjährige Papiere orientieren.

Wie ermittelt man den risikolosen Zinssatz?

Das Verblüffende an diesem Zins ist, dass er nicht mathematisch ermittelt, sondern aus den Umlaufrenditen abgeleitet wird. Es bestehen auch keine Vorschriften, wie dieser Zins definiert ist. Dennoch spielt er in zahlreichen finanzmathematischen Modellen eine Rolle, beispielsweise dem Preismodell für Kapitalgüter (CAPM, Capital Asset Pricing Model).

Ermittlung der Marktrisikoprämie

Der risikolose Zinssatz dient nicht nur der Feststellung der Zinsen bester Bonitäten, sondern auch dazu, die sogenannte Marktrisikoprämie zu ermitteln. Diese Prämie gibt die Differenz zwischen dem risikolosen Zins und dem tatsächlich zu zahlenden Zins bei einer anderen Anleihe wider. Sie gilt als Preis für ein höheres, aber mit einem höheren Risiko behaftetes Investment.

Lag die Rendite für eine Bundesanleihe im August 2019 bei -0,65 Prozent und für eine vergleichbare italienische Anleihe bei 0,865 Prozent (2), liegt die Marktrisikoprämie bei 1,515 Prozent.

Die Formel für die Ermittlung der Marktrisikoprämie lautet:

MRP = E(rM) - rf

Dabei stellt rM die Rendite einer risikobehafteten Anlage dar und rf die Rendite einer risikofreien Anlage. Die Marktrisikoprämie variiert laufzeitabhängig, da der risikofreie Zinssatz ebenfalls von der Laufzeit abhängt.

Welche Zinsen sind für Sparer derzeit noch drin?

Bei der Antwort auf diese Frage hilft unsere nachfolgende Zinsübersicht, die vom Sparbuch bis zum Festgeld in EUR sowie USD die derzeit maximal möglichen und durchschnittlichen Zinsen auf einen Blick liefert:

Festgeld (USD) 12 Monate

bis zu
5,00% p.a.

Durchschnittszins
3,26% p.a.
von 3 Angeboten

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Tagesgeld

bis zu
4,01% p.a.

Durchschnittszins
2,79% p.a.
von 70 Angeboten

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Festgeld (EUR) 36 Monate

bis zu
3,70% p.a.

Durchschnittszins
2,48% p.a.
von 78 Angeboten

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Festgeld (EUR) 6 Monate

bis zu
3,70% p.a.

Durchschnittszins
2,88% p.a.
von 66 Angeboten

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Festgeld (EUR) 12 Monate

bis zu
3,65% p.a.

Durchschnittszins
2,92% p.a.
von 101 Angeboten

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Festgeld (EUR) 60 Monate

bis zu
3,65% p.a.

Durchschnittszins
2,37% p.a.
von 55 Angeboten

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Sparbuch

bis zu
3,41% p.a.

Durchschnittszins
0,39% p.a.
von 38 Angeboten

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Festgeld (EUR) 120 Monate

bis zu
3,00% p.a.

Durchschnittszins
2,45% p.a.
von 10 Angeboten

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Autor: Uwe Rabolt