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Der Jugendclub Linse in Berlin-Lichtenberg.

© SozDia Stiftung

Räume von Jugendclub werden frei: Legendäres Jugendzentrum „Potse“ möchte erneut nach Berlin-Lichtenberg

In Lichtenberg muss ein Jugendclub schließen - die Potse aus Schöneberg bietet nun an, diesen weiterzuführen. Doch die Politik mauert, obwohl nicht klar ist, was aus den leerstehenden Räumen werden soll.

Betroffene Jugendliche und einige Sympathisant:innen fordern auch weiterhin die Erhaltung ihres Jugendclubs „Linse“. Die Einrichtung auf dem Hof des Kinder- und Jugendtheaters an der Parkaue muss ab dem 1. Januar 2024 schließen. Aus finanziellen Gründen, wie der Betreiber sagt, zudem wird das Gelände umgebaut und die Räume saniert.

Nun ist die Frage, wie die Räumlichkeiten nach den Bauarbeiten in circa zwei Jahren oder auch früher genutzt werden sollen. Am Donnerstag demonstrierten erneut Jugendliche vor der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Sie fordern die Erhaltung der Linse an einem anderen Ort. Die zuständige Stadträtin Camilla Schuler (Linke) bestätigte dazu, dass Alternativplätze gefunden werden sollen, sie wolle zwar keine Versprechen machen, aber es sehe relativ gut aus.

Die derzeitigen Räume der Linse allerdings könnten ab dem neuen Jahr nicht mehr betreten werden, so Schuler weiter. Und bis dahin wird der Bezirk wohl kaum einen neuen Standort gefunden haben. Die Jugendlichen fordern, solange in der Linse bleiben zu können, bis eine Alternative gefunden wurde.

Schuler kann derzeit nicht sagen, ob die Räumlichkeiten später einmal anderweitig genutzt werden könnten, hier habe der Senat noch keine Bestätigung erteilt. Sie werde versuchen, dass das Gelände auch weiterhin für die Jugendarbeit genutzt werden kann.

Potses zweiter Versuch

Das selbstverwaltete Jugendzentrum „Potse“ aus Tempelhof-Schöneberg zeigt nun Interesse an einer Weiterführung der Jugendarbeit an dem Standort. Dieses wurde 2021 geräumt und fand später zunächst anderen Räumlichkeiten in Bezirk, ist aber auf der Suche nach einer guten neuen Adresse. Die Potse wollte 2021 bereits nach Lichtenberg ziehen, damals in den großen Saal des Proberaumareals „Rockhaus“.

Der Bezirk muss sich nur für den richtigen Weg entscheiden

Paul, einer der Pressesprecher:innen der Potse, fordert den Bezirk Lichtenberg auf, über das Angebot nachzudenken.

Nun also der zweite Versuch, sich im Osten Berlins anzusiedeln. Zusammen mit der Stadtteilorganisation „Solidaritätsnetzwerk“ und einem Förderverein namens „LibeRo e.V.“ soll der Standort auf dem Gelände des Theaters an der Parkaue als soziales Zentrum weiter erhalten und bespielt werden.

Doch der Bezirk Lichtenberg sagt, eine Nutzung des Geländes sei bis spätestens 2026 aufgrund der Bauarbeiten nicht möglich. Die Jugendlichen kritisieren, dass sich der Bezirk nicht schon früher Gedanken um einen neuen Standort gemacht hat, da die Baupläne für die Theatersanierung seit 2019 bekannt sind.

„Die Jugendlichen von der Potse hingegen sind seit Jahren händeringend auf der Suche nach einer langfristigen Perspektive“, heißt es in einer Mitteilung. Die Potse darf noch bis 2026 in der Zollgarage am Flughafen Tempelhof bleiben – und sucht bereits jetzt nach einem neuen Standort für die Zeit danach. Vom Zeitpunkt her würde es mit der ehemaligen Linse also genau passen.

Nur, wenn wir weiterhin geschlossen und kämpferisch auftreten, werden wir unsere Forderungen durchsetzen

Anouk vom Solidaritätsnetzwerk fordert den Erhalt des Jugendclubs Linse.

Gerne würde das Solidaritätsnetzwerk die Räume der Linse bereits ab 2024 weiter bespielen und fordert eine Zwischennutzung während der Zeit der Bauarbeiten – die Jugendlichen der Linse würden so ihren Ort nicht sofort verlieren. Bis die Potse die Räume übernimmt, soll die Linse als selbstorganisiertes Nachbarschaftszentrum für Lichtenberg zur Verfügung gestellt werden. Ob diese Forderungen der Initiativen, Einrichtungen und Jugendlichen im Bezirksamt Gehör finden werden, wird sich zeigen.

„Es klingt zu gut, um wahr zu sein. Doch nach über 8 Jahren ehrenamtlichen Kampf für selbstverwaltete Jugendarbeit darf es auch mal ein Wunder geben.“ so Paul, einer der Pressesprecher:innen der Potse. „Der Bezirk muss sich nur für den richtigen Weg entscheiden.“

Jugendliche wollen weiter demonstrieren

Die Proteste gegen die Schließung der Linse haben immerhin bereits erreicht, dass die Öffentlichkeit, Presse und Bezirkspolitik auf die Lage der Jugendlichen aufmerksam wurde. Anouk vom Solidaritätsnetzwerk: „Jetzt gilt es, eine konkrete Perspektive für selbstverwaltete Jugendarbeit in Lichtenberg zu schaffen. Der Druck auf die Verantwortlichen in der Lokalpolitik soll auch im neuen Jahr hochgehalten werden. „Nur, wenn wir weiterhin geschlossen und kämpferisch auftreten, werden wir unsere Forderungen durchsetzen“.

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