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Der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson.

© Foto: Reuters/Chris Radburn

Nach Aussage von Boris Johnson: Bundesregierung hielt ein schnelles Aufgeben der Ukraine für das wünschenswerteste Szenario

In einem Interview erhebt der ehemalige britische Premier schwere Vorwürfe gegen Deutschland. Auch Italien und Frankreich seien zu zögerlich gewesen.

Der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson hat der Bundesregierung einen schweren Vorwurf gemacht: Deutschland habe anfänglich ein schnelles militärisches Aufgeben der Ukraine einem langen Verteidigungskrieg vorgezogen.

„Die deutsche Auffassung war, wenn es zu einem Invasionskrieg kommt, dann wäre das eine Katastrophe und besser, wenn es schnell vorbei wäre und sich die Ukraine ergeben würde“, sagte Johnson gegenüber „CNN Portugal“ am Montag. Die Bundesregierung habe „wirtschaftliche Gründe“ genannt, um diese Haltung zu begründen.

Von welchem Zeitpunkt Johnson redet, bleibt unklar. Sein Vorwurf impliziert aber, dass es sich um die Tage vor der russischen Invasion am 24. Februar gehandelt habe.  Johnson selbst habe die Einstellung der Deutschen nicht geteilt, wie er sagte. „Das war ein verheerender Blick auf die Dinge. Aber ich kann verstehen, warum die Regierung so gedacht hat.“

Regierungssprecher dementiert Johnsons Behauptung

Regierungssprecher Steffen Hebestreit trat den Behauptungen mit den Worten entgegen: „Wir wissen, dass der sehr unterhaltsame frühere Premier immer ein eigenes Verhältnis zur Wahrheit hat - das ist auch in diesem Fall nicht anders.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Bundesregierung insgesamt hätten sich für substanzielle Waffenlieferungen an die Ukraine entschieden, von daher „sprechen die Fakten gegen diese Unterstellung“.


Der Ex-Premier hatte nach Ende seiner Amtszeit auch Kritik für Frankreichs und Italiens Politik in Bezug auf den Ukraine-Krieg übrig. Macron und seiner Regierung wirft er vor, die Möglichkeit einer russischen Invasion lange verleugnet zu haben. Auch die italienische Regierung habe sich wegen ihrer Abhängigkeit von Russland zu zögerlich positioniert.

Mit dem russischen Angriff am 24. Februar hätten sich die Ansichten aber geändert. Etwas versöhnlicher sagte Johnson: „Ich würdige, wie die EU gehandelt hat. Sie hat zusammengehalten und Russland hart sanktioniert.“ Der ehemalige britische Premierminister musste sein Amt im Juli nach mehreren Skandalen verlassen. (mit dpa)

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